Pleckhausen

Heimatverein Kreis Altenkirchen lud zum Vortrag über den Erztransport nach Pleckhausen ein

Foto zeigt von links: Konrad Schwan, Vorsitzender Heimatverein Kreis Altenkirchen, Hans Buhr, ehemaliger Bergmann, Hans-Jürgen Kalscheid, stellvertretender Vorsitzender des Bergbaufördervereins der VG Flammersfeld, Gregor Eul, ehemaliger Bergmann und der Willrother Heimatforscher Albert Schäfer.
Foto zeigt von links: Konrad Schwan, Vorsitzender Heimatverein Kreis Altenkirchen, Hans Buhr, ehemaliger Bergmann, Hans-Jürgen Kalscheid, stellvertretender Vorsitzender des Bergbaufördervereins der VG Flammersfeld, Gregor Eul, ehemaliger Bergmann und der Willrother Heimatforscher Albert Schäfer. Foto: Rolf Schmidt-Markoski

Mit Pferdefuhrwerken, beladen mit Erz, von den Höhen des Westerwaldes bis an den Rhein. Heimatforscher Albert Schäfer sprach auf Einladung des Heimatvereins des Kreises Altenkirchen im Dorfgemeinschaftshaus in Pleckhausen.

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Der Heimatverein des Kreises Altenkirchen hatte zum Vortragsabend in das Dorfgemeinschaftshaus Pleckhausen eingeladen. Der pensionierte stellvertretende Schulleiter und bekannte Willrother Heimatforscher Albert Schäfer sprach zum Thema „Erztransporte von den Horhausener Gruben zur Sayner und Mühlhofener Hütte“. Konrad Schwan, Vorsitzender des Heimatvereins, konnte eine interessierte Zuhörerschar begrüßen, darunter auch ehemalige Bergleute aus Güllesheim und den Pleckhausener Ortsbürgermeister Alois Eul sowie Hans-Jürgen Kalscheid, stellvertretender Vorsitzender des Bergbaufördervereins der Verbandsgemeinde Flammersfeld. Zu Beginn seines Vortrages machte Schäfer deutlich, dass die Bergbaugeschichte ein bedeutender Teil der Wirtschaftsgeschichte der Region sei.

Mit Pferdefuhrwerken bis zur Sayner Hütte

Weiter erklärte der Heimatforscher: „Die Inbetriebnahme der Sayner und später der Mülhofener Hütte, dessen war man sich von vorne herein bewusst, war zunächst nur mit der Nutzung der längst bestehenden Verkehrswege durch das zur genannten Zeit übliche Pferdefuhrwerk möglich. Immerhin mussten je nach Grube Entfernungen von 22,5 Kilometer, Grube Georg bei Willroth, bis 34 Kilometer, Grube Harzberg bei Burglahr, bis zur Sayner Hütte überwunden werden, zur Mülhofener Hütte noch weitere zwei Kilometer.“

Ein Schild an der Glück auf. Grundschule Horhausen erinnert an den einstigen Erztransport.
Ein Schild an der Glück auf. Grundschule Horhausen erinnert an den einstigen Erztransport.
Foto: Rolf Schmidt-Markoski

Bei den Erzabbaustellen, anfangs die Pingen in den Wädern, nutzte man notgedrungen die unbefestigten Wald- und Feldwege. Gab es solche nicht, so waren die Fuhrleute gezwungen, in den Wäldern neue Abfuhrwege zu schaffen, was unvermeidbar Flurschäden zur Folge hatte. Aktenvermerke und Gemeinderatsprotokolle aus Bürdenbach und Güllesheim zur Zeit, als F. W. Raiffeisen Bürgermeister in Flammersfeld war, belegen, dass die betroffenen Gemeinden die Sayner Hüttenverwaltung zur Schadensregulierung drängten, wobei Raiffeisen vermittelnd tätig wurde.

Steinstraßen führten von den Westerwälder Höhen bis an den Rhein

Besonders schwierig gestaltete sich die Erzabfuhr auf den Distanzen zwischen den Gruben und der längst bestehenden Rheinstraße von den Westerwälder Höhen hinunter zum Rhein. In den 1840er Jahren wurden daher auf Rechnung des Oberbergamtes Bonn gleich drei neue “Steinstraßen„ angelegt und befestigt: die längste von den Pingen am Gabeler Kopf bei Bürdenbach, eine weitere aus dem Pingenzug auf dem Hufer Berg bis zur Rheinstraße und die dritte vom Tiefen Stollen der Grube Georg bei Willroth hinauf zur Gierender Höhe. So war gewährleistet, dass der Erztransport bei jeder Witterung aufrecht erhalten werden konnte.

Die meisten Erzfuhren benutzten die Rheinstraße lediglich bis zur Gierender Höhe, um von dort aus die Straßenverbindung hinüber in östlicher Richtung an Urbach vorbei und den Dierdorfer Wald durchquerend zu nutzen und nördlich von Maischeid die Koblenz, Mindener Straße anschließend über Isenburg bis Sayn zu befahren. Erst vor dem besseren Ausbau dieser Straße war dies zu allen Jahreszeiten möglich. Wenn jedoch Hochwasser oder Eisgang im Saynbach dies verhinderten, waren die Fuhrleute gezwungen, ab der Gierender Höhe die Rheinstraße talwärts bis Oberbieber zu nutzen, um von dort aus über Gladbach und Heimbach Hütten in Sayn und Mülhofen zu erreichen. Die unter Krupp hinzu gekommene Hermannshütte in Neuwied wurde ausschließlich über die Rheinstraße erreicht.

“Straßendampfer„ bei der Grube Louise

Das traditionelle Eisenerzfuhrwesen mit Pferdekarren und -wagen zwischen den Gruben um Horhausen und den genannten Hütten am Rhein erfuhr erstmals in den 1870er Jahren eine technische Neuerung bei der Grube Louise. Ein Zechenbuch vermerkt, dass auf der dortigen Steinstraße ein “Straßendampfer„ eingesetzt wurde, der angehängte Erzwagen auf der Steilstrecke hinauf zur Rheinstraße bis zur Gierender Höhe zog.

Seilbahn löste 1899 traditionellen Erztransport mit Pferdefuhrwerk ab

Weitere technische Neuerungen stellten die Bleichert'sche Seilbahn zwischen der Grube Harzberg und Bruchermühle 1876 und der Westerwaldbahn 1884 dar, an die die Firma Krupp die Gruben Louise, Friedrich Wilhelm und Lammerichskaule mit einer Schmalspurbahn zum Staatsbahnhof Seifen anschloss. Die Pohlig'sche Seilbahn von Grube Georg, im Jahr 1899 hinunter zur Grube Louise errichtet, beendete den traditionellen Erztransport mit Pferdefuhrwerk zu den genannten Hütten endgültig.

Als im Jahr 1930 die Grube Luise wegen Erzmangel stillgelegt und die Erzbahn nach Seifen demontiert wurde, ergab sich für die Grube Georg die Notwendigkeit, ihr Erz mit LKWs zum Bahnhof Oberlahr der Strecke Linz – Seifen zu transportieren. Die Firmen Herzog, Rengsdorf und E. Mann, Langenhahn waren damit betraut. “Infolge der Zerstörung etlicher Viadukte der Bahnlinie Linz – Seifen durch Kriegseinwirkungen musste der Erztransport von Grube Georg, der letzten noch fördernden Grube nach deren Wiederinbetriebnahme im Herbst 1945 zum Bahnhof Dierdorf mit Hilfe von LKWs neu organisiert werden, wobei es bis zum Ende des Erzbergbaus im Horhausener Raum am 31. März 1965 blieb", erklärte Heimatforscher Albert Schäfer in seinem Vortrag in Pleckhausen.Im Anschluss an den Vortrag fand noch eine rege Aussprache statt.