Laubach. Mit modernster GPS-Technologie steuern die beiden Experten Joachim Nick und Jannik Wagner die wie ein Bienenschwarm surrende Drohne über in gut 20 Metern Höhe über die Wiesen. Wie Vater Günter Nick erläutert, wird das mit Wärmebildkamera und Fotoausrüstung ausgestattete Gerät auch bei der Suche vermisster Personen, bei Bränden oder auch zur Ermittlung von Versicherungsschäden eingesetzt. Dort, wo die Möglichkeiten des Menschen begrenzt sind, bieten Drohnen eine Alternative.
In einem Bus der Firma Drohnen Service Pro steckt die Technik, welche die von der Drohne gelieferten Bilder live überträgt, sodass sie sofort ausgewertet werden können. Mit Funk ausgestattet, stehen die Jagdpächter Alexander Clees und Hubertus Mauerhof und der Beigeordnete der Gemeinde, Ewald Nick, am Wiesenrand bereit, um aktiv zu werden, wenn die Wärmebildkamera ein Tier geortet hat. Die Suche nach den Kitzen beginnt nicht ohne Grund früh am Morgen, als kühle Feuchtigkeit über den Wiesen liegt. Dann sind die Temperaturunterschiede zwischen Tier und Umgebung am größten. Ein Kitz als „Wärmenest“ lässt sich in einer Wiese gut ausfindig machen.
Ewald Nick, der ein Drahtgestell zum Schutz der Kitze in der Hand hält, wartet, bis er über Funk ein Fundsignal bekommt. Dann bleibt die Drohne über dem Fundort in der Luft stehen, und Nick marschiert los. Auch wenn er kurz darauf nur noch gut drei, vier Meter von dem Punkt entfernt ist, an dem das Kitz im Gras liegt, muss er sich jetzt genau darauf verlassen, was ihm die Experten des Drohnenteams über Funk vermitteln. „Einen Meter nach rechts noch, einen geradeaus“, heißt es – und tatsächlich liegt dort ein Jungtier versteckt im Gras. „Mit bloßem Auge hätte ich das kleine Reh nie erkannt und gefunden“, sagt der Laubacher. Ebenso wie Clees und Mauerhof ist Freude in seinem Gesicht zu erkennen, dass dieses Tier gerettet werden konnte.
Das Kitz liegt im Gras, zusammengerollt wie ein Katze, und ist durch seine Fellfärbung kaum zu erkennen. Behutsam stülpt Nick das Drahtgestell um das Jungtier, es ist ein temporärer Schutz. Ein weißer Plastikstab wird zum Halt des Gestells im Boden verankert – und weiter geht es bei der Suche. Allein auf dieser Wiese nahe des Ortsrands steckt Nick vier Drahtgestelle in den Boden. Jetzt kann die Mäharbeit beginnen. Knapp drei Stunden später wird das Gestell entfernt, und die Ricke kann ihr Kitz an einen anderen geschützten Platz bringen. vb