Der Cola-Mann rüttelt am heiligen Nikolaus

Ho ho oh. Dieser Tage stehen sie wieder vor den Kaufhäusern, wandern über die Weihnachtsmärkte oder locken schokoladenhaltig zum Kauf: die Weihnachtsmänner. In roter Robe mit weißem Rauschebart. Aber mittendrin kommt auch schon mal einer daher, der statt der roten Zipfelmütze eine bischöfliche Mitra trägt und neben seinem Sack mit Geschenken auch eine Rute und einen finsteren Burschen Namens Knecht Ruprecht mit sich führt: der Nikolaus.

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Von unserer Mitarbeiterin Sonja Roos

Ho ho oh. Dieser Tage stehen sie wieder vor den Kaufhäusern, wandern über die Weihnachtsmärkte oder locken schokoladenhaltig zum Kauf: die Weihnachtsmänner. In roter Robe mit weißem Rauschebart. Aber mittendrin kommt auch schon mal einer daher, der statt der roten Zipfelmütze eine bischöfliche Mitra trägt und neben seinem Sack mit Geschenken auch eine Rute und einen finsteren Burschen Namens Knecht Ruprecht mit sich führt: der Nikolaus.

Der auf den Bischof von Myra zurückgehende Nikolaus scheint dieser Tage eher einer aussterbenden Spezies anzugehören. Zu seiner Ehrrettung und gegen den „Konsumgüterweihnachtsmann“ initiiert der Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Speyer in Kooperation mit dem Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken und der Fairhandelsorganisation Gepa schon zum zweiten Mal die Aktion „Weihnachtsmannfreie Zone – aber fair“. Grund: Sie wollen den heiligen Nikolaus als Freund der Kinder und Helfer von Menschen in Not wieder stärker in den Vordergrund rücken.

Andreas Sturm, Diözesanjugendseelsorger des BDKJ im Bistum Speyer, sagt dazu: „Wir wollen weg von der Kunstfigur und den Heiligen wieder mehr ins Bewusstsein rücken.“ Die Aktion ist ein voller Erfolg. Viele Kindergärten und Schulklassen im Bistum beteiligen sich daran, bestellen Material oder einen Schokoladennikolaus mit Mitra und Stab und natürlich aus fair gehandelter Schokolade. 11 000 davon sind im Aktionszeitraum schon bestellt worden, so Sturm. Auch „Rent a Nikolaus“, eine Schulstunde mit dem „echten“ Nikolaus, ist ein Renner und oft gebucht. Auf BDKJ-Bundesebene ist man von der Aktion so angetan, dass sich wohl im kommenden Jahr noch andere Bistümer daran beteiligen werden. Mit ZDF-Moderator Peter Hahne und Liedermacher Rolf Zuckowski gibt es auch schon prominente Unterstützer.

Die Evangelische Kirche im Rheinland sieht hingegen weder im Nikolaus, noch im Weihnachtsmann eine Notwendigkeit. „Wir haben’s nicht so mit dem Nikolaus, auch wenn unser Präses so heißt“, scherzt Jens Peter Iven, Pressesprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland. Trotzdem akzeptiert die evangelische Kirche den Nikolaus als Brauchtum und hat auch nichts dagegen, wenn in manchen evangelischen Kindergärten am 6. Dezember der Nikolaus oder auch der Weihnachtmann kommt.

Trotz allem scheint es tatsächlich so, dass der Nikolaus langsam droht, ins Abseits zu geraten. Michael Thielen, der einen Nikolaus-Mietservice im Rhein-Main Gebiet betreibt, bescheinigt: „95 Prozent unserer Kunden bestellen einen Weihnachtsmann.“ Der klassische deutsche Weihnachtsmann trägt dabei eine Mönchskutte und eine Kapuze, so Thielen. Diese Version des Weihnachtsmanns ist besonders gefragt. Dann gibt es noch ein paar, die einen amerikanischen Weihnachtsmann bestellen, mit Samthose, Jacke und Mütze. Und nur einige wenige, die tatsächlich einen Bischof mit Mitra und Stab bestellen.

Thielens Erfahrung in seinem Job ist dabei, dass die christlichen Hintergründe der Feiertage immer mehr in Vergessenheit geraten. So geht er als Weihnachtsmann auch am 24. Dezember noch in viele Privathaushalte, um die Kinder zu beschenken. „Dann aber ohne den erhobenen Zeigefinger, den wollen die Kunden nur an Nikolaus“, sagt der Kostümfachmann. Auch bei Firmenfeiern und Geschäftsleuten steht der rot gewandete Konkurrent des Nikolauses höher im Kurs. Und, so Thielen, selbst in Kindergärten tritt er eher als Weihnachtsmann auf. Nur die katholischen Einrichtungen würden noch den Bischof bestellen.

Walter Dexheimer, der seit mehr als 40 Jahren als Nikolaus unterwegs ist, hat das Bischofsornat nur als Leihgabe. Er ist eigentlich auch eher in Rot unterwegs, sagt aber, dass er nicht mit dem Coca-Cola-Weihnachtmann zu verwechseln sei. „Der steht in der Stadt, hat nen Wattebart, nen dreckigen Mantel und trägt dazu Jeans und Turnschuhe. Das ist das Schlimmste. Kinder achten auf Details.“ Dexheimer hat aber prinzipiell nichts gegen den Weihnachtsmann, „solange er anständig angezogen ist“.