Chicago

Raketenabwehrsystem: Phase eins beginnt – Ramstein wird Kontrollzentrum

Die Nato hat in Chicago unter anderem das umstrittene Raketenabwehrsystem auf den Weg gebracht.

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Hier Antworten auf die wichtigsten Fragen:

  • Wie funktioniert das System?

Die Raketenabwehr der Nato soll ganz Europa vor einer möglichen Bedrohung durch Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von bis zu 3000 Kilometern etwa aus dem Iran schützen. Der ursprüngliche Plan von George W. Bush für eine US-Abwehr mit bodengestützten Abfangraketen in Zentraleuropa steht nicht mehr zur Debatte. Jetzt geht es um eine Abwehr der Nato, die in vier Phasen flexibel aufgebaut und ab etwa 2020 einsatzbereit sein soll. Diese Abwehr setzt stark auch auf mobile Abfangraketen an Bord von Schiffen und U-Booten. Die „Anfangsbefähigung“ der Raketenabwehr, die in Chicago erklärt wird, betrifft erste Elemente der ersten Phase. Die USA haben Kreuzer im Mittelmeer stationiert, Spanien hat die Marinebasis Rota bei Cádiz als Heimathafen der US-Schiffe bereitgestellt, in der südöstlichen Türkei ist eine hochmoderne Radaranlage aufgestellt worden.

  • Welche Rolle übernimmt dabei der US-Standort Ramstein?

Ramstein wird künftig Kommandozentrale des Raketenabwehrsystems sein. Der „rote Knopf“ geht damit von den US-Streitkräften an die Nato über. Fällt in Brüssel die politische Entscheidung für einen Abschuss, gibt der Nato-Oberkommandeur in Europa, General James Stavridis, grünes Licht. Dann erfolgt von Ramstein aus die Abwehrmaßnahme.

  • Was sind die weiteren Pläne?

In den Phasen zwei bis vier kommen Abschussbasen für bodengestützte Abfangraketen in Polen und Rumänien hinzu. Zwischen 2018 und 2020 sollen dann neue Abwehrraketen erprobt werden, die auch Langstreckenraketen unschädlich machen können. Ein Hauptproblem der Raketenabwehr ist, dass nur wenige Minuten – im besten Fall etwa 20 Minuten, oft aber weniger – bleiben, um eine feindliche Rakete zu identifizieren und mit einer Abfangrakete zu treffen.

  • Welche Rolle spielt Russland?

Allerspätestens in der letzten Phase, sagen Diplomaten, muss es Klarheit darüber geben, ob es doch noch zu einer Zusammenarbeit mit Russland kommt. Moskau lehnt die Raketenabwehrpläne ab, weil es fürchtet, damit könnten die eigenen strategischen Atomwaffen entwertet werden. Laut Nato ist die Abwehr aber nur auf einzelne Raketen von „Schurkenstaaten“ ausgerichtet. Sie sei technisch nicht in der Lage, große Mengen russischer Atomraketen am Eindringen in den Nato-Luftraum zu hindern.