Hamburg

Engagement von Christoph Giesa im Netz: Präsidentenmacher? Ja, das sind die Bürger!

Ein paar Tränen hat Christoph Giesa verdrückt, als die Meldung über den Nachrichtenticker ging, dass Joachim Gauck Bundespräsident werden soll. Gauck – endlich. „Dahinter steckt ein wenig das Gefühl, dass sich der Kampf gelohnt hat, für den ich so viel Herzblut gegeben habe“, sagt Giesa.

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Hamburg. Ein paar Tränen hat Christoph Giesa verdrückt, als die Meldung über den Nachrichtenticker ging, dass Joachim Gauck Bundespräsident werden soll. Gauck – endlich. „Dahinter steckt ein wenig das Gefühl, dass sich der Kampf gelohnt hat, für den ich so viel Herzblut gegeben habe“, sagt Giesa.

Rückblick. 2010 gründet Giesa die Facebook-Gruppe „Joachim Gauck als Bundespräsident“. Innerhalb kurzer Zeit schließen sich mehr als 35 000 Unterstützer an. Aus der Initiative im Netz wird eine Bürgerbewegung mit E-Mail-Aktionen, Petitionen, Filmprojekten und Demonstrationen. Giesa sagt: „Ich war immer überzeugt, dass Gauck der beste Präsident für Deutschland ist. Denn es gibt keinen anderen, der so für den Begriff Freiheit steht. Mit ihm wird die letzte Möglichkeit genutzt, die Werte der Revolution von 1989 zu würdigen.“

Giesa selbst war viele Jahre lang FDP-Mitglied. Aufgewachsen in Kirschweiler (Kreis Birkenfeld), engagierte er sich schon als Schüler in der Partei, wurde 2002 Landesvorsitzender der Jungen Liberalen (Julis) in Rheinland-Pfalz. 2004 kandidierte er, gerade mal 23 Jahre alt, als Spitzenkandidat der Landes-FDP auf Platz neun der Bundesliste für das Europaparlament. Den Einzug verpasste er nur knapp. Heute lebt Giesa (31) als Publizist und Unternehmensberater in Hamburg, befasst sich als Autor mit Formen bürgerlichen Protests und demokratischer Teilhabe.

„Gauck“, sagt er, „hatte schon vor zwei Jahren 90 Prozent Zustimmung an der FDP-Basis. Es war damals eine Entscheidung von Westerwelle gegen die eigene Partei.“ Unter anderem deshalb trat Giesa Ende 2011 aus.

Jetzt hat er auch die Facebook-Gruppe pro Gauck geschlossen. „Für die Entscheidungen der vergangenen Tage hatte sie keinen Effekt“, gibt er zu. „Vor zwei Jahren war sie noch mächtig, weil es diese Form der Unterstützung so zum ersten Mal gab.“ Doch inzwischen äußern (zu) viele ihre Meinung mit gefälschten Accounts. „Die schütten einen mit Müll zu“, sagt Giesa. Dennoch: „Das Engagement hat etwas bewegt, wenn auch mit zwei Jahren Verschiebung. Wir fühlen uns deshalb ein bisschen als Präsidentenmacher.“ Und wenn er noch Parteimitglied wäre, wäre er am vergangenen Sonntag stolz gewesen: „Denn das war eine Überzeugungstat der FDP.“

Von unserer Redakteurin Birgit Pielen