Wenn Auto und Fernseher Tagebuch führen

Wenn Auto und Fernseher Tagebuch führen
Professor Wolfgang Wahlster hält eine Platine in der Hand. Foto: dpa

Professor Wolfgang Wahlster ist einer der führenden Köpfe auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz und Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz. Eine seiner jüngsten Publikationen beschäftigt sich mit dem Internet der Zukunft.

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Wie wird das Internet der Zukunft aussehen?

Ein Zukunftsbereich ist das sogenannte Internet der Dinge. Damit ist gemeint, dass Mikroprozessoren und Funksensoren in Alltagsgegenstände eingebettet sind. Diese eingebetteten Computer werden nun miteinander vernetzt, sodass sie über das Internet Informationen austauschen können. Ein Beispiel für das Internet der Dinge ist das Produktgedächtnis. Produkte können in Zukunft Tagebuch führen. Die Chips, die in das Produkt eingebettet sind, funktionieren wie eine Blackbox im Flugzeug. Wir sind dabei, eine Blackbox für Autos zu entwickeln. Wenn Ersatzteile ausgetauscht werden, stellt das Auto fest, ob es sich um Originalteile handelt und merkt sich beispielsweise, wenn man drei Wochen mit zu wenig Öl gefahren ist. Wenn Sie einen Flachbildfernseher mit Produktgedächtnis kaufen, brauchen Sie keinen Garantiezettel mehr. Diese Information ist im Fernseher abgespeichert.

Welche weiteren Entwicklungen könnte es künftig zudem geben?

Da der Mensch dreidimensionale Darstellungen viel leichter versteht, treiben wir das 3-D-Internet stark voran. Dabei verbinden wir Modelle virtueller Welten mit der realen Welt, zum Beispiel zur Fernsteuerung von Fabriken oder Seniorenwohnungen. Das funktioniert ähnlich wie in einem Videospiel für mehrere Internetnutzer. Dazu entwickeln wir eine Hochleistungsgrafik, die im Internet verwendet werden kann, und neue Formen der visuellen Interaktion mit dem 3-D- Internet.

Sie sprechen auch vom „semantischen Web“. Was meinen Sie damit?

Mein Ziel ist es, dass wir in Zukunft nicht mehr Suchmaschinen, sondern Antwortmaschinen haben werden. Ich stelle eine Frage, zum Beispiel: In welchem Jahr war der Erstflug des A380? Wenn Sie das heute in Google eingeben, bekommen Sie jede Menge Ergebnisse und müssen sich die Antwort selbst suchen. Meine Vision ist, dass der Internet-Nutzer sofort die Antwort ,2005" bekommt. Dazu muss der Computer die Inhalte im Internet wirklich verstehen. Daran arbeiten wir derzeit.

Das Gespräch führte Armin Leidinger