Lehrer klagen: Erziehung mangelhaft

Klassenzimmer
Grüßen, ordentlich Melden, Pünktlichkeit- diese Tugenden sollen in einigen Schulen wieder stärker in den Mittelpunkt der Erziehung rücken. Foto: DPA

Berlin/Rheinland-Pfalz – Immer häufiger vergreifen sich Schüler im Ton, sind aggressiv und stören den Unterricht. In Rheinland-Pfalz drängen Lehrer- und Elternverbände auf ein breites Erziehungsbündnis. Die Initiatoren wollen dazu auch Bildungsministerin Doris Ahnen um Unterstützung bitten.

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Berlin/Rheinland-Pfalz – Immer häufiger vergreifen sich Schüler im Ton, sind aggressiv und stören den Unterricht. In Rheinland-Pfalz drängen Lehrer- und Elternverbände auf ein breites Erziehungsbündnis. Die Initiatoren wollen dazu auch Bildungsministerin Doris Ahnen um Unterstützung bitten.

Das Thema mangelnde Erziehung treibt Pädagogen wie Eltern seit Längerem um. „Wir sind uns alle einig, dass wir etwas tun müssen“, sagt der Vorsitzende des Philologenverbandes, Malte Blümke. In dem Verband sind vor allem Gymnasiallehrer organisiert. „Erziehungsprobleme, die in der Gesellschaft insgesamt bestehen, schlagen natürlich in der Schule voll durch, natürlich auch am Gymnasium“, meint er. Es werde gemobbt, nicht gegrüßt, es herrsche bisweilen ein rauer Umgangston. Wolfgang Häring, Sprecher des Verbandes der Realschullehrer, berichtet von Kollegen, die inzwischen mehr Zeit darauf verwenden müssten, im Klassenraum für Ruhe zu sorgen als für den eigentlichen Unterricht. Der Verband schlug bereits im November mit der Forderung nach einem Bündnis zwischen Eltern, Lehrern und Schulbehörde Alarm. Seither tauschen sich die Schulen verstärkt über ihre Erfahrungen aus. „Das Land müsste auch stärker in die Lehrerfortbildung investieren“, fordert Häring. Lehrer müssten darauf vorbereitet werden, mit schwierigen Situationen im Klassenraum richtig umzugehen. Bei der Landesregierung verweist man auf ein bereits vorhandenes, breites Bündel an Weiterbildungsmöglichkeiten. Im Gespräch mit Elternvertretern ist im Land bereits das regelmäßige Schüler-Eltern-Lehrer-Gespräch in Grundschulen entwickelt worden. Landeselternsprecher Rudolf Merod bescheinigt diesem Instrument eine „sehr positive Wirkung“. Lehrer könnten dabei den familiären Hintergrund der Kinder kennenlernen und die Erwartungen der Eltern erfragen. „Solche Gespräche müsste es in allen Klassenstufen geben“, sagte Merod im Gespräch mit unserer Zeitung. Aus seiner Sicht muss das Problem der mangelnden Erziehung so früh wie möglich angegangen werden, da sich die fehlende soziale Kompetenz der Kinder auch stark negativ auf deren Schulerfolg auswirke. „Es sind einfach zu viele Jugendliche am Ende ihrer Schulzeit nicht ausbildungsfähig“, sagt Merod. „Das zwingt uns alle zu handeln.“

Viele Eltern erwarten heute, dass in der Schule auch Erziehung stattfindet. „Einen Dialog zwischen Eltern und Lehrern gibt es aber häufig nur dann, wenn etwas dramatisch schiefläuft“, erklärt Merod. Er wünsche sich eine offene Wertediskussion zwischen Schulen und Eltern. Die Frage, warum immer mehr Schüler immer schwieriger sind, würde inzwischen offen diskutiert. „Niemand läuft mehr vor dem Problem davon.“ Als Ursache für die Probleme haben die Beiräte ausgemacht, dass Kinder zu oft auf sich allein gestellt sind. „Es fehlt an Zeit für die Kinder“, sagt Merod. In der Schule müsste darauf besser eingegangen werden.

Von unserer Berliner Korrespondentin Rena Lehmann