Gardasee: Ein köstlicher Knoten der Liebe

Das Mittelalterschloss von Soave prangt majestätisch über dem kleinen Weindorf. Einen fantastischen 360 Grad Ausblick bietet der zentrale Turm.
Das Mittelalterschloss von Soave prangt majestätisch über dem kleinen Weindorf. Einen fantastischen 360 Grad Ausblick bietet der zentrale Turm. Foto: Lisa Lubberich

Der Gardasee ist nicht nur für Wanderer und Badefreunde ein wunderschönes Urlaubsziel. Auch Weinkenner kommen hier auf ihre Kosten.

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Von unserer Mitarbeiterin Lisa Lubberich

Die Sonne ist bereits aufgegangen und lugt vorsichtig hinter den Gardaseebergen hervor. Es wirkt fast, als würden die Gipfel brennen, so tief rot sind sie gefärbt.

Max ist früh auf den Beinen, denn heute steht ein Ausflug an, auf den er sich besonders freut: ein Besuch des idyllischen Dörfchens Valeggio sul Mincio, in dem angeblich die Tortellini „Knoten der Liebe“ entstanden sind. Nirgends auf der Welt sollen die leckeren Teigtaschen besser schmecken. Gutes Essen sowie ausgezeichneter Wein stehen im Mittelpunkt dieser Reise, denn Max hat sich einer Weinreisegruppe angeschlossen. Italienische Spezialitäten werden hierbei vorgestellt und selbstverständlich auch verköstigt.

Ein echtes Original

Frisch gestärkt geht es nach dem Frühstück los. Der Bus steht schon bereit und braucht etwa eine Stunde bis in das ehemalige Festungsdorf. Schon von Weitem ist die prächtige Scaligerburg aus dem 13. bis 14. Jahrhundert zu sehen. Dank des fern gebliebenen Massentourismus wirkt Valeggio auch heute noch wie ein unverbautes historisches Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Rudi, der Leiter der Weinreise, lenkt seine Truppe über zahlreiche Brücken und durch enge Gassen zu einem versteckt gelegenen Restaurant. Ristorante „Alla Borsa“ heißt es auf dem alten, leicht angerosteten Schild über dem Eingang. „Das kann ja was werden“, denkt sich Max und betritt als Letzter das Gebäude. Auch das Innere kann nicht mit Prunk und Glanz überzeugen, aber den Weinfreunden entgeht nicht, dass direkt neben dem Eingang ein riesiger Stapel an Genussführern und Feinschmeckermagazinen liegt, die alle mit Merkzetteln versehen sind. „Ihr werdet sehen, ich habe nicht zu viel versprochen“, grinst Rudi amüsiert.

Da sich das italienische Wetter von seiner besten Seite zeigt, wird auf der Terrasse Platz genommen. Bestellt werden muss nicht, da sich die Urlauber von einem Menü überraschen lassen wollen. Um die Wartezeit zu verkürzen, werden umgehend Brot und Olivenöl gereicht, was so gut schmeckt, dass es als vollwertige Mahlzeit durchgehen könnte. Dazu wird ein Custoza getrunken, der am Gardasee angebaut wird. Rudi erklärt, dass der fruchtig-frische Weißwein den Geschmack der gefüllten Tortellini hervorragend unterstreicht.

Auch das „richtige“ Trinken von Wein möchte der Leiter der Weinreise den anderen näherbringen. „Drei Nasen sind nötig, um den höchst möglichen Genuss zu erreichen“, beginnt Rudi. Da 95 Prozent des Geschmacks über das Riechen mit der Nase gehen, ist ausgiebiges Schnüffeln wichtig. Erste Nase: Nur riechen. Zweite Nase: Den Wein im Glas kreisen lassen und nochmals riechen, jetzt probieren – und ist das Glas Wein leer, dritte Nase: Erneut riechen. Rudi versichert, dass zu allen drei Momenten der Wein verschieden riecht. Zu Beginn spürt man vordergründig eine alkoholische Note in der Nase. Lässt man den Wein etwas kreisen, kommen Fruchtaromen gut zur Geltung. Selbst wenn das Glas leer ist, sind noch immer zahlreiche Aromen herauszuriechen. Während sich die Gruppe konzentriert am „richtigen“ Trinken des Weins versucht – schnüffeln, schwenken, trinken, schnüffeln... -, tritt ein freundlich lächelnder Kellner an den Tisch. Sein Name ist Isacco, und bevor der erste Gang gereicht wird, möchte er etwas über die Geschichte der „Liebesknoten“ erzählen.

Il vero amore

Die Legende zu der Entstehung der berühmten Tortellini reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit erzählte man sich, dass im Fluss Mincio Nixen lebten, die bei Nacht das Wasser verließen, um am Ufer zu tanzen. Gezeichnet von einem Fluch jedoch nicht als Nixen, sondern als grässlich aussehende Hexen. In jener Nacht ergriff der Soldat Malco eine der Hexen, wobei ihr Mantel herunterfiel. Zum Vorschein kam eine wunderschöne Nixe, und beide verliebten sich ineinander. Sie schworen sich ewige Liebe, bevor der Morgen hereinbrach und die Nixe Silvia zurück ins Wasser musste. Alles, was sie ihrem Geliebten hinterließ, war ein Seidentuch mit einem zarten Knoten. Da der Fürst die Liebe zwischen den beiden nicht gestattete, beschlossen sie, zu fliehen und mit den Nixen im Wasser zu leben. Am Ufer fand der Fürst nur noch das Tüchlein mit dem symbolischen Liebesknoten. Seit jeher formen die Frauen von Valeggio an Festtagen kleine Knoten aus Nudelteig und befüllen diese.

Mit dem Schlusswort des Kellners werden auch schon die Teller mit den original Nodo d’amore gefüllt. In Butter und Salbei geschwenkt, schmecken sie unverfälscht einzigartig. Guter Parmesan rundet die Geschmacksexplosion im Mund ab. Nicht nur Max ist begeistert von diesem Hochgenuss und putzt den Teller in wenigen Zügen leer.

Nach zwei weiteren fantastischen Tortellinigängen und einer Ricottacreme mit frischen Erdbeeren zum Nachtisch kann keiner der Weinfreunde mehr Piep sagen. Abschließend lädt Isacco – wild gestikulierend – alle ein, zum jährlichen Festa del Nodo d'amore, dem „Liebesknotenfest“, wiederzukommen. Die 600 Meter lange Brücke Ponte Visconteo, die inmitten des kleinen Dorfes liegt, wird dann zu einer riesigen Tafel, an der bis zu 4000 Besucher Platz nehmen können. Sobald es dunkel wird, gibt es für alle Antipasti, Tortellini und guten Wein aus der Region. Rudi nimmt die Einladung im Namen aller dankend an.

Ein Meer aus Blumen

Bevor die Gruppe den lieblichen Ort verlässt, steht ein Verdauungsspaziergang durch den Parco Giardino Sigurtá an. Ein Blütenparadies der ganz besonderen Sorte. Passend zu jeder Jahreszeit verzaubert die kilometerlange Anlage ihre Besucher mit einer riesigen Rosenallee, Kräutergärten, einem Seerosenteich und vielem mehr. Max und der Rest der Gruppe sind fasziniert von den verschiedenen Gerüchen und der Pracht der Blumen. Sie setzen sich für einen Moment, um die warmen Sonnenstrahlen und die Ruhe zu genießen.

Am frühen Abend erreichen die Urlauber das Hotel und als Max zurück im Zimmer aus dem Fenster blick, sieht er gerade noch die von der Sonne rot gefärbteln Berge. Zufrieden schaut er auf einen ereignisreichen Tag zurück. Was die wundervolle Region um den Gardasee wohl noch für ihn in petto hat?

Wer Lust auf einen Besuch am Gardasee bekommen hat, findet weitere Infos unter www.ristoranteborsa.it und www.gardasee.de