75 Jahre nach den Ereignissen vom 7. März 1945 in Remagen gibt es naturgemäß nur noch wenige Zeitzeugen dieser Ereignisse. Einer von ihnen ist Heinz Kleebach, Jahrgang 1933. Er erlebte diesen historischen Tag als Kind in Remagen. Im Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler aus dem Jahr 2017 ist unter dem Titel „Erinnerungen an eine unheilvolle Zeit“ ein Auszug aus seinen Gedanken zu diesen Kriegstagen veröffentlicht, aus dem wir hier zitieren. An den März 1945 erinnert sich der damals zwölfjährige Heinz Kleebach so:
„Nachts, wenn es ruhig auf den Straßen war – dies war nicht oft der Fall, Rückzug auf der ganzen Linie – hörte man den Geschützdonner immer näher-kommen. Parolen machten die Runde.
Nach und nach füllten sich die Straßen und Wege mit zurückflutenden Soldaten und Zivilisten. So auch in der Bergstraße. Militärfahrzeuge wurden immer weniger, dafür aber immer mehr Pferdefuhrwerke und Menschen mit Handwagen und viel Gepäck. Luftangriffe erfolgten. Hierbei wurde die Brücke getroffen. Dadurch kam der Rückmarsch ins Stocken. Am Mittwoch, dem 7. März, entstand eine große Hektik. Alle wollten noch über die Brücke. Diese wurde dann provisorisch wieder hergestellt. Sofort war Bewegung auf der Bergstraße in Richtung Ludendorff-Brücke.
Wir durften uns nicht mehr in den Klostergarten begeben, da deutsche Granaten überall durch die Luft pfiffen und irgendwo einschlugen. Nach einiger Zeit, circa 15 Uhr, kam der Franziskanerpater Waltram Roggisch – er sprach übrigens hervorragend Englisch – in den Keller, zusammen mit fremden uniformierten Soldaten. Er beruhigte die Anwesenden und ging mit den ihn begleitenden Soldaten im Keller umher und teilte uns mit: ,Dies sind die Amerikaner, und die vermuten deutsche Artilleriebeobachter auf den Türmen der Kirche. Es passiert Euch nichts. Bitte ruhig bleiben' Kurze Zeit später erschienen die Soldaten wieder und gingen in den Hintergrund des Kellers und öffneten eine Tür. Zum Erstaunen der Kellerinsassen erschien eine Anzahl von deutschen Soldaten, aber unbewaffnet und mit erhobenen Händen. Nach der Durchsuchung durch die Amis konnten die Arme wieder heruntergenommen werden. Die deutschen Soldaten wurden daraufhin abgeführt.
Nach einiger Zeit kamen wieder GIs und verteilten unter der ,Kellerbesatzung' – unter Omas und Opas, Frauen und Kindern – Schokolade, Tabakwaren usw. Alle waren erleichtert, aber doch noch mit heimlichen Ängsten. Nach einiger Zeit durften wir sogar in den Klostergarten gehen. Von dort aus konnten wir auf die andere Rheinseite blicken und hörten zwischen Unkel und Scheuren Kampflärm. Man sah aus einigen der Häuser Leuchtspurgeschosse hin und her fliegen und in die Wände der wenigen Häuser einschlagen. Später durften wir aus dem Keller raus und konnten wieder nach Hause gehen.“