Selbstfindungstrip einer Stilikone

Zugegeben, auch für mich ist Sean Connery vor allem eines: Bond, James Bond. Und natürlich sind mir seine Auftritte als Agent mit der Lizenz zum Töten nicht wegen virtuoser Schauspielkunst im Gedächtnis geblieben, sondern weil sie stets durch eines geprägt waren: Stil.

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Von Nicole Mieding

Zugegeben, auch für mich ist Sean Connery vor allem eines: Bond, James Bond. Und natürlich sind mir seine Auftritte als Agent mit der Lizenz zum Töten nicht wegen virtuoser Schauspielkunst im Gedächtnis geblieben, sondern weil sie stets durch eines geprägt waren: Stil.

Boote, in denen Connery sich Verfolgungsjagden mit den Bösen lieferte, waren noch keine seelenlosen, schneeweißen Superjachten. Er steuerte elegant geschwungene italienische Flitzer mit Furnierholz-Interieur. Wohl keiner ließ sich in dieser Rolle glaubhafter einen Maßanzug schneidern. Mit Smoking und rosa Hemden machten die Bond-Ausstatter Connery zur Stilikone. So viel Modebewusstsein brachte seine Filmpartnerinnen arg in Zugzwang: Die trugen bisweilen Strandoutfits, mit denen man durchaus auch in Bayreuth Einlass fände.

Und dann dieser unglaubliche Irrtum: das 20 000-Dollar-Toupet! Auch wenn Haare für die erotische Ausstrahlung wichtig sind (und Connery offenbar mehr auf der Brust als dem Haupt hat), war der falsche Kopfputz wohl das schlimmste Vergehen des Frauen- und Leinwandhelden. Zum Glück hat er sich dann doch noch mit seinem Alter abgefunden und den Fifi abgesetzt. Nicht zum Schaden übrigens: Im Job brachte ihm der kahle Charakterkopf profiliertere Rollen ein. Und das US-Klatschmagazin „People“ setzte nach der Wahl zum „Sexiest Man Alive“ (attraktivster Mann der Welt, 1989) noch eins drauf und kürte den Schauspieler 69-jährig zum „sexiesten Mann des Jahrhunderts“. Er ist an seinem selbst formulierten, obersten Ziel angekommen: ein alter Mann mit einem interessanten Gesicht zu sein – wie Hitchcock oder Picasso. Glückwunsch!