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Cochem

Australier auf Spurensuche an der Mosel: Was passierte beim Bomberabsturz 1942?

Von David Ditzer
Die Maschine des Bomberpiloten wurde am 20. September 1942 über Cochem abgeschossen, die sieben Mann starke Besatzung starb. Das Foto vom zertrümmerten Leitwerk der abgeschossenen Avro 683 Lancaster Mk I. stammt aus dem Bundesarchiv und wurde von Herbert Ahrens aufgenommen. Es führte David Owen letztlich nach Cochem. 
Die Maschine des Bomberpiloten wurde am 20. September 1942 über Cochem abgeschossen, die sieben Mann starke Besatzung starb. Das Foto vom zertrümmerten Leitwerk der abgeschossenen Avro 683 Lancaster Mk I. stammt aus dem Bundesarchiv und wurde von Herbert Ahrens aufgenommen. Es führte David Owen letztlich nach Cochem.  Foto: Bundesarchiv

Brennend stürzt der viermotorige britische Bomber gegen 2.40 Uhr am Morgen des 20. September 1942, also heute vor 76 Jahren, über Cochem „von der Endert aus in Richtung Wilhelmshöhe“ ab. So hält es der damalige Schulchronist am Freitag, 25. September, fest.

Lesezeit: 3 Minuten
Der Pilot der Maschine, die in einen Luftkampf mit einem deutschen Nachtjäger geraten war: Sergeant Robert Rupert Bisgrove Owen aus San Souci in Australien, einer Vorstadt der Metropole Sydney, seiner Familie nur als „Berty“ bekannt. David Owen (66) aus Epping, einer weiteren Vorstadt Sydneys, begab sich vor Kurzem in Cochem ...
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Kluge junge Köpfe ohne Chance auf ein langes Leben

Der in Epping lebende Australier David Owen hat sich seit 1982 intensiv mit dem Schicksal auseinandergesetzt, das Berty Owen, den Cousin seines Vaters, im Zweiten Weltkrieg ereilte. In einer E-Mail lässt er die RZ an seinen bewegenden Rechercheresultaten teilhaben. Einige Einblicke:

Ein Bomberbesatzung der 61. Schwadron der Royal Air Force auf dem Weg zu ihrer Maschine auf dem Stützpunkt Syerston in Mittelengland.
Ein Bomberbesatzung der 61. Schwadron der Royal Air Force auf dem Weg zu ihrer Maschine auf dem Stützpunkt Syerston in Mittelengland.
Foto: privat

Berty Owen und David Owens Vater Len waren vom Alter her nah beieinander. Beide arbeiteten zusammen in einem Kino als Filmvorführer. Bertys Vater Rupert besaß mehrere Kinos in Sydney und dem Umland. „Mein Vater wollte ebenfalls Pilot werden, wurde jedoch abgelehnt“, schreibt David Owen. Len Owen kämpfte später im Pazifikkrieg gegen Japan.

Berty Owen kam im Jahr 1941 zur Royal Australien Air Force. Er verließ Australien im Dezember zunächst auf dem Schiff Queen Mary, später ging's auf ein Truppentransportschiff, um einem Bombardement der deutschen Luftwaffe zu entgehen. In Großbritannien erlernte Berty Owen die Fliegerei ursprünglich für eine Avro 679 Manchester. David Owen schreibt: „Ich bin immer noch dabei herauszufinden, wo er dafür war.“ Dann wechselte Berty jedoch auf die neue Avro 683 Lancaster. Er kam zur 61. Schwadron der Royal Air Force, die auf dem Stützpunkt Syerston, der in der mittelenglischen Grafschaft Nottinghamshire liegt. Von dort brachen Berty und seine Besatzung am Samstag, 19. September 1942, zu ihrer letzten Mission auf – nach Bombardements auf Bremen und Essen hieß das Ziel nun München. Auf dem Rückflug von München wurde die Lancaster über Cochem abgeschossen, vermutlich von einer Messerschmitt Bf 110. Berty war zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt. Sein Cousin Len Owen, David Owens Vater, verstarb 2015 – im Alter von 93 Jahren.

Wie vielen Familien, auch den deutschen Familien im Bombenhagel, wie David Owen betont, brachte der Zweite Weltkrieg auch den Familien der Lancaster-Besatzung vor allem eins: endloses Leid. David Owen schreibt dazu: „Die große Tragödie all dessen ist, dass Berty – wie viele andere – zu den jungen und klügsten Männern ihrer Generation zählten.“ Ohne Chance auf ein langes Leben. dad

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