Rheinland-Pfalz. Für Armenier, die beim Bundesflüchtlingsamt Asyl beantragen, ist die Chance, als Flüchtling anerkannt zu werden, äußerst gering. Die Möglichkeit aber, samt Familie geduldet zu werden, ist ungleich höher, wie Miriam Lange bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier auf Anfrage bestätigt. Grund: Viele Armenier kämen hier todkrank an und könnten aus humanitären Gründen nicht sofort zurückgeschickt werden.
„In Armenien werben Schlepper unter Patienten gezielt damit, dass ihre Heilungschancen in Westeuropa besser wären und sie am besten nach Deutschland gehen“, sagt der Leiter der Kuseler Flüchtlingsaufnahmeunterkunft, Martin Ziemer. Aber nicht allen Erkrankten kann dauerhaft geholfen werden. Es gibt auch „tief enttäuschte“ Menschen, die ihre ganze Hoffnung auf die Schlepper und Deutschland gesetzt haben, aber auch hier erfahren müssen, dass sie unheilbar krank sind. Selbstverständlich werden sie dennoch von Fachärzten behandelt. „Bei einem Tumorpatienten kann die Rechnung im Monat schon in die Zehntausende gehen“, sagt Ziemer. Die Kosten schnellten nicht nur in Kusel in die Höhe. Die landesweit anfallende Summe kann die ADD nicht beziffern.
Gemessen an den Flüchtlingsströmen aus anderen Ländern ist die Zahl der Armenier vergleichsweise niedrig. Deshalb wurden sie bisher nur auf Rheinland-Pfalz, NRW, Bayern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen verteilt. Wegen der teils aber immensen Gesundheitskosten haben die fünf Länder durchgesetzt, dass alle 16 Länder seit dem 1. Juli Armenier aufnehmen müssen, wie Lange und Ziemer berichten. Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz übernimmt das Land in den ersten sechs Monaten alle Kosten für Asylbewerber.
Derzeit sind bei der Trierer Außenstelle des Bundesflüchtlingsamts etwa 280 Anträge von Armeniern anhängig. 2016 kamen nach ADD-Angaben 552 Armenier nach Rheinland-Pfalz, 2015 waren es 619. „Die Zahlen sind recht konstant“, wie Lange feststellt – trotz der Masche der Schlepper, die Patienten ihre Heilung in Westeuropa verheißen. Patienten kämen meist mit Familienangehörigen. Die Kuseler Unterkunft verfügt über eine Krankenstation, die mehrmals pro Woche auch von Fachärzten aufgesucht wird. Ist keine angemessene Behandlung möglich, werden Patienten in umliegende Kliniken eingewiesen. Ursula Samary