Wittenberg

Ecosia verspricht: Grüner Suchen im Internet

Grüner suchen statt Googeln? Jede Internetsuche verbraucht Energie und verursacht somit Co2-Ausstoß. Die „grüne“ Suchmaschine Ecosia will da mit dem WWF an seiner Seite einhaken. Regenwald-Retter sein beim Stöbern nach Kochrezepten, der Lieblingsband oder aktuellen Nachrichten – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Bislang haben die Regenwaldschützer eine Schreinerei finanziert.

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Wittenberg. Grüner suchen statt Googeln? Jede Internetsuche verbraucht Energie und verursacht somit Co2-Ausstoß. Die „grüne“ Suchmaschine Ecosia will da mit dem WWF an seiner Seite einhaken. Regenwald-Retter sein beim Stöbern nach Kochrezepten, der Lieblingsband oder aktuellen Nachrichten – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Bislang haben die Regenwaldschützer eine Schreinerei finanziert.

Hinter der Idee steckt ein junger Mann aus Wittenberg, den eine Weltreise zum Nachdenken und auf die Idee gebracht hat, etwas zu tun. Jetzt verspricht Ecosia.de, dass jede Suchanfrage zwei Quadratmeter Regenwald rettet. Das stimmt – zumindest statistisch gesehen und grob gerechnet. Der Partner WWF steht hinter dem Konzept. So sagt Pressesprecher Christian Pleap: „Wir haben Ecosia geprüft und sind überzeugt davon. Wir erhoffen uns auch, dass es Signale in der Branche setzt.“

Christian Kroll hat die umweltfreundliche Suchmaschine  erfunden. Pünktlich zum Weltklimagipfel in  Kopenhagen im Dezember 2009 hatte er den Start von Ecosia verkündet. Inzwischen wurden 70.000 Euro für WWF erwirtschaftet. Foto: dpa
Christian Kroll hat die umweltfreundliche Suchmaschine erfunden. Pünktlich zum Weltklimagipfel in Kopenhagen im Dezember 2009 hatte er den Start von Ecosia verkündet. Inzwischen wurden 70.000 Euro für WWF erwirtschaftet.
Foto: dpa

Treffer liefern Yahoo und Bing

Um die Qualität der Treffer müssen sich Nutzer wenig Sorgen machen: Die Suchanfragen bearbeitet Escosia nicht selbst. Die Treffer stellen Yahoo! und Microsofts Bing bereit. Gleichzeitig werden unter den Suchergebnissen auch sogenannte „sponsored Links“ angezeigt: Werbelinks, die zur Suchanfrage passen könnten und bei jedem Klick Gewinn an Ecosia abwerfen. Etwa bei jeder 50. Suche wird auch auf einen Werbelink geklickt. Und nur dann hilft ein Nutzer streng genommen auch bei der Rettung von Regenwald.

Ecosia rechnet anders: Zwischen ein paar Cent und bis zu einem Euro bringt ein Click auf die Werbelink. Diese Clicks zusammen genommen mit den Besuchen, bei denen keine Werbeseite besucht wird, macht durchschnittlich 0,13 Cent pro Besucher. Und weil es 5 Euro kostet, einen Hektar Regenwald zu schützen, rettet jeder Besucher im Durchschnitt zwei Quadratmeter.

80 Prozent gehen an WWF

Seine Hilfszusage setzt Ecosia dadurch um, dass von diesen Einnahmen 80 Prozent an den WWF gehen – 20 Prozent seien dazu da, die eigenen laufenden Kosten zu decken. 70.000 Euro sind bislang an die Umweltschutzorganisation geflossen. Und der WWF hat davon eine Schreinerei finanziert. Was zunächst nach dem totalen Widerspruch klingt, verteidigt der WWF aber einleuchtend. Es ist eine Ausbildungsschreinerei, örtliche Bauern werden in nachhaltiger Forstwirtschaft ausgebildet.

Gründer hatte Idee bei Weltreise

Christian Kroll (26) aus Wittenberg – Gründer der grünen Suchmaschine – hatte gerade sein BWL-Studium hinter sich, als ihm auf einer Weltreise der Gedanke kam. In Nepal begeisterte er sich für örtliche Projekte, wollte Schulen und Krankenhäuser unterstützen. „Es ist aber schwer, wenn niemand vor Ort ist, um das zu organisieren.“ Als er dann in Argentinien war – mitten im Regenwald – war er entschlossen, dort zu helfen. Den letzten Imuls gab ihm das Buch „Hot, Flat and Crowded“, ein Appell des Autors Thomas L. Friedman, wie dringend die Welt einen Bewusstseinswandel benötigt.

Folgerichtig laufen die Server von Ecosia mit Ökostrom – anders allerdings als die von Yahoo und Bing oder auch Google. Und so räumt Kroll räumt ein, dass also auch bei der Ecosia-Suche CO2 ausgestoßen wird. Allerdings sei die Suche weniger belastend: Die Ergebnisseiten werden von Ecosia selbst aufgebaut. „Wirklich nur die Ergebnisse selbst kommen von Yahoo! und Bing, die Darstellung dieser übernehmen wir“, so Kroll. Damit laufe der Großteil der ganzen Suche über die Server von Ecosia – wird also mit „grünen Strom“ betrieben. Grob geschätzt ein Viertel weniger CO2 werde verursacht.

Nach einer Berechnung des US-Physikers Alex Wissner-Gross sind es 7 Gramm CO2, die pro Suche produziert werden, zwei Suchanfragen benötigten so viel Energie wie das Aufkochen einer Tasse Tee. Marktführer Google operiert mit einer anderen Zahl, spricht von 0,2 Gramm.

Google hat eigene Strom-Tochter

Der Suchmaschinenriese hat einen so großen Strombedarf, dass er zu Jahresbeginn eine eigene Firma Google Energy gegründet hat, die inzwischen die Lizenz als Stromhändler hat. Google hat es als Ziel ausgegeben, ein klimaneutrales Unternehmen zu werden und betreibt am Stammsitz in Kalifornien ein großes Solarkraftwerk. Spenden an Umweltorganisationen gibt es nach Angaben von Stefan Keuchel, Pressesprecher von Google Deutschland, nicht. Durch Partnerprogramme könnten aber Organisationen wie Greenpeace oder WWF kostenlos Werbung über die Suchmaschine schalten können und somit für sich werben.

Yannick Schiep/Lars Wienand

> Dieser Artikel ist zum MachMitMob entstanden, der am 16. Juli bei Twitter und Facebook den Blick auf Themen der Nachhaltigkeit lenken soll. Mehr zu der Aktion in dem unten angehängten Text.