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Remagen

Das Wunder von Remagen: Vor 75 Jahren rücken US-Truppen bis zur Brücke von Remagen vor

Von Jochen Tarrach
Am 7. März 1945 war die Brücke von Remagen noch weitgehend intakt. Sie gehörte zu den kühnen Stahlbauwerken über den Fluss.
Am 7. März 1945 war die Brücke von Remagen noch weitgehend intakt. Sie gehörte zu den kühnen Stahlbauwerken über den Fluss. Foto: Archiv Wolfgang Gückelhorn

Sie war genau 325 Meter lang und kam in den letzten Kriegstagen 1945 ungewollt zu ungeahnter Berühmtheit: die Brücke von Remagen. Am 7. März 1945, vor 75 Jahren, nahmen amerikanische Truppen das Bauwerk über den Rhein ein. Von langer Hand geplant war das nicht, eher Zufall, trotzdem war es ein entscheidender Schritt in Richtung Kriegsende. Längst wurde in der Nachkriegszeit jede Minute der Verteidigung der Ludendorff-Brücke aus deutscher Sicht in Schrift und Bild festgehalten. Doch wie sah es auf der amerikanischen Seite aus, und wie kam es überhaupt zu diesem Handstreich?

Lesezeit: 5 Minuten
Die RZ sprach mit dem Militärhistoriker Wolfgang Gückelhorn aus Bad Breisig über den 7. März 1945, an dem das Wunder von Remagen geschah. Der folgende Bericht basiert deshalb auf seinen Recherchen in amerikanischen Aufzeichnungen sowie aus von ihm geführten Augenzeugengesprächen. Auch die Fotos hat Gückelhorn zu Verfügung gestellt. Am 7. März ...
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Eine Schönheit unter den Rheinbrücken

Die Eisenbahnbrücke in Remagen bei Rheinkilometer 633 ist während des Ersten Weltkrieges in den Jahren 1916/18 auf Drängen der deutschen Generalität nach den Plänen des Mannheimer Architekten Carl Wiener als zweigleisige Eisenbahnbrücke erbaut worden. Zu beiden Seiten sollten Fußgängersteige erbaut werden, jedoch gab es später nur einen Steig. Die Konstruktion sollte die unmittelbare Verbindung der Ahrtalstrecke mit dem Eisenbahnnetz ostwärts des Rheins sicherstellen, um mehr Truppen und Kriegsmaterial an die französische Westfront bringen zu können.

Die 325 Meter lange Brücke galt unter den Rheinquerungen mit ihren markanten vier Brückentürmen sowie der geschwungenen Stahlkonstruktion als echte Schönheit. Bei normalem Wasserstand betrug ihre lichte Höhe für die Durchfahrt der Schiffe 14,80 Meter. Der höchste Punkt des Brückenbogens lag 29,25 Meter über der Wasseroberfläche. Erbaut wurde sie von den Firmen Holzmann (Strompfeiler, diese wurden erst 1976 wieder aus dem Rhein entfernt), Grün und Bilfinger (Mauerwerk) sowie dem MAN-Werk Gustavsburg (Stahlkonstruktion). Die Brücke bestand aus zwei gemauerten Durchflutöffnungen auf dem Westufer, der Stahlkonstruktion, die sich auf die Endwiderlager und zwei Strompfeiler abstützte. Die Endlager der Brücke werden auf beiden Stromseiten von zwei gemauerten Turmpaaren flankiert, die heute noch vorhanden sind.

Eingeweiht wurde das Bauwerk, das schon am 1. Mai 1918 den Namen „Ludendorff-Brücke“ bekommen hatte, am 15. August 1918, konnte aber erst ab Mitte 1919 von Zügen überfahren werden, da technische Schwierigkeiten beim Bau des 383 Meter langen Tunnels durch die Erpeler Ley auf der westlichen Rheinseite das durchgängige Verlegen der Schienen verhinderte. Als Mitte 1919 alles fertig war, war auch der Erste Weltkrieg längst vorbei. Es wurde ruhig um die Brücke, die einst mit Hochdruck erbaut werden musste. Sie wurde im Ersten Weltkrieg nie angegriffen. Das änderte sich erst 27 Jahre später im Zweiten Weltkrieg.

Ursprünglich hatten sich im Flutpfeiler auf der westlichen Rheinseite eine und in den beiden Strompfeilern je drei Sprengkammern befunden. Diese wurden jedoch nach der Rheinlandbesetzung durch die Franzosen nach dem Ersten Weltkrieg mit Beton vergossen. 1928 gab es einen verheerenden Brand auf der Brücke. Dass sich der Schaden dennoch in Grenzen hielt, ist maßgeblich der Remagener Feuerwehr zu verdanken. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Ludendorff-Brücke wieder mit starken Sprengladungen versehen. Diese wurden jedoch nach dem siegreichen Frankreichfeldzug im Jahr 1940 wieder entfernt. Die Invasion in Frankreich im Herbst 1944 führte dazu, dass erneut Sprengladungen vorbereitet werden mussten.

Die Originalsprengpakete waren aber nicht mehr vorhanden. Dennoch wurden noch Anfang März 1945 wieder Ladungen angebracht. Nur gezündet werden konnten sie dann am 7. März 1945 nicht, als die Amerikaner kamen. Die Brücke stürzte erst am 17. März 1945 ohne direkte Waffenwirkung in sich zusammen und riss dabei 28 amerikanische Soldaten in den Tod. Die deutschen Verluste beim Kampf um die Brücke waren insgesamt erheblich höher, können aber nicht mehr genau beziffert werden.

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