Köln

Nach Pegida-Demo in Köln: Polizei diesmal Herr der Lage

Polizei diesmal Herr der Lage Foto: dpa

Diesmal gab die Polizei das Heft nicht aus der Hand: Schon am Samstagmorgen brachten sich die Sicherheitskräfte in Hundertschaften um den Breslauer Platz am Kölner Hauptbahnhof rechtzeitig in Stellung. Nicht noch einmal in Machtlosigkeit erstarren wie bei der „Hogesa“-Randale von Hooligans und Rechtsradikalen vor mehr als einem Jahr und schon gar nicht wie jüngst in jener Silvesternacht, als Frauen massiv durch einen Mob von Männern sexuell bedrängt und bestohlen wurden – und die Sicherheitskräfte ohnmächtig zuschauten.

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Von Peter Lessmann und David Fischer

„Wir wollen uns unbeschwert bewegen bei Tag und bei Nacht“, heißt es auf einem Plakat von Frauen, die sich um Punkt zwölf zunächst auf der Domplatte versammeln. „Sexuelle Gewalt wird zu schwach geahndet“, schimpft eine 50-Jährige, die aus Düsseldorf nach Köln gekommen ist. Kurzfristig hatten Frauenaktivistinnen um die Gruppe Femen zu einem sogenannten Flashmob am Dom aufgerufen. Und immer wieder ist zu hören: „Nein heißt nein, das ist unser Gesetz!“

Ortswechsel: Auf dem Breslauer Platz hinter dem Hauptbahnhof herrscht von Anfang an eine angespannte Stimmung, die ein Polizeisprecher später als „aufgeheizt und aggressiv“ beschreibt. Dass nun auch Asylsuchende für die Übergriffe in der Silvesternacht als Täter infrage kommen, hat den Rechtsradikalen bei ihrem Auftritt in Köln Munition geliefert, ihre ausländer- und islamfeindlichen Parolen auf die Straße zu tragen.

„Abschieben“ wird gerufen und der Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) und der neuen Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) gefordert.

Die Polizei bleibt Herr der Lage, außer einem kleineren Gerangel ist zunächst alles ruhig. Als die zum Teil vermummten und schwarz gekleideten Anhänger um Pegida und der Partei Pro NRW, die zu der Kundgebung aufgerufen hatten, auf dem Kölner Bahnhof ankommen, ertönen Nazi-raus-Rufe. Ganz überwiegend Hooligans sind zu der Kundgebung gekommen, erklärt die Polizei später.

Nach dem Motto „nur nichts dem Zufall überlassen“ halten die Beamten die Gruppen auf Abstand: Ein Meer von weißen Helmen trennt die rechten und rechtsextremen Demonstranten und das Bündnis verschiedener Kölner Gruppen, die zu einer Gegendemonstration aufgerufen hatten. Rund 1700 Beamte der Landespolizei sind im Einsatz.

Doch dann fliegen plötzlich Flaschen, Böller und Steine aus den Reihen der rechten Demonstranten. Passanten und Polizeikräfte werden getroffen. Nach nur wenigen Minuten stoppen die Beamten den Demonstrationszug, die Teilnehmer sollen zurück zum Bahnhof laufen. Als Hooligans die Polizeisperre durchbrechen wollen, setzen die Beamten Reizgas und einen Wasserwerfer ein. Dann kommt die Lautsprecherdurchsage: Die Versammlung wird aufgelöst. Die Teilnehmer müssen zurück zum Bahnhof.

Die Abfahrt der zu einem großen Teil aus dem Ruhrgebiet nach Köln gekommenen Hooligans verläuft ohne größere Zwischenfälle. Diesmal ist Köln glimpflich davongekommen.