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Diez

Obdachlos in Diez: Endstation im Mühlchen?

Von Sabrina Rödder
Vollzugsbeamtin Andrea Pralat guckt ein- bis zweimal die Woche in den Obdachlosenunterkünften der VG Diez nach dem Rechten. Die Bewohner der Häuser haben meist jeweils ein Zimmer zur Verfügung. Um die Einrichtung müssen sie sich selbst kümmern. Fotos: Sabrina Rödder
Vollzugsbeamtin Andrea Pralat guckt ein- bis zweimal die Woche in den Obdachlosenunterkünften der VG Diez nach dem Rechten. Die Bewohner der Häuser haben meist jeweils ein Zimmer zur Verfügung. Um die Einrichtung müssen sie sich selbst kümmern. Fotos: Sabrina Rödder Foto: Sabrina Rödder

Getragene Pullis und Jeans liegen übereinandergeworfen auf der Armlehne der Couch. Darauf aufgeschlagen eine lokale Tageszeitung. Stellenmarkt. „Wenn ich könnte, würde ich woanders arbeiten“, sagt Peter Stein (Name von der Redaktion geändert). Er lehnt gegen den Rahmen der Zimmertür. Seine Arme sind verschränkt. Auf seinem Fuß klebt ein Pflaster. Der 57-Jährige arbeitet auf Abruf, sagt er. Mal hier, mal da. Meist auf dem Bau. Früher hatte er einen guten Job, war fest angestellt bei einer Tiefbaufirma. Geboren in Löhnberg bei Weilburg, verschlug es ihn 1986 nach Diez. Beruflich wie privat lief es gut.

Lesezeit: 5 Minuten
Was dann passierte, erzählt Peter Stein nicht. „Die meisten Sachen, die hier hängen, sind noch aus der Ehe.“ Hier: Das ist ein überschaubares Zimmer von 12 Quadratmetern. Eine Rolle Toilettenpapier steht neben der Mikrowelle auf dem Sideboard. Eine Packung Alufolie liegt neben der Tube Zahnpasta im Regal. Peter Stein wohnt ...
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Die Geschichte der Gebäude

Idyllisch liegen die Diezer Obdachlosenunterkünfte an einem sonst unbebauten grünen Hang mit Blick auf die Lahn. Drum herum stehen schicke Einfamilienhäuser. Am Ende der Straße Zum Mühlchen folgt das beliebte Restaurant Das neue Mühlchen.

Einige Leute mögen die einfach gestalteten Unterkünfte wohl fast schon als Schandfleck bezeichnen. In den 60er-Jahren ließ die Stadt Diez die drei baugleichen Häuser errichten – damals schon im Hinblick auf die Unterbringung von Obdachlosen. Im Schläfer wurden drei weitere baugleiche Häuser errichtet, dort jedoch für andere Zwecke. In den 70er-Jahren dann übernahm die Verbandsgemeinde die Gebäude. Eines der Häuser ist normal vermietet. Für den Zustand der Gebäude ist die Bauverwaltung der Verbandsgemeinde zuständig, sagt Ulrich Sitzmann, der Leiter des Ordnungsamts. „Bald werden die Häuser saniert“, sagt er. „Aber das alles geschieht im laufenden Betrieb.“ Die Obdachlosen müssen in dieser Zeit also nicht anderweitig untergebracht werden. Das Ordnungsamt kümmert sich darum, dass das Umfeld in Ordnung ist, die Grundstücke also „einigermaßen manierlich aussehen“, sagt Sitzmann. Bevor es die beiden Häuser gab, wurden die Obdachlosen der Verbandsgemeinde Diez laut Ulrich Sitzmann in Baracken untergebracht, in der Emser Straße oder auch in der Oraniensteiner Straße. srö
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