Als das Glöckchen klingelte
Von unserem Redakteur Manfred Ruch
Morgen, Kinder, ist es so weit. Wenn alles glattgeht, kommt am Nikolausabend der gleichnamige heilige Mann und hat für euch Äpfel, Nüsse und Mandelkern im Gepäck. Vorausgesetzt, ihr habt euch auch ordentlich benommen… Ich erinnere mich noch so gut an die Zeit, als ich noch klein war. Als am 5. Dezember nach Einbruch der Dunkelheit draußen das Glöckchen klingelte. Dann flog mit einem Schlag das Fenster auf – und herein kam ein Schwall von Süßigkeiten! Irgendwann wusste ich, wer das war. Doch ich denke mit Freude an diese Jahre zurück, die mich der Nikolaus begleitet hat.
Mit genau derselben Freude blicke ich aber auch auf jenen 5. Dezember zurück, als ich selbst in der Kindergartengruppe meines Sohnes den Bischof aus Myra spielte. Pädagogisch wertvoll habe ich die Einzelteile der Tracht erklärt, habe mich nach und nach angezogen, um kein Kind zu verängstigen. Und dann? Als ich fertig gekleidet vor den Jungen und Mädchen stand, war die Stimmung wie ausgewechselt. Sie schauten mich an, als hätte ich mich mit den letzten Kleidungsstück in den wahren Nikolaus verwandelt. Unglaublich. Ich wünsche mir manchmal, wir hätten als Erwachsene noch so viel zweifelsfreien Glauben in uns.
