Mainz

Mainz: Belagerungszustand in der Klinik

Es ist ein Horrorszenario, wie es sich Fred Zepp wohl nie hätte vorstellen können: Zwei Säuglinge sind tot. Anrufe besorgter Eltern. Und die Medien. Sein Haus gleicht einer Festung im Belagerungszustand: drinnen der Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin. Draußen Fernsehübertragungswagen, die ihre Parabolantennen in den regnerischen Himmel strecken, Kameras unter Planen, Fotografen.

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Mainz. Es ist ein Horrorszenario, wie es sich Fred Zepp wohl nie hätte vorstellen können: Zwei Säuglinge sind tot. Anrufe besorgter Eltern. Und die Medien. Sein Haus gleicht einer Festung im Belagerungszustand: drinnen der Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin. Draußen Fernsehübertragungswagen, die ihre Parabolantennen in den regnerischen Himmel strecken, Kameras unter Planen, Fotografen.

Alles wartet. Wartet auf Zepp, der etwas Neues erzählen soll. Er selbst verlässt irgendwann seine Festung, tritt nicht den Rückzug, sondern die Flucht nach vorn an. Er möchte informieren, willigt hier und da ein, wenn ihn die Journalisten um ein Interview bitten. Unserer Zeitung erzählt Zepp von großer Betroffenheit. Betroffenheit unter den Angehörigen der infizierten Säuglinge. Einige der Eltern sind auf das Angebot psychologischer Betreuung eingegangen. Sie gilt es zu schützen – auch vor dem Medienrummel.

Andere Eltern rufen besorgt an. Ihr Kind bekommt doch auch Infusionen. Kann ihm etwas zustoßen? Zepp kann das verstehen, doch niemand müsse sich Sorgen machen, dies sei ein „ungewöhnlicher Fall". S lange aber die Staatsanwaltschaft die Ursache für die Infektion der Kleinkinder nicht aufgeklärt hat, wird gebohrt und spekuliert, und Zepp steht als Gesicht der Kinderklinik im Sturm. Stoisch-freundlich beantwortet er jede Frage und bittet um Verständnis für die Ärzte und Schwestern der Klinik. Die Vorfälle haben auch sie schockiert. Lukas Ondreka