Im Kampf gegen Online-Verbrechen will Rheinland-Pfalz die Zahl der Ermittler im Landeskriminalamt (LKA) aufstocken. „Geplant ist die kurzfristige Verstärkung mit bis zu drei Cyberanalysten und perspektivisch mit weiteren Polizeibeamten und Cyberanalysten“, teilte der Sprecher des Innenministeriums, Joachim Winkler, am Donnerstag in Mainz mit. Bisher seien in dem Dezernat zehn Polizeibeamte tätig. Sie kümmern sich unter anderem um Auswertung, Ermittlungen und Grundsatzfragen. Darunter sind auch Ansprechpartner für Unternehmen. Hinzu kommen drei Beschäftigte, die keine Beamten sind.
Die oppositionelle Landtags-CDU fordert deutlich mehr Personal. Sie wirft der Landesregierung vor, die Bekämpfung von Cybercrime zu vernachlässigen. „Es ist wirklich ärgerlich, dass wir immer erst auf ein Problem hinweisen müssen, damit die Landesregierung reagiert“, erklärte CDU-Fraktionsvizechef Christian Baldauf. „Wir werden sehr genau verfolgen, ob die angekündigten Verstärkungen tatsächlich umgesetzt werden oder es bei der Ankündigung bleibt.“ Die Fraktion werde auch prüfen, ob die zusätzlichen Stellen ausreichten. Er verwies auf das Land Bayern, das 2017 angekündigt habe, seine Zentralstelle Cybercrime mit 24 Stellen zu verstärken.
Die Cyber-Kriminalität hat nach Angaben des LKA im vergangenen Jahr zugenommen. Behördenpräsident Johannes Kunz ging Ende 2017 davon aus, dass es mehr als 10 000 Straftaten waren – Trend steigend. Von vier größeren Maschen berichten die Ermittler: Identitätsdiebstahl („Phishing“), bei dem Programme installiert und persönliche Daten gestohlen werden, Straftäter, die sich als Mitarbeiter des Supports ausgeben, digitale Erpressung mit Schadsoftware sowie „CEO-Fraud“ – „Chef-Betrug“ –, bei dem sich Täter als Vorgesetzte ausgeben. Der „Chef-Betrug“ sorgte laut LKA 2017 bisher für einen Schaden von einer Million Euro in Rheinland-Pfalz.
Von Oliver von Riegen (dpa)