Westerwald

Drei Kreise ziehen an einem Strang: So will der Westerwald die Holzkrise meistern

Die drei Landräte (von links) Achim Schickert (Westerwald), Peter Enders (Altenkirchen) und Achim Hallerbach (Neuwied) haben sich des Themas Holzkrise angenommen und Vertreter der heimischen Branche an einen Tisch geholt.  Foto: Wir Westerwälder
Die drei Landräte (von links) Achim Schickert (Westerwald), Peter Enders (Altenkirchen) und Achim Hallerbach (Neuwied) haben sich des Themas Holzkrise angenommen und Vertreter der heimischen Branche an einen Tisch geholt. Foto: Wir Westerwälder

Eine Arbeitsgruppe unter Federführung von Handwerkskammer-Präsident Kurt Krautscheid soll Lösungsvorschläge erarbeiten, um der heimischen Holzindustrie aus der Krise zu helfen. Das ist das Ergebnis einer von dem Neuwieder Landrat Achim Hallerbach angestoßenen und vom Regionalmarketing „Wir Westerwälder“ organisierten Treffen der Branche in Wirges. Das geht aus einer Pressemitteilung der gemeinsamen Initiative der Landkreise Altenkirchen, Westerwald und Neuwied hervor.

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Die rund 30 regionalen Vertreter aus Forstwirtschaft, von Sägewerken und der Handwerkerschaft folgten dabei dem Appell von Altenkirchens Landrat Peter Enders, nicht in die Vergangenheit zu schauen und nachzukarten, sondern konstruktiv nach vorn zu blicken. Die Dringlichkeit des Themas war dabei auch dem letzten Teilnehmer spätestens in dem Moment klar, als Hallerbach berichtete, dass ihn zahlreiche Hilferufe von Bürgern erreicht haben, die aktuell ein Haus bauen oder dies für die nahe Zukunft planen.

„Die Kosten laufen den Menschen davon, Finanzierungen sind akut gefährdet und teilweise bekommen sie überhaupt kein Material mehr, was die Pläne zur Fertigstellung dann völlig über den Haufen werfen kann“, führte er aus und ergänzte, dass das auch für die Handwerker „unschöne Konsequenzen“ hat – sowohl bei der Kalkulation als auch im Umgang mit den Kunden.

In ersten Vorgesprächen sei ihm deutlich geworden, dass man eine Lösung auf der größeren Basis der drei Westerwälder Landkreise suchen muss. „Hier reden wir immerhin von einem Wirtschaftsraum mit 500 000 Menschen zwischen zwei Ballungsräumen“, strich Hallerbach noch einmal die gemeinsame Stärke heraus. Damit könne man zwar nicht den Weltmarkt beeinflussen, aber vielleicht doch eine Zwischenlösung entwickeln, sagte er und regte an, über ein „regionales Pufferlager“ für wichtige Materialien, insbesondere Dachlatten, nachzudenken.

Hallerbach appellierte an die Teilnehmer, eine regionale Lösung zu finden und zusammenzuarbeiten. „Wir können vielleicht zu einer Lösung kommen, die dazu führt, dass Westerwälder Rundholz hier geerntet, hier verarbeitet und dann auch dem heimischen Baumarkt zugeführt wird.“ Wenn dies in einer wettbewerbskonformen Art und Weise und in ausreichend großer Menge gelinge, könnten wir etwas verbessern.

In der anschließenden Diskussion wurde der Vorschlag eines regionalen Pufferlagers positiv aufgegriffen. Denn gerade aus dem Bereich des Handwerks gab es eindringliche Schilderungen, wie existenziell das Problem der teilweise um bis zu 300 Prozent angezogenen Materialpreise ist. „Ich kann in meinem Dachdeckerbetrieb derzeit keinen Auftrag verlässlich kalkulieren“, berichtete HwK-Präsident Kurt Krautscheid.

Eine erfreuliche Ankündigung konnte Oliver Mühmel, Chef des Sägewerks van Roje in Oberhonnefeld-Gierend machen, der versicherte, dass man gern mehr für die heimischen Märkte produzieren will und derzeit auch eine neue Anlage zur Herstellung von Dachlatten montiert. „Wir werden ab September mehr bereitstellen“, versprach er, was Peter Enders als „positiven Ansatz für die Region“ wertete.

Als Geschäftsführer der kommunalen Holzvermarktung machte Martin Gräf deutlich, dass durch Klimawandel und Borkenkäferplage extrem viel Holz eingeschlagen werden musste. „Langfristig werden wir ein Problem mit der Fichte bekommen“, prognostizierte er und mahnte, dass sich auch die regionale Wirtschaft darauf einstellen muss. Ähnlich sprach Johannes Wagner (Forstamt Hachenburg) von einer nie dagewesenen Krise. „Der Westerwald war bisher ein Hochleistungsstandort für die Produktion von Fichtenholz. Er ist es nicht mehr und wird es auch nicht mehr. Der Markt wird sich langfristig verknappen“, sagte er voraus.

Zunächst jedoch muss es, da waren sich die Beteiligten der Runde einig, um eine kurzfristige Übergangslösung gehen, für die noch gewisse Kapazitäten vorhanden sind. „Es geht um eine vorübergehende Entlastung der Region“, fasste Landrat Achim Schwickert (Westerwaldkreis) zusammen. „In der beschriebenen Situation, in der alle in ihren Verträgen stecken, müssen wir schauen, ob wir noch Holz haben, das wir an regionale Säger geben können, die es für regionale Handwerker verarbeiten“, beschrieb er den möglichen Weg.

„Das Problem ist erkannt. Der Wille zur Zusammenarbeit war bei allen Teilnehmern feststellbar.“ Und mit Blick auf die vielen Gespräche nach der Veranstaltung war sich auch „Wir Westerwälder“-Vorstand Sandra Köster sicher, dass man eine gute Grundlage zur Verbesserung der weiteren regionalen Zusammenarbeit gelegt habe.