Bad Neuenahr-Ahrweiler

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Mobiles Postamt rollt in der Ortsmitte

Von Frank Bugge
Überall dort, wo eine Zulieferung wieder sicher und möglich ist, stellen die Lieferdienste in den Flutgebieten wieder Pakete und Sendungen zu.
Überall dort, wo eine Zulieferung wieder sicher und möglich ist, stellen die Lieferdienste in den Flutgebieten wieder Pakete und Sendungen zu. Foto: Nicolay Meyer

Donnerstagmorgen, 9 Uhr, vor dem Post- und DHL-Stützpunkt an der Ecke Heerstraße/Weinbergstraße in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Werner Weber aus der Kurstadt ist einer von mehreren, die zu früh gekommen sind. Erst um 10 Uhr öffnet die Postverteilstelle. Dann wird er erfahren, ob in den vergangenen Tagen Post für ihn angekommen ist.

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Denn die Briefträger kommen erst nach und nach wieder zu den von der Flut erfassten Häusern und Briefkästen durch – wenn überhaupt noch vorhanden. Das gleiche Problem haben Paket-Lieferdienste wie Amazon, Hermes, UPS oder DHL. „Inzwischen können wir in fast allen Regionen wieder zustellen. Dort, wo eine Zustellung bisher nicht möglich war, haben wir dafür Notausgabestellen eingerichtet“, berichtet Jessica Balleer von der Pressestelle von Post und DHL in Düsseldorf. Ausweichstandorte und Notausgabestellen gibt es laut einer Übersicht (www.deutschepost.de/hochwasser) in Altenahr, Bad Neuenahr, Dernau, Grafschaft, Mayschoß, Rech und Sinzig.

Jeden Tag ändert sich die Lage: „Der Fahrplan sieht es vor, überall dort zuzustellen, wo es sicher und möglich ist. Wir stehen in enger Absprache mit den Kommunen und Feuerwehren vor Ort.“ In der Ortsmitte von Walporzheim bietet die Post eine mobile Poststation in einem Kleintransporter an. Einige Stunden kann man hier Briefe und Pakete aufgeben oder Einschreiben verschicken. Post für die Walporzheimer wiederum kommt von 10 bis 15 Uhr mit einem eigenen Post-Auto. Natürlich nur für Selbstabholer aus dem Ort.

Nachsendungen für Betroffene kostenfrei

Wenn's ums Geld geht: In der Kreisstadt funktioniert die Post-Bank nur in der Hauptstraße 92 und im Edeka-Markt. Natürlich sind auch Postfilialen und Mitarbeiter von der Flut betroffen. Ebenso etwa Zustellfahrzeuge, Packstationen, Briefkästen. Auch Sendungen wurden beschädigt. Die Mitarbeiter selbst hätten die Zustellpunkte „wieder nutzbar gemacht“. Details nennt die Post nicht. Wer im Überschwemmungsgebiet wohnt, könne den Service zur Nachsendung von Briefsendungen an eine „Wunschadresse“ kostenlos nutzen, sagt die Post-Sprecherin. Also eine neue aktuelle oder eine vom Hochwasser unversehrte Adresse.

Schließlich gibt es einen „Lagerservice zur sicheren Aufbewahrung“. In den Orten haben die Zusteller DIN-A5 große Wurfzettel in den Postfarben verteilt und diesen Service bekannt gemacht. Es gibt einen Wertgutschein über 23,90 Euro. Die Krux: Den Service muss man online via Internet beantragen und per Gutscheincode bezahlen. Und was macht, wer kein Internet hat, weil Strom oder Telefon oder überhaupt PC-Kenntnisse fehlen? Jessica Balleer: „Sollten Betroffene keinen Onlinezugang haben, empfehlen wir in dem Fall die Beauftragung durch einen Nachbarn, Freund oder Bekannten – diese können den Nachsendeauftrag stellvertretend beauftragen.“

Hilfreich sei derzeit zudem die Sendungsverfolgung, um zu erfahren, wo und wann man Briefe oder Pakete abholen kann. Dazu braucht man Ausweis und Vollmacht. An der Herstellung des Zustellnetzes arbeitet ebenso unter anderem Amazon. „Die überwiegende Mehrheit der Kunden erhält ihre Pakete wieder ohne Einschränkungen. Für die anderen tun wir unser Möglichstes, damit sie die Bestellungen erhalten. Wir sind uns bewusst, dass sie die Ware dringend benötigen, um ihr Leben wiederaufzubauen“, so Amazon-Sprecher Michael Schneider. Es erfolge täglich eine Abstimmung mit Fahrern vor Ort und Behörden. Man rechne damit, ab nächsten Dienstag wieder in alle zugänglichen Postleitzahl-Gebiete zustellen zu können.

Von unserem Mitarbeiter Frank Bugge