Deutschland fällt im Elektrorennen zurück

Hamburgs Erster Bürgermeister Christian Ahlhaus (CDU) weiß um den Showeffekt des Elektroautos. Doch auf dem Markt gibt die Zukunftstechnik derzeit noch kein Gas.
Hamburgs Erster Bürgermeister Christian Ahlhaus (CDU) weiß um den Showeffekt des Elektroautos. Doch auf dem Markt gibt die Zukunftstechnik derzeit noch kein Gas. Foto: dpa

Berlin. Natürlich kommen sie im Elektroauto vorgefahren. Das gibt schöne Bilder. Und zeigt: Deutschland will im lukrativen Milliardenspiel beim Auto der Zukunft dabei sein.

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Berlin – Natürlich kommen sie im Elektroauto vorgefahren. Das gibt schöne Bilder. Und zeigt: Deutschland will im lukrativen Milliardenspiel beim Auto der Zukunft dabei sein.

Schließlich wurde hier vor 125 Jahren das Auto erfunden, betont Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Zusammen mit dem Chef des Verkehrsressorts, Peter Ramsauer (CSU), malt er ein rosiges Bild vom Stand der Elektroauto-Entwicklung in Deutschland.

Der erste Zwischenbericht der im Mai mit viel Brimborium gegründeten Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) lässt sich aber auch anders lesen. Länder wie China, Japan, Korea, die USA oder Frankreich haben die Deutschen beim E-Auto abgehängt. Bis 2013 sollen nun weitere vier Milliarden Euro investiert werden – doch die Minister winden sich, wie viel die Regierung dazu beisteuern will.

Bildreich betont Brüderle: „Heute ist noch nicht Erntedankfest. Aber ein Teil der Saat ist schon aufgegangen.“ Er erwähnt aber auch Defizite, etwa in der lange vernachlässigten Elektrochemie, die für leistungsstarke Batterien gebraucht wird. „Bei der Entwicklung von Batteriezellen hat Deutschland durch die Dynamik der Unterhaltungselektronikmärkte in den vergangenen Jahrzehnten Kompetenz verloren“, betont der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann. Er erhofft sich von der Regierung mehr Entgegenkommen: „Auch die Politik ist gefordert.“ Der VDA fordert unter anderem eine Staatsförderung für Batteriefabriken.

Der FDP-Experte für Elektromobilität, Werner L. Simmling, sieht noch viele Fragen offen, wie die Ziele erreicht werden sollen. Der Bericht sei enttäuschend, schwammig und „weder Fisch noch Fleisch“. Bis 2020 soll in Deutschland eine Million Elektroautos rollen, bis 2030 sogar sechs Millionen. Deutschland will den Ausstoß des Klimakillers CO2 zukünftig um bis zu 80 Prozent verringern – und das Öl wird knapper. Bisher gibt es in Deutschland acht Modellregionen. 2800 E-Fahrzeuge und rund 2500 Ladepunkte werden dort getestet.

Um die Industrie zu mehr Einsatz für die grüne Autozukunft anzustacheln, kreist die Diskussion um eine Kaufprämie für Elektrofahrzeuge. Frankreich bietet seinen Autofahrern schon 5000 Euro. Hier gibt es für Brüderle kein Pardon: Das E-Auto muss sich am Markt durchsetzen, die Neuauflage einer Abwrackprämie lehnt er ab.

Aber die Regierung weiß: Bei der Batterie- und Antriebsforschung sind Milliarden-Investitionen notwendig. 2011 gibt der Bund für die E-Auto-Entwicklung 500 Millionen Euro. Brüderle lobt den Korpsgeist, dass man diese Schlüsselindustrie der Zukunft quer durch alle Branchen gemeinsam angehe. Auch die Gewerkschaft IG Metall ist bei dem Projekt mit im Boot.