Berlin

Hintergrund: Rios Elendsviertel Vila Cruzeiro

Vila Cruzeiro ist eines der bis zu 900 Favela genannten Elendsviertel in Brasiliens Millionenmetropole Rio de Janeiro. Das wildwachsende Slumgebiet im Nordosten der Stadt am Zuckerhut gilt als die gewalttätigste Favela der Stadt.

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Berlin. Vila Cruzeiro ist eines der bis zu 900 Favela genannten Elendsviertel in Brasiliens Millionenmetropole Rio de Janeiro. Das wildwachsende Slumgebiet im Nordosten der Stadt am Zuckerhut gilt als die gewalttätigste Favela der Stadt.

Während andere Armenviertel mit funktionierenden Sozialprojekten schon von Ausflugsbussen mit Touristen angefahren werden, bleiben die mehr als 30 000 Einwohner von Vila Cruzeiro im engen Labyrinth der verwinkelten Gassen und Treppen unter sich.

Das vor etwa 50 Jahren entstandene Viertel gilt als eine Hochburg der schwer bewaffneten Drogenbanden. Allein der größten Gruppe „Comando Vermelho“ (Kommando Rot) sollen nach Geheimdienstinformationen bis zu 5000 schwer bewaffnete Kriminelle angehören. Oft patrouillieren sie mit geschulterter Maschinenpistole auf Motorrädern durch die Straßen Vila Cruzeiros.

Die Polizei wagt sich – wenn überhaupt – nur schwer bewaffnet in die Favela. Bei ihren Kommandounternehmen von mehreren hundert Mann mit Panzerfahrzeugen und Hubschraubern gerieten wiederholt auch Slumbewohner zwischen die Fronten der Straßenkämpfe. Bisweilen waren Dutzende Tote zu beklagen.

Die Bewohner des Viertels sind gezwungen, sich mit den Drogenbanden zu arrangieren, die zum Teil sogar mit Stinger-Raketen ausgestattet sind. Wer den Banden in die Quere kommt, begibt sich in Lebensgefahr. Die Banden rekrutieren auch „Kindersoldaten“ für ihre Zwecke. Mit Schusswaffen ausgestattete Zehnjährige sind keine Seltenheit.

Vila Cruzeiro ist die Heimat des brasilianischen Fußball- Nationalspielers Adriano, der beim AS Rom unter Vertrag steht und zuvor unter anderem für Inter Mailand und Flamengo Rio stürmte. Im Juni geriet der 28-Jährige in Verdacht, Geldgeschäfte mit einem Drogenboss des „Roten Kommandos“ gemacht zu haben. dpa