Der Abbruch des B-Liga-Fußballspiels FSV Osterspai II gegen VfL Bad Ems II ist nicht nur unter Schiedsrichtern Gesprächsthema.
Über sieben Jahre war ich selbst im Rhein-Lahn-Kreis bei über 350 Spielen als Schiedsrichter aktiv. In der zurückliegenden Zeit gab es immer Unsportlichkeiten und Attacken gegenüber der Schiedsrichterzunft in unserem Kreis: Ein älterer Schiedsrichter wurde von einem Trainer zusammengeschlagen, einem anderen wurde durch einen Spieler in die eigenen Schuhe, die im Kabinentrakt standen, uriniert, und wiederum andere Schiedsrichter wurden bespuckt.
Nun ist ein Schiedsrichter beim B-Liga-Spiel in Kamp-Bornhofen Opfer körperlicher Gewalt geworden – der Abbruch dieses Spiels war die logische Konsequenz. Zudem kommt es Woche für Woche durch Zuschauer, Spieler und Funktionäre zu groben Beleidigungen gegenüber den Spielleitern.
Der Schiedsrichtermangel wird immer deutlicher. Schuld für diesen sind Vereine, die ihre Spieler, Funktionäre und Zuschauer nicht in den Griff bekommen, und die Spruchkammer, die in meinen Augen Spieler nicht hart genug sanktioniert. Viele Jungschiedsrichter verlieren nach ersten Beleidigungen oder gar physischen Attacken schnell den Spaß an der Sache.
Es muss schnell ein Umdenken bei allen Beteiligten stattfinden, damit alle Beteiligte wieder Spaß am Fußball haben.
Ich komme zu dem drastischen Urteil: Der Fußballkreis Rhein-Lahn hat ein Problem. Ein Gewaltproblem. Jetzt ist es an der Zeit, endlich nicht mehr zu schweigen, wegzusehen und Vorfälle als Einzelfall abzustempeln: Vereine müssen Spieler und Funktionäre härter sanktionieren und Zuschauer, die beleidigen, des Sportplatzes verweisen. Der Verband muss härtere Urteile sprechen, Gewalttäter haben auf dem Sportplatz nichts zu suchen. Und Schiedsrichter dürfen sich nicht scheuen, nach gravierenden Vorfällen die Justiz zu bemühen, denn der Sportplatz ist kein rechtsfreier Raum.
Justin Geiß, Bremerhaven