München

Ude: Ich will die Allmacht der CSU brechen

Will nach 45 Jahren die CSU-Herrschaft ablösen: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD).
Will nach 45 Jahren die CSU-Herrschaft ablösen: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Foto: dpa

Christian Ude will die SPD 2013 zum Sieg bei der Landtagswahl in Bayern führen. Der Münchner Oberbürgermeister über den Angriff auf eine CSU-Bastion.

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München – Christian Ude will die SPD 2013 zum Sieg bei der Landtagswahl in Bayern führen. Der Münchner Oberbürgermeister über den Angriff auf eine CSU-Bastion.

Wollen Sie sich mit Ihrer Spitzenkandidatur bei den Landtagswahlen in Bayern einen Platz in den Geschichtsbüchern erobern?

(lacht) Diese Frage eilt der Zeit weit voraus. 20 Oberbürgermeisterjahre mit vielen wichtigen Entscheidungen sichern mir ohnehin schon eine Fußnote in Münchner Geschichtsbüchern.

Wenn Sie aber als Sozialdemokrat die CSU in Bayern ablösen, dann ist Ihnen der Platz in den deutschen Geschichtsbüchern sicher.

Das nehme ich billigend in Kauf. Im Ernst geht es mir nicht um die eigene Rolle. Vielmehr geht es darum, ein Ziel zu erreichen, das ich seit 45 Jahren verfolge: die Allmacht der bayerischen Staatspartei CSU mit ihrer rückständigen Bildungspolitik zu brechen.

Wann ist bei Ihnen die Idee gereift, dass Sie antreten wollen?

Die Entscheidung ist kurzfristig gefallen. Mich beschäftigt allerdings schon seit Längerem die Frage, was man tun könnte, um der bayerischen SPD so weiterzuhelfen, dass sie eine gute Grundlage für die Stadtratswahlen 2014 bekommt. Dass dies durch eine eigene Rolle in der Landespolitik gelingen kann, ist in einem Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden der SPD im bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher, und dem Landtagsvizepräsidenten Franz Maget entstanden. Als mich dann auch noch der Landesvorsitzende Florian Pronold vorgeschlagen hat, waren wir uns in dieser sonst so streitlustigen Partei schnell einig.

Wann ist die endgültige Entscheidung gefallen?

Endgültig ist die Entscheidung erst nach einem längeren Telefonat zwischen Hans-Jochen Vogel und meiner Frau gefallen.

Hat Herr Vogel Ihre Frau überredet, dass Sie antreten dürfen?

Den Ausdruck „überredet“ würden sowohl Herr Vogel als auch meine Frau von sich weisen. Meine Frau hatte sich für die Zeit nach meinem Ausscheiden als Oberbürgermeister von München ein Leben mit mehr gemeinsamer Zeit und mehr Freiheit erträumt. Hans-Jochen Vogel hat aber sehr ausführlich geschildert, wie sehr es ihn freuen würde, wenn nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder ein Sozialdemokrat Ministerpräsident von Bayern würde und was dies auch für die Sozialdemokratie insgesamt bedeutet.

Was bedeutet es denn für die SPD, sollten Sie die Macht in Bayern erringen?

Schon allein die zeitliche Nähe von Landtags- und Bundestagswahl 2013 würde uns einen enormen Auftrieb bescheren. Das könnte dazu führen, dass auch die Bundespartei von einer Mobilisierung des sozialdemokratischen Potenzials in Süddeutschland profitiert.

Auf welchen Feldern sehen Sie sich persönlich und politisch Seehofer gegenüber im Vorteil?

Die CSU hat in den vergangenen Jahren voll auf Privatisierung und Finanzabenteuer der Märkte gesetzt. Diese Politik, der ich 20 Jahre lang konsequent entgegengetreten bin, halte ich heute für gescheitert. Die Landesregierung hat die Bayern-Werke versilbert und heute keinen Einfluss mehr auf die Energiepolitik. Die Stadt München hingegen hat ihre Stadtwerke zu einem ökonomisch und ökologisch erfolgreichen Unternehmen gemacht. Auf dem Bankensektor ist der Unterschied noch deutlicher. Als direkten Vorteil gegenüber Seehofer sehe ich, dass ich nicht ständig meine Meinung wechsle. Die Menschen haben ein Bedürfnis nach politischer Verlässlichkeit.

Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zu Seehofer?

Ich habe ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu Horst Seehofer und habe mit ihm Schulter an Schulter für die Olympiabewerbung Münchens gearbeitet.

Die Fragen stellte Eva Quadbeck