Plus
Volxheim/Region

Tag der Bienen wird auch im Kreis Bad Kreuznach gefeiert: Sympathieträger aus der Welt der Insekten

Von Markus Kilian
Die Biene, hier ein Exemplar aus dem Marzellschen Bienenstock auf dem Finger von Sohn Moritz, hat ein ausgeprägtes Sozialverhalten und produziert wertvollen Honig. Seit 2017 ist daher der 20. Mai der internationale Weltbienentag.
Die Biene, hier ein Exemplar aus dem Marzellschen Bienenstock auf dem Finger von Sohn Moritz, hat ein ausgeprägtes Sozialverhalten und produziert wertvollen Honig. Seit 2017 ist daher der 20. Mai der internationale Weltbienentag. Foto: Markus Kilian

„Das Thema Bienen ist sehr komplex“, fasst Imker Willi Marzell zusammen, als er mit seiner Familie in seinem Lädchen in Volxheim sitzt. Anlässlich des Weltbienentages umreißt er im Gespräch mit unserer Zeitung einige Fakten.

Lesezeit: 3 Minuten
Im Bienenvolk herrscht ausgeprägtes soziales Miteinander. „Jedes Volk ist ein eigener Organismus. Eine einzelne Biene ist nicht lebensfähig“, sagt Willi Marzell. Jede Biene hat im Volk dabei eine Funktion: Die Arbeiterbienen bauen die Waben, die Drohnen, also männliche Bienen, sind nur für die Begattung zuständig. Die Königin ist Oberhaupt eines ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Die Marzells aus Volxheim: Eine Familie schwärmt nur für die Eine

Die Bienen? Die sind ihnen zugeflogen, erzählen Anna und Willi Marzell lächelnd, als sie in ihrem Imkereilädchen in Volxheim sitzen. Neben ihnen ihre Kinder Milena (8) und Moritz (15) – und alles Mögliche, was die Bienen liefern: Natürlich unzählige Gläser Honig, aber auch Seifen und Kerzen aus Bienenwachs. Eigentlich ist die 37-Jährige in der Förderschule tätig und er selbstständig im Baugewerbe. Aber seit inzwischen neun Jahren schwärmt die ganze Familie nur für Eine: die Biene.

Dabei kam alles ganz unverhofft. Im Sommer 2013, ein Jahr, nachdem die gebürtigen Winzenheimer nach Volxheim gezogen waren, hat sie der erste Schwarm besucht. „Am Anfang dachten wir nur: 'Was machen wir jetzt?'“, verrät Willi Marzell, bevor er ein wenig stolz erzählt, dass sie die Tierchen einfangen konnten. „Und aus einem Volk wurden zwei und dann immer mehr“, resümiert er, und seine Frau ergänzt: „Wir sind mit den Bienen gewachsen.“

Und das gleich auf mehreren Ebenen: Inzwischen haben es sich viele Zehntausende Bienen in vielen Völkern in den Bienenstöcken der Marzells gemütlich gemacht. Die summenden Kisten stehen auf einem Grundstück in der Nähe von Hackenheim, das die Familie gepachtet hat; aber auch in mehreren Bienenstellplätzen in der Region fliegen zahlreiche Bienen der Marzells umher.

Auch ihre eigenen vier Wände haben die Eltern von drei Kindern erweitert: Vor einiger Zeit haben sie auf dem Gelände neben ihrem Eigenheim in Volxheim umgebaut, um dort Honig zu schleudern und zu lagern. Den verkaufen sie im seit Kurzem biozertifizierten Betrieb in Volxheim.

Eine Biene sammelt Pollen und Nektar.
Eine Biene sammelt Pollen und Nektar.
Foto: Caroline Knapp

Unter dem Titel „Fleißiges Bienchen“ gibt es außerdem Kerzen und Seifen aus Bienenwachs. Besonders den Honig erwerben nicht nur Direktabnehmer, etwa auf dem Feierabendmarkt am Donnerstag in Bad Kreuznach, sondern auch Großabnehmer gehören zu den Kunden der Marzells. Kein Wunder: Inzwischen hat die Imkerfamilie sämtliche Freunde und Bekannte mit Honig versorgt, daher zählen nun auch einige Lebensmittelgeschäfte zu ihren Abnehmern.

„Unser Traum ist, von der Imkerei leben zu können“, sagt Willi Marzell. Denn bis jetzt ist die Imkerei der Nebenerwerb der Familie Marzell – dabei sind sie besonders im Sommer sehr beschäftigt. „In der Hauptsaison sind wir in jeder freien Minute bei den Bienen“, sagt Anna Marzell.

Und was heißt das konkret? „Wir schauen nach, ob bei den Bienen alles in Ordnung ist“, sagt die 37-Jährige. Also ob es den Tieren gut geht, und wie weit der Honig und der Nachwuchs sind. Aber auch die Imker selbst haben etwas vom Besuch: „Die Bienen erden mich“, erzählt Anna Marzell und spricht von einem „Bienenkino“. „Man kann nicht mal so nebenher nach den Bienen schauen, sondern man muss mit allem dabei sein.“ Die Bienen spürten, wenn man mit den Gedanken woanders sei. Genauso kommunizieren zugleich auch die Tierchen. „Ich höre bei meinem Stock schon am Summen, wie die Stimmung ist“, sagt Anna Marzell.

Verständnis für Bienen möchte sie an die jüngeren Generationen weitergeben. Daher beendet sie im September eine Ausbildung zur Heilpädagogin und plant bereits Besuche in Schulen, um Kindern Informationen über die Biene zu vermitteln. Genauso könnte sie sich auch gut vorstellen, dass Schulklassen die Imkerei besuchen. „Die Kinder sollen mehr Bezug zur Natur bekommen und die Angst verlieren vor dem, was da summt und brummt“, sagt Anna Marzell.

Feine Unterschiede: Wie sich die Biene von der Wespe abhebt

Beide fliegen im schwarz-gelben Dress, zücken manchmal ihren Stachel und summen laut – Bienen und Wespen wirken auf den ersten Blick ähnlich. Allerdings gibt es mehrere Unterschiede: So hat die Biene kleine Härchen auf ihrem Körper und trägt gewissermaßen einen kleinen Pelz, wohingegen die Wespe „nackt“ ist. Während die Biene insgesamt rundlicher wirkt, verfügt die Wespe über die dünne Wespentaille, die ihren Oberkörper deutlich vom Hinterteil trennt.

Wespen leuchten oft regelrecht gelb-schwarz, die Färbung der Bienen ist wegen ihrer Behaarung weniger auffällig. Während Bienen den Nektar für die Honigproduktion sammeln, ernähren sich Wespen selbst davon. Für ihren Nachwuchs jagen Wespen andere Insekten – sie sind daher keine Vegetarier wie die Bienen. Wespen bedienen sich auch gern an den Speisen anderer. Und: Während die Biene nach ihrem Stich stirbt, können Wespen mehrmals piksen. mki

Erste Hilfe: Was wirkt am besten nach einem Bienenstich?

Bienen sind insgesamt friedliche Tiere und stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Ein Stich ist für den Menschen zwar schmerzhaft, aber – wenn keine Allergie vorliegt – in der Regel nicht gefährlich. Wer von einer Biene gestochen wurde, sollte danach am besten vorsichtig den Stachel an der Einstichstelle abkratzen, rät Willi Marzell.

Aber Vorsicht: Nicht versuchen, den Stachel mit seinen Widerhaken herauszuziehen! Denn am Stachel hängt meist noch die Giftblase der Biene, in der sich nach dem Einstich weiteres Gift befindet. Beim Herausziehen des Stachels drückt man oft versehentlich auf die Giftblase, und es gelangt so noch mehr des Stoffs ins Gewebe. Eine gute Sofortmaßnahme bei einem Bienenstich ist Hitze, erklärt der Imker. Denn die Erwärmung zerstört die Enzyme im verabreichten Gift und verhindert, dass sie sich weiter ausbreiten können.

Zwar tut der Stich weh, doch das Gift, so erläutert Willi Marzell, ist sehr gesund, weil es die körpereigene Heilung voranbringt. Wenn die Biene gestochen hat, sind ihre Stunden gezählt: Beim Stich verliert sie nicht nur ihren Stachel, sondern reißt sich zugleich einen Teil des Hinterleibs auf – und ist daher danach nicht mehr lebensfähig. mki

Summa summarum

Interessante Daten und Fakten rund um die Bienen:

0,05 Gramm Nektar transportiert eine Biene pro Flug, wie das Imkerpaar Willi und Anna Marzell aus Volxheim berichten. Sie haben noch weitere Zahlen rund um das Leben der Bienen gesammelt.

15 Drohnen begatten die Königin im Höchstfall, die noch fünf Jahre danach im Anschluss Eier ablegt.

35 Tage lebt eine Biene (mit Ausnahme der Königin) im Sommer durchschnittlich. Im Winter wird sie hingegen bis zu sechs Monate alt.

300 Blüten fliegt eine Biene durchschnittlich pro Tag an.

20.000 Bienen sind aktiv, um 500 Gramm Honig herzustellen, wissen die Marzells aus eigener Erfahrung.

Meistgelesene Artikel