Nürburgring

„Nackte Angst“ um den Ring: Frau gab für Protest ihr letztes Hemd

Autokorso, Demo, Aufkleber – die Fans des Nürburgrings haben sich schon vieles einfallen lassen, um für ihre Strecke Flagge zu zeigen. Jetzt macht eine Aktion einer 33-Jährigen Furore: Sie zeigte Haut: „Ohne Ring sind wir nackt.“ Sie trug nur noch Höschen und Bemalung, die ihre Botschaften transportierten.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige


Die Botschaft geht ihr (fast) unter die Haut: Sylvia Pitzen überwand sich für die Aktion: „Legenden verkauft man nicht“. Foto: Marc Weichert Fotografie

Von unserem Redakteur Lars Wienand
Sylvia Pitzen ist jetzt eine Art „grüner Engel“ der „Grünen Hölle“: Mit ihrer mutigen Aktion beim 24-Stunden-Rennen hat sie viel Furore gemacht, und ein Foto davon hat auf Facebook immer weitere Kreise gezogen und erreicht auch Menschen, die sich sonst mit dem Anliegen nicht befassen. Denn Menschen am Ring kamen beim Rennen an der Botschaft ohnehin nicht vorbei: Da waren auch noch 3000 A3- und 600 A2-Plakate an fast jeder Ecke der Strecke verteilt, um vor dem Verkauf zu warnen.

„Ohne Ring sind wir alle nackt“, demonstrierte Sylvia Pitzen beim 24-Stunden-Rennen.

Martin Brock

Ein Foto der Protestaktion zieht auf Facebook inzwischen immer größere Kreise, wird eifrig geteilt und geliked. Pitzen gefällt das – ihr Anliegen erreicht so auch andere Kreise.

Marc Weichert Fotografie

Sie und der Verein „Ja zum Nürburgring“ fürchten den Verkauf – entgegen den Beteuerungen der Landesregierungen fürchten sie durch einen Verkauf schwerwiegende negative Folgen.

Marc Weichert Fotografie

Wer sie fotografieren wollte, bekam eine Spendendose entgegengehalten. Gut 300 Euro sind so für die Kasse des Vereins und dessen Öffentlichkeitsarbeit noch zusammengekommen. Die Kosten für ihre Bemalung war von Sponsoren übernommen worden.

Martin Brock

Bemalt worden war sie in einem „geschlossenen“ Zelt – mit Fenstern. Eine Stunde dauerte zunächst nur die Grundierung.

Martin Welzel

Im geöffneten Zelt ging es dann an die Motive und Feinarbeiten.

Martin Welzel

Weitere vier Stunden hatte es gedauert, bis die Bemalung komplett war. Mehr Fotos gibt es in einer Galerie auf Facebook.

Martin Welzel

Für Aufmerksamkeiten sorgten aber auch 3600 Plakate, die der Verein „Ja zum Nürburgring“ verteilte – manchmal attraktiv präsentiert.

md-freizeitfotos

Helfer hatten schon in der Woche zuvor eifrig geklebt. Einer war etwa Thomas Waebs, der hier eien Kiste voll zum Verteilen herumfährt.

Andreas Menzel

Auch ein Großteil der Streckenposten hatte Plakate.

Mehr Aufmerksamkeit als jedes Plakat zog naturgemäß die wandelnde Botschafterin Sylvia Pitzen auf sich. Sie habe nach der Idee „keine Zeit mehr zum Zögern gehabt, weil ich sie direkt öffentlich in meinem Facebook-Profil geschrieben hatte“ und sich auch bald Sponsoren für die Bemalung meldeten. Sonst hätte sie vielleicht noch einen Rückzieher gemacht: „Ich bin eher der schüchterne Typ. Die Aktion habe ich auch nur überstanden, weil ich versucht habe, auszublenden, was ich da eigentlich gerade plane und tue.“

Die Idee war ihr gekommen, als die Ausschreibung zum Verkauf der Strecke veröffentlicht wurde. „Ich konnte einfach nicht glauben, dass alle bisherigen Bemühungen der verschiedenen Gemeinschaften so einfach überhört wurden und es eigentlich keinen interessiert, wie wir vor Ort darüber denken“, sagt sie. Schilder und Plakate würden inzwischen nicht mehr wahrgenommen, also musste etwas anderes her.
Vom Abend bis um halb vier morgens trug sie dann auf ihrer Haut die Botschaft zu Markte: „Legenden verkauft man nicht“. Allein in ihrer Familie sind zwei Firmen mehr oder weniger von möglichen Folgen betroffen. „Und mir geht es ja auch um die Zukunft und Heimat meines elfjährigen Sohnes.“ Die 33-Jährige ist Angestellte, führt aber als Hobby eine Agentur für Personalservice und Dienstleistung mit den Schwerpunkten Kinder-Events, Gastronomie & Promotion. Zwei Aktionen mit Körperbemalung hatte sie da auch schon organisiert, „aber nie selbst als Model fungiert.“ Die „nackte Angst“ um den Ring hat dann dazu geführt, dass sie ihr letztes Hemd (ab-)gegeben hat.

Autor:
Lars Wienand
(Mail, Google+)