Diskussion: „Es wird Zeit für ein zweites, sicher verschlüsseltes Internet“

Serverschrank
Die NSA nutzt offenbar Computerbauteile, die auch im Offlinebetrieb Daten nach außen übermitteln. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv

Bei uns auf Facebook ist eine Diskussion über die Abhörpraxis der Amerikaner entbrannt – nachdem Redakteur Marcus Schwarze einen Kommentar mit einem Plädoyer für ein zweites, sicher verschlüsseltes Internet verfasst hatte. Die interessantesten Reaktionen:

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Die NSA-Affäre ist noch lange nicht vom Tisch, denn die USA sperren sich gegen ein Anti-Spionage-Abkommen mit Deutschland. Hier sind ausgewählte Beiträge von unserer Facebookseite.

Dieter Weidenbrück schreibt über den Konflikt von Privatsphäre und dem Wunsch nach größerer Vernetzung: „Es gibt einen Interessenskonflikt, für den es noch keinen wirklichen Lösungsansatz gibt. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach immer intensiverer Integration und Vernetzung (siehe Automobiltechnologie, Haushaltsgeräte), auf der anderen der Schutz der Privatsphäre und Urheberrechte. Die Finger des Internets reichen jetzt schon fast überall hin. Solange es aber noch nicht einmal möglich ist, die täglichen, übermächtigen Hacking-Versuche zu lokalisieren und abzustellen, wird man auch die NSA nicht stoppen können.“

Robert Kah fordert die Industrie auf zu handeln: „Was wir brauchen, ist daher nicht eine neue amerikanische Geschäftsidee, sondern Anstrengungen unserer Wirtschaft, Produkte zu entwickeln, in denen die NSA-Chipsätze eben genau nicht ab Werk eingebaut werden. Siemens, Daimler und Co. sind gefordert, ihre Entwicklungsabteilungen unter Feuer zu setzen und das beschränkt sich nicht auf Software, sondern eben auch auf infrastrukturelle Hardwarekomponenten. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass jede Firma mit Sitz in den USA nach amerikanischem Recht in einem Geheimverfahren zur Kooperation verpflichtet werden kann, ohne dass die Öffentlichkeit dies je erfährt.“

Oliver Andrich geht auf das Thema Infrastruktur näher ein und fordert ein Internet, dass unseren Bedürfnissen entspricht. „Selbst wenn diese Infrastruktur es einfach nur schwerer macht, Daten zu sammeln. Und wir müssen akzeptieren, dass es hier um Kommunikation geht und nicht um den Heilsbringer, der eine neues Demokratieverständnis oder was auch sonst von den “Erklärbären„ in das (arme) Internet rein interpretiert wurde.
Natürlich kann man keine per se und für immer und ewig sichere Alternative schaffen, sondern es wie immer im Security Sector – es wird nur schwerer für die Gegenseite oder stellt sie für eine gewisse Zeit vor ein unlösbares Problem. Dann wird die Gegenseite das Problem lösen und wir müssen einfach nachlegen. Man darf sich auf jeden Fall nicht von Mythen wie 'Die NSA hat Quantencomputer, und damit ist alles knackbar.' usw. einschüchtern lassen, denn das ist derzeit noch gut gemachte Propaganda.“

Daniel Lücking richtet seinen Appell an die Politik: „Eine verantwortungsvolle Politik sollte sich endlich mal um den Schutz der Bürger kümmern. Die Lösungen sind da, kommen aber nicht als Standard-Feature. Stattdessen müssen wir derzeit zum Selbstschutz greifen, eigene Firmware auf dem Router installieren dann hoffen, dass der NSA-Trojaner nicht längst im Rechner sitzt.
Das kostet Zeit, Geschwindigkeit im Netz und sorgt auch für ein ungutes Gefühl. Ich wünsche mir Politiker, die Forderungen an die IT-Industrie / Gerätehersteller formulieren, wie: 'Ein ausgeschaltetes Gerät muss auch auf jeder Ebene inaktiv sein.'

Und Manfred Ruch stellt einen interessanten Gedanken zur Diskussion: “Ich bin mir nicht sicher, ob man neue Straßen bauen würde, wenn die bisherigen von irgendwelchen Räubern belagert und kontrolliert würden. Würde man nicht eher versuchen, die Räuber dingfest zu machen und die Kontrolle über die Straßen zurückzuerobern?

Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Hier können Sie weiter diskutieren. ske