Lahnstein

Betroffene landen nicht auf Abstellgleis: Caritas-Werkstätten bieten psychisch Erkrankten eine berufliche Perspektive

Seit zehn Jahren bereits gibt es den MoDiTec-Betrieb der Caritas-Werkstätten in Lahnstein. Mann der ersten Stunde ist Gruppenleiter Frank Dehne (rechts oben), der bereits seit der Eröffnung im Jahr 2011 zum Team gehört. Hier steht er gemeinsam mit Teamleiter Maik Wolf vor dem Eingangstor zum Betriebsgelände in der Johann-Baptist-Ludwig-Straße.
Seit zehn Jahren bereits gibt es den MoDiTec-Betrieb der Caritas-Werkstätten in Lahnstein. Mann der ersten Stunde ist Gruppenleiter Frank Dehne (rechts oben), der bereits seit der Eröffnung im Jahr 2011 zum Team gehört. Hier steht er gemeinsam mit Teamleiter Maik Wolf vor dem Eingangstor zum Betriebsgelände in der Johann-Baptist-Ludwig-Straße. Foto: Caritas

Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Erkrankungen. Tendenz steigend. Die Folgen der Erkrankung für die Betroffenen sind enorm. So etwa sind viele der psychisch Erkrankten vorübergehend oder auch dauerhaft nicht erwerbsfähig.

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Betroffen davon sind Menschen jeden Alters, insbesondere aber auch viele junge Menschen, bei denen sich die psychische Erkrankung bereits in der Kindheit oder im späteren Jugendalter entwickelt. In vielen anderen Fällen standen die Betroffenen vor einer psychischen Erkrankung oftmals erfolgreich im Berufsleben. Der herbe Verlust des Jobs ist für sie dann meist eine weitere zusätzliche Belastung.

Vor diesem Hintergrund eröffneten die Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn bereits im Jahr 2011 in Lahnstein den MoDiTec-Betrieb (MoDiTec steht dabei für Montage, Dienstleistung und Technik). Ziel der Einrichtung in der Johann-Baptist-Ludwig-Straße 14 war und ist es, psychisch kranken Menschen die berufliche Qualifizierung und Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen.

In diesem Jahr feiert MoDiTec Geburtstag: Seit nunmehr zehn Jahren bietet die Einrichtung psychisch Erkrankten eine berufliche Perspektive. „Gerade für psychisch kranke Menschen sind die soziale Anerkennung im Arbeitsalltag und eine sinnvolle Betätigung besonders wichtig, um sich als Teil der Gesellschaft fühlen zu können“, erklärt Frank Dehne. Der Gruppenleiter ist bereits seit der Eröffnung von MoDiTec dabei und somit in Lahnstein „der Mann der ersten Stunde“. Er ist bereits seit 18 Jahren als Arbeitspädagoge bei der Caritas tätig.

„Damals fingen wir in Lahnstein mit fünf Beschäftigten an“, erinnert sich Dehne, „heute sind es 17 Beschäftigte.“ Zu Beginn wurde in den Werkstatträumen für gewerbliche Auftraggeber in den Bereichen Montage, Verpackung und Konfektionierung gearbeitet, im Laufe der Jahre wurde das Angebot um zusätzliche Bereiche erweitert. Unter anderem ist seit zwei Jahren das Lego-Projekt mit dem dazugehörigen Lego-Outlet Steinequelle ein fester Bestandteil des MoDiTec-Betriebes in Lahnstein.

Das Projekt wurde im Oktober 2019 von einer Gruppe Lego-Fans und der Caritas ins Leben gerufen. Die Beschäftigten bei MoDiTec reinigen gebrauchte Lego-Steine zunächst, um sie dann nach Farben und Formen zu sortieren. Anschließend werden sie in der Steinequelle zum Verkauf angeboten.

Aufgrund der Corona-Pandemie musste die ganz große Party in Lahnstein leider ausfallen. Dennoch ließen es sich die Beschäftigten, Gruppenleiter, der Sozialdienst, Betriebsleitung und das Lego-Team nicht nehmen, gemeinsam den zehnjährigen MoDiTec-Geburtstag und den zweiten Geburtstag der Steinequelle zu feiern.
Aufgrund der Corona-Pandemie musste die ganz große Party in Lahnstein leider ausfallen. Dennoch ließen es sich die Beschäftigten, Gruppenleiter, der Sozialdienst, Betriebsleitung und das Lego-Team nicht nehmen, gemeinsam den zehnjährigen MoDiTec-Geburtstag und den zweiten Geburtstag der Steinequelle zu feiern.
Foto: Caritas

Mittlerweile ist die Verkaufsfläche auf mehr als 300 Quadratmeter angewachsen und bietet eine riesige Auswahl an unterschiedlichsten Lego-Steinen, aber auch kompletten Lego-Sets. „Das Projekt ist bei unseren Beschäftigten besonders beliebt, sie sind mittlerweile zu richtigen Lego-Experten geworden“, erzählt Dehne.

Die Arbeit mit den MoDiTec-Beschäftigten unterscheidet sich sehr oft vom Umgang mit Menschen mit einer körperlich/geistigen Beeinträchtigung in anderen Bereichen der Caritas-Werkstätten. „Bei MoDiTec finden psychisch Erkrankte einen Arbeitsplatz, der sie fordert, aber nicht überfordert“, erklärt Teamleiter Maik Wolf.

Es wird Rücksicht auf die Krankheit der Beschäftigten genommen. Keiner soll Druck verspüren, die Beschäftigten sollen die Tätigkeiten, die anstehen, in ihrem eigenen Tempo und in ihrem Rhythmus erledigen. „Für viele psychisch kranke Menschen ist ein strukturierter Tag besonders wichtig“, so Frank Dehne.

Die Arbeit bei MoDiTec bietet den Beschäftigten nicht nur eine Teilhabe am Arbeitsleben, sondern steigert vor allem auch deren Selbstwertgefühl. Viele der Beschäftigten mussten einen oder gleich mehrere Schicksalsschläge verkraften und hegen oft Zweifel an der Gesellschaft, aber vor allem an sich selbst. Durch ihre Tätigkeit bei MoDiTec steigern sie ihr Selbstbewusstsein und erkennen: „Ich kann etwas leisten!“

Ziel ist es auch, die MoDiTec-Beschäftigten wieder im allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren. Hier unterstützt sie die Viweca, die Abteilung für Arbeitsmarktintegration der Caritas-Werkstätten. Deren Integrationsassistenten verfügen über einen großen Pool an Praktikums- und Arbeitsplätzen in verschiedenen Branchen, unterstützen die Beschäftigten bei der Vermittlung und begleiten sie am Außenarbeitsplatz.

Weitere Infos zu MoDiTec in Lahnstein gibt es bei Betriebsleiter Martin Sobotta unter Telefon 06771/930.520 oder per E-Mail an martin.sobotta@cw-wwrl.de.

Feier nur im kleinen Kreis

Gern hätten die Verantwortlichen um Betriebsleiter Martin Sobotta das zehnjährige Bestehen mit einer großen Party und einem Tag der offenen Tür gewürdigt und mit der Öffentlichkeit gefeiert. Dies war aufgrund der Corona-Pandemie aber leider nicht möglich. Gefeiert wurde dennoch – wenn auch nur im kleinen Rahmen.

Bei einer internen Grillfeier auf dem MoDiTec-Gelände kamen Beschäftigte, Gruppenleiter, Magdalena Joost vom Sozialdienst, Betriebsleitung sowie Mitarbeiter der Lego-Steinequelle zusammen, um gemeinsam ein paar gemütliche Stunden zu verbringen. Dabei blickte man nicht nur auf die vergangenen zehn Jahre von MoDiTec zurück, sondern feierte gleichzeitig auch den zweiten Geburtstag des Lego-Ladens.

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