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Baden-Baden/Cochem

„Tatort“ made in Cochem: Stefan Dähnert schreibt Fortsetzung des Skandal-Krimis

Von Thomas Brost
Der „Tod im Häcksler“ war wohl Lena Odenthals (Ulrike Folkerts, links) kniffligster Fall. Erneut trifft sie jetzt auf Kommissar Stefan Tries (2. von links), mit dem sie um ein Haar vor 28 Jahren angebändelt hätte. Das Drehbuch für ihren jüngsten Kriminalfall schrieb erneut der Cochemer Stefan Dähnert. Der Tatort-Krimi „Die Pfalz von oben“ wird am morgigen Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten Programm ausgestrahlt. Foto: SWR/Johannes Hollmann
Der „Tod im Häcksler“ war wohl Lena Odenthals (Ulrike Folkerts, links) kniffligster Fall. Erneut trifft sie jetzt auf Kommissar Stefan Tries (2. von links), mit dem sie um ein Haar vor 28 Jahren angebändelt hätte. Das Drehbuch für ihren jüngsten Kriminalfall schrieb erneut der Cochemer Stefan Dähnert. Der Tatort-Krimi „Die Pfalz von oben“ wird am morgigen Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten Programm ausgestrahlt. Foto: SWR/Johannes Hollmann

Wohl selten hat ein Krimi eine solche Welle der Empörung ausgelöst wie der Tatort „Tod im Häcksler” vor 28 Jahren. Die Pfalz war in Aufruhr, nachdem die Bürger des fiktiven Pfälzer Dorfes Zarten kollektiv einen Aussiedler gemeuchelt hatten. „Im Tatort ist das Verletzten von Menschen saudoof“, sagt Schauspielerin Ulrike Folkerts (57) gegenüber dem SWR heute. Zum 30. Dienst-Jubiläum der Tatort-Kommissarin Lena Odenthal gibt es am 17. November eine Fortsetzung des umstrittenen Krimis, erneut aus der Feder des Cochemer Drehbuchautors Stefan Dähnert.

Lesezeit: 3 Minuten
Rückblende: Am 13. Oktober 1991 strahlt die ARD den Krimi „Tod im Häcksler” aus. Noch relativ harmlos wird die Pfalz – das Drehbuch stammt von Regisseur Nico Hofmann und Max-Ophüls-Preisträger Stefan Dähnert – als „Pfälzisch-Sibirien” tituliert, in dem die Bürger feindlich-verschlossen und rückständig sind. Aber sie vereinbaren sich gemeinsam zu ...
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Stefan Dähnert im Interview: „Heimat war für mich schon immer anders“

Cochem/Berlin. Stefan Dähnert, 1961 in Bonn geboren, wuchs zeitweise in Cochem auf, wo er unter anderem Mitglied der Mosel-Folkband Schmandelekker war. Mit seinem Bundeswehr-Theaterstück Herbstball (1985) avancierte er zur großen Hoffnung unter den Jungdramatikern. 1985 wurde er mit dem Gerhard-Hauptmann-Preis ausgezeichnet, berühmte Vorgänger waren Martin Walser oder Peter Handke. Mit dem ersten Film „Engrazia“, der in Alflen und Cochem gedreht wurde, erhielt er 1990 den Förderpreis Regie beim Max-Ophüls-Festival. Seither hat er viel für Film und Fernsehen gearbeitet, zehn Drehbücher für den Tatort sind darunter. Die Figur der Konstanzer Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) hat er maßgeblich entwickelt. Zuletzt arbeitete er auch an der Serie „Charité“ als Autor mit.

Stefan Dähnert schrieb erneut ein Tatort-Drehbuch.
Stefan Dähnert schrieb erneut ein Tatort-Drehbuch.
Foto: privat

Herr Dähnert, 28 Jahre sind ins Land gegangen, was haben Sie eigentlich in dieser Zeit so angestellt?

Da muss ich schnell zurückspulen. Seither ist viel passiert. Ich habe anfangs eine Zeit lang nur Kino gemacht, das wurde aber immer schwieriger. Zumal wenn das nur 6000 Zuschauer bundesweit sehen. Dann bin ich gnadenlos zum Fernsehen gewechselt. Das war der Grund, dass ich es im Fernsehen machen wollte: Man hat ein Millionenpublikum vor sich. Und damals, vor 28 Jahren, gab es fast nur politische Stoffe, die konnte man gut tarnen, verkleiden. Ich habe neue Skripts zu Papier gebracht. Es hat sich wahnsinnig viel getan in Richtung Serien. Und man muss mit großem Rechercheaufwand eintauchen, zum Beispiel in puncto medizinisch-historische Themen wie in der Serie „Charité“ (Drehbuch zu Charité III).

Wieso muss es eine Fortsetzung vom „Tod im Häcksler“ geben? Weil einige Fragen offengeblieben sind, so ob sich Lena Odenthal und der Polizist Stefan Tries aus Zarten nochmals über den Weg laufen?

Die Idee kam vom Redakteur des SWR von damals. Er wollte zum 30-jährigen Jubiläum von Lena Odenthal ihren bekanntesten Fall weiterdrehen. Und das fiel dann auf mich zurück. Wir hatten echtes Glück, dass Ben Becker verfügbar war und wieder mitspielen wollte. Es war für mich ein großer Spaß, dies zu schreiben und die Rollen weiterzuspinnen.

Was ist eigentlich aus dem Polizisten Stefan Tries geworden in den 28 Jahren?

Er hat einen bestimmten Polizeiberitt übernommen und macht darin sein eigenes Ding. Er sitzt wie eine Spinne im Netz, andere kleben an ihm. Es ist eine Mischung auf dem Dorf, die jeder kennt: Aktueller Bezug ist der Kriminalitätsdruck aus Frankreich. Dort wird überall kontrolliert, also weichen Kriminelle aus – auch hinüber in die Pfalz.

Ist die Figur der Lena Odenthal nach 30 Jahren nicht müde und verbraucht?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin total interessiert, wie sie es jetzt macht. Sie ist ein Urgestein im Tatort. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, für sie zu schreiben. Sie ist so unaufgeregt, sie macht stur und abgeklärt ihren Dienst.

Was bedeutet für Sie Heimat?

Das ist schwierig, denn ich bin in der Kindheit und Jugend dauernd umgezogen. Cochem war für mich die letzte Station. Heimat war für mich schon immer anders. Vielleicht sehe ich Heimat deswegen so positiv, weil man sie gerne fest gehabt hätte.

Mit Stefan Dähnert sprach Thomas Brost.

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