Kommentar: Der Patient SPD lebt noch
Natürlich sitzt bei der SPD der Frust tief. Auf Bundesebene hat die Partei ihr Wahlergebnis seit 1995 halbiert, im Kreis gibt es bald einen schwarzen Landrat, und selbst die einstmals rote Festung „Stadt Neuwied“ ist von der CDU geschliffen. Hinzu kommt, dass schon seit einiger Zeit in den Chefetagen von GSG und Stadtwerken keine Genossen mehr sitzen.
Mehr Krise geht eigentlich nicht. Die Lehre aus der Mitgliederversammlung ist aber, dass der Patient SPD noch lebt. Allein, dass über 100 Genossen kamen und drei Stunden stritten, ohne destruktiv zu werden, zeigt, dass Potenzial vorhanden ist. Die Partei ist vielen Menschen nicht egal. Trotzdem war es natürlich nur ein erster kleiner Schritt auf einem langen Weg. Die SPD muss ihre Rolle als Partei ohne OB noch finden. Eben die bietet allerdings auch Chancen. Denn wer sich nicht in der unterschwellig selbst auferlegten Pflicht sieht, vornehmlich seinen Mann an der Stadtspitze zu verteidigen, kann freier denken und diskutieren. Das gefällt jungen Leuten. Und gerade von denen braucht die SPD in Neuwied wieder mehr.
Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh