Frankfurt

Neuer Flugsteig in Frankfurt: Testläufe beginnen

Am neuen Flugsteig A-Plus können in Zukunft bis zu sechs Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden.
Am neuen Flugsteig A-Plus können in Zukunft bis zu sechs Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden. Foto: dpa

Mit eigens engagierten Probegästen wird der Betrieb simuliert – das neue Gate A-Plus bietet zukünftig auch Platz für den Riesenjet A380.

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Nein, über den Pannenflughafen Berlin will Holger Hofmann erst gar nicht reden. Der 50 Jahre alte Architekt in Diensten des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport liefert gerade, und zwar termingerecht: Keine vier Jahre nach dem ersten Spatenstich steht der Flugsteig A-Plus, durch den jährlich rund sechs Millionen Passagiere geschleust werden sollen. Der Inbetriebnahme am 10. Oktober steht laut Fraport nichts mehr im Wege, selbst die am Berliner Hauptstadtflughafen so heftig kritisierten Brandschutzanlagen sind abgenommen. An diesem Dienstag beginnen die Passagierorientierungstests mit eigens angeheuerten Testpersonen.

Was andernorts ein ganzer Flughafen wäre, ist am Drehkreuz Frankfurt nur ein Anbau am Terminal 1. Die Dimensionen des vom Hamburger Büro gmp geplanten Gebäudes sind beeindruckend: Rund 700 Millionen Euro wendet Fraport für das größte Projekt seit Inbetriebnahme des Terminals 2 im Jahr 1994 auf, die reinen Hochbaukosten beziffert Hofmann auf 560 Millionen Euro. Schwierig war insbesondere der Anschluss an die bestehenden Gebäude während des laufenden Betriebs mitsamt Sicherheitskontrollen und Gepäckabfertigung. Bauliche Verzögerungen um ein gutes halbes Jahr gab es zwar nach dem harten Winter 2010/2011 auch in Frankfurt, aber immerhin wird der zweite Termin eingehalten. In Berlin ist man bei Termin Nummer vier.

Fraport will kräftig mitverdienen

In der sogenannten Wurzel des neuen Fingers soll das meiste Geld verdient werden, weil hier an zentraler Stelle ein neues Einkaufszentrum entsteht. Mindestens 4 Euro pro Fluggast sollen bei der Fraport hängen bleiben, die prozentual am Umsatz der 60 längst vermieteten Läden und Gastrobetriebe beteiligt ist. Im restlichen Flughafen mit rund 56 Millionen Gästen pro Jahr liegt der Durchschnittswert bei 3,23 Euro.

Dass sie sich gerade in einem neuen Gebäudeteil befinden, könnten die künftigen Passagiere vor allem an den lichteren Raumhöhen bemerken. Sie wurden auf 3,65 Meter angehoben und wirken deutlich großzügiger als die 3 Meter im alten Teil.

Funktional ist der Neubau nicht eigenständig, sondern ein Teil des vom Fraport-Hauptkunden Lufthansa belegten A-Abschnitts am Terminal 1. Die Kranich-Linie kann an dem Gebäude endlich ihre Riesenjets vom Typ Airbus A380 abfertigen, für die vier Positionen gleichzeitig bereitstehen. An den drei weiteren, „kleinen“ Positionen können immerhin noch ausgewachsene Jumbos vom Typ Boeing 747-8 andocken.

Den rund 2000 Türen kommt auf dem neuen Flugsteig eine besondere Bedeutung zu. An europäischen Flughäfen werden die Menschen in „Schengen“ und „Non-Schengen“ eingeteilt, je nachdem, ob Herkunft oder Ziel in dem Bereich liegen, für den die diversen Schengen-Abkommen gelten. Wer von „Non-Schengen“ nach „Schengen“ will, muss durch die Einreisekontrolle. Umsteiger bleiben im Transitbereich. Frankfurt macht da als wichtigste deutsche Außengrenze keine Ausnahme. „Wenn hier eine Tür falsch geöffnet ist, haben wir gleich einen illegalen Grenzübertritt“, sagt Hofmann. Im Gebäude müssen die unterschiedlichen Gästegruppen daher streng getrennt bleiben, die beiden oberen von vier Etagen sind den „Non-Schengen“-Passagieren aus weiten Teilen Asiens und Afrikas vorbehalten.

Gäste können sich kaum verlaufen

Besonderen Wert haben die Planer auf die leichte Orientierung der Fluggäste gelegt. „Was ich als Nächstes brauche, muss ich sehen können“, sagt Erik Jost, Fraport-Verantwortlicher für den Betrieb des neuen Flugsteigs. Hilfreich ist da schon mal die einfache Form des 570 Meter langen Piers mit einer nahezu kompletten Glasfront nach Süden auf das Rollfeld hinaus. Die Passagiere sehen die Maschinen, in die sie einsteigen sollen, und haben wenig Chancen, sich zu verlaufen. Förderbänder erleichtern ihnen den Marsch bis zum Gate A 69 am Ende der Halle, daneben sind die Wartezonen an den Gates sowie weitere Bars und Geschäfte platziert.

In der neuen Lufthansa-Senator-Lounge hat Deutschlands Home-Carrier die größte Lounge des Unternehmens eingebaut. Im internationalen „Non-Schengen“-Bereich fällt sie mit 2065 Quadratmetern allerdings noch ein wenig üppiger aus als in der 300 Quadratmeter kleineren Variante für den „Schengen“-Verkehr.

Von Christian Ebner