RZ-KOMMENTAR: Organspende – Entscheiden Sie sich doch jetzt und hier!

Wenn Sie diesen Text lesen, gehören Sie höchstwahrscheinlich einer Minderheit an: Der Menge der Menschen eben, die sich ohnehin schon über das Thema Organspende Gedanken gemacht haben. Und die mit ihren Verwandten und Partnern darüber ein ernstes Wort gesprochen haben, was im Fall des Falles passieren soll.

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Wenn Sie diesen Text lesen, gehören Sie höchstwahrscheinlich einer Minderheit an: Der Menge der Menschen eben, die sich ohnehin schon über das Thema Organspende Gedanken gemacht haben. Und die mit ihren Verwandten und Partnern darüber ein ernstes Wort gesprochen haben, was im Fall des Falles passieren soll.

Falls nicht: Entscheiden Sie sich doch einfach jetzt und hier! Die Argumente pro und kontra Organspende sind seit Langem ausgetauscht. Und das Meinungsbild in der Bevölkerung ist ein klares: Beinahe zwei Drittel der Deutschen stehen der Verwendung ihrer Organe nach dem eigenen Hirntod für betroffene Patienten positiv gegenüber.

Aber: Dafür zu sein, reicht eben nicht. Aus der großen Zustimmung wird dann ein zu kleiner Teil von Menschen, die sich einen Organspendeausweis besorgen und immer bei sich tragen. Der Vorstoß zu einer „Entscheidungslösung“ klingt vielversprechend. Im Personalausweis oder im Führerschein etwa könnte ganz klar festgehalten werden: Dieser Mensch steht der Organspende bejahend oder ablehnend gegenüber. Wer ein solches Prozedere einführen will, trägt eine große Verantwortung: Wenn sich etwa junge Leute mit 17 oder 18 Jahren beim Führerscheinerwerb dieser folgenschweren Entscheidung stellen sollen, müssen sie umfassend aufgeklärt werden. Das darf nicht nur ein Kreuzchen im Kleingedruckten sein, das man so eben mal überlesen kann. Aber genau so käme man weiter in der flächendeckenden Aufklärung der Bevölkerung in einem Thema, das eben jeden Einzelnen betreffen kann. Weit näher, als es die jahrzehntelangen Kampagnen pro Organspende vermochten.

Aber diese Entscheidungslösung ist nur die eine sehr wichtige Seite der Medaille: Die andere ist die Förderung der Bereitschaft in der Ärzteschaft, die Schaffung von belastbaren Strukturen, die es zum Normalfall werden lassen, dass das Thema Organspende auch in kleineren Krankenhäusern angesprochen wird. Rheinland-Pfalz hat sich mit einem Sonderprogramm erst vor Kurzem aufgemacht, die Ergebnisse sind mit einer Steigerung von 50 Prozent überwältigend.

Nach wie vor gilt aber auch bei der jetzt angestoßenen Entscheidungslösung: Jeder Wille ist vollauf zu respektieren, auch ein klares Nein. Wer es seinem Partner oder den Verwandten im Falle eines Falles erleichtern will, braucht nicht auf eine neue Regelung zu warten. Er redet mit ihnen darüber – jetzt, nicht irgendwann. Auch, wenn es unangenehm ist.

Y E-Mail: claus.ambrosius@rhein-zeitung.net