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Laubach

Drohnen retten Kitze vor dem Messer

Von Volker Boch
Tief ins Gras duckt sich das Rehkitz und ist kaum zu erkennen.
Tief ins Gras duckt sich das Rehkitz und ist kaum zu erkennen. Foto: Werner Dupuis

Der Mähtod junger Kitze sorgt jedes Jahr in der Zeit der Wiesenmahd für Aufregung und Betroffenheit. In Laubach wurde am Freitag ein Pilotprojekt erfolgreich vorgenommen, das eine Reihe von Jungtieren vor dem sicheren Tod bewahrt hat.

Lesezeit: 3 Minuten
Mithilfe von Drohnen wurden Kitze aufgespürt und geschützt. Es ist ein Beispiel, das Schule machen dürfte. Jedes Jahr ist es für Landwirte und Jäger eine wiederkehrende, bedrückende Situation. Wenn die Zeit der Wiesenmahd ansteht, können sie den kleinen Kitzen in den Wiesen nur die Daumen drücken. Es ist ein dramatisches Dilemma, ...
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So läuft eine gezielte Kitzrettung ab

Laubach. Mit modernster GPS-Technologie steuern die beiden Experten Joachim Nick und Jannik Wagner die wie ein Bienenschwarm surrende Drohne über in gut 20 Metern Höhe über die Wiesen. Wie Vater Günter Nick erläutert, wird das mit Wärmebildkamera und Fotoausrüstung ausgestattete Gerät auch bei der Suche vermisster Personen, bei Bränden oder auch zur Ermittlung von Versicherungsschäden eingesetzt. Dort, wo die Möglichkeiten des Menschen begrenzt sind, bieten Drohnen eine Alternative.

In einem Bus der Firma Drohnen Service Pro steckt die Technik, welche die von der Drohne gelieferten Bilder live überträgt, sodass sie sofort ausgewertet werden können. Mit Funk ausgestattet, stehen die Jagdpächter Alexander Clees und Hubertus Mauerhof und der Beigeordnete der Gemeinde, Ewald Nick, am Wiesenrand bereit, um aktiv zu werden, wenn die Wärmebildkamera ein Tier geortet hat. Die Suche nach den Kitzen beginnt nicht ohne Grund früh am Morgen, als kühle Feuchtigkeit über den Wiesen liegt. Dann sind die Temperaturunterschiede zwischen Tier und Umgebung am größten. Ein Kitz als „Wärmenest“ lässt sich in einer Wiese gut ausfindig machen.

Ewald Nick, der ein Drahtgestell zum Schutz der Kitze in der Hand hält, wartet, bis er über Funk ein Fundsignal bekommt. Dann bleibt die Drohne über dem Fundort in der Luft stehen, und Nick marschiert los. Auch wenn er kurz darauf nur noch gut drei, vier Meter von dem Punkt entfernt ist, an dem das Kitz im Gras liegt, muss er sich jetzt genau darauf verlassen, was ihm die Experten des Drohnenteams über Funk vermitteln. „Einen Meter nach rechts noch, einen geradeaus“, heißt es – und tatsächlich liegt dort ein Jungtier versteckt im Gras. „Mit bloßem Auge hätte ich das kleine Reh nie erkannt und gefunden“, sagt der Laubacher. Ebenso wie Clees und Mauerhof ist Freude in seinem Gesicht zu erkennen, dass dieses Tier gerettet werden konnte.

Das Kitz liegt im Gras, zusammengerollt wie ein Katze, und ist durch seine Fellfärbung kaum zu erkennen. Behutsam stülpt Nick das Drahtgestell um das Jungtier, es ist ein temporärer Schutz. Ein weißer Plastikstab wird zum Halt des Gestells im Boden verankert – und weiter geht es bei der Suche. Allein auf dieser Wiese nahe des Ortsrands steckt Nick vier Drahtgestelle in den Boden. Jetzt kann die Mäharbeit beginnen. Knapp drei Stunden später wird das Gestell entfernt, und die Ricke kann ihr Kitz an einen anderen geschützten Platz bringen. vb

Volker Boch zur Laubacher Kitzrettung

Projekt sollte in der Region Schule machen

Die Menschen machen doch ohnehin alles nur fürs Geld. Diesen Vorwurf müssen sich immer wieder auch diejenigen anhören, die als Jäger und Landwirte unmittelbar mit und in der Natur arbeiten – und auch Geld mit ihr verdienen. Das Beispiel der Laubacher Kitzrettung zeigt allerdings auch, dass es Projekte gibt, die für das Gegenteil stehen: der Natur und den Tieren zu helfen, ohne davon selbst unmittelbar zu profitieren.

Ein Drohneneinsatz zur Kitzrettung kostet erst einmal Geld. Dennoch war die Laubacher Jägerschaft bereit, sich diesem Modell der Kitzrettung anzunehmen und dieses Projekt trotz der damit verbundenen Kosten anzugehen. Jäger und Landwirte kennen die Bilder von Tieren, die von Mähwerken getroffen wurden und wollten mit diesem Pilotprojekt einen Weg ebnen, wie sich dieses ungewollte Töten verhindern lässt. Entsprechend froh waren die Beteiligten am Freitag in Laubach, als sie sicher sein konnten, eine ganze Reihe von Jungtieren in den Wiesen geschützt zu haben. Sie haben damit einen Beitrag geleistet, der Schule machen könnte und auch sollte.

Vorab hatten die Laubacher Jagdgenossen das rheinland-pfälzische Umweltministerium, das für den Forst zuständig ist, über ihr Kitzrettungsprojekt informiert. Sie erhalten bei ihrem privaten Projekt hoffentlich nicht nur eine punktuelle Unterstützung, sondern finden im Land einen festen Partner. Denn das Laubacher Modell der Kitzrettung sollte Schule machen.

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