Rheinland-Pfalz

Fleischskandal: Kunden zählen auf den Metzger

Nach dem jüngsten Pferdefleischskandal erwarten die Metzger im Land mehr Zulauf. „Lebensmittelskandale führen dazu, dass Verbraucher bewusster essen“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Fleischer- Verbandes, Martin Fuchs. Die Kunden seien dann eher bereit, höhere Preise für Lebensmittel aus dem Fachgeschäft zu zahlen.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Doch ein Massenansturm von neuen Kunden könnte die Fleischer auch rasch an ihre Grenzen bringen: Angesichts der Konkurrenz durch große Supermärkte und wegen Nachfolgeproblemen ist die Zahl der Betriebe über die Jahre deutlich gesunken.

Für das dritte Quartal 2012 berichtet das Statistische Landesamt: Die Zahl der Beschäftigten bei den Fleischern ist gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,6 Prozent geschrumpft, die Umsätze gingen sogar um 5,5 Prozent zurück. Zudem reicht die rheinland-pfälzische Fleischproduktion gar nicht aus, um den Appetit der Verbraucher zu stillen. Den jüngsten Angaben der Bad Emser Statistiker zufolge wurden im Jahr 2011 insgesamt 132 600 Tonnen Fleisch im Land erzeugt.

Den Pro-Kopf-Verzehr in Deutschland beziffert der Fleischerverband aber auf 59,6 Kilogramm. Rein rechnerisch essen die Rheinland- Pfälzer demnach jährlich rund 238 000 Tonnen Fleisch. Zigtausend Tonnen müssen also von woanders beschafft werden. Das ist zwar kein großes Problem, denn der Schwerpunkt der Schweinehaltung beispielsweise liegt ohnehin im Nordwesten Deutschlands.

Das heißt aber, dass Schnitzel und Steak dann von riesigen Betrieben wie Westfleisch kommen: Der Vermarkter mit Sitz in Münster hat im Jahr 2011 insgesamt 883 000 Tonnen Schweine-, Rind- und Kalbfleisch abgesetzt – das ist annähernd viermal so viel, wie in ganz Rheinland- Pfalz verzehrt wird.

Der Trend zur Größe ist auch im Land zu erkennen. Die Firma Simon (Wittlich) produziert jährlich 80 000 Tonnen Fleisch und verweist darauf, dass rund 90 Prozent der rheinland-pfälzischen geschlachteten Schweine aus der „Säubrennerstadt“ stammen. Dagegen sind viele kleine Metzger gar nicht mehr in der Lage, selbst zu schlachten. Die Anforderungen an Hygiene und Ausstattung steigen stetig, die nötigen Investitionen liegen oft im sechsstelligen Bereich. Sie sind wirtschaftlich nicht sinnvoll, wenn die Nachfolgefrage ungeklärt ist. Also überlässt der kleine Fleischer das Schlachten einem größeren Betrieb – auch wenn er die Tiere oft noch selbst beim Bauern aussucht.

Sicher: Ein Massenansturm der Verbraucher könnte eine Wende bewirken. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ist allerdings skeptisch, denn meist halten die guten Vorsätze der Verbraucher nicht allzu lange. GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth sagt: „Wir wissen von früheren Skandalen, dass das Verhalten in aller Regel doch wieder relativ schnell zum Normalzustand zurückpegelt, wenn das ganze Medienecho nachlässt.“

Von unserem Redakteur Jörg Hilpert