Koblenzer Unternehmen war am Riesenprojekt Gotthard-Basistunnel beteiligt

Das Koblenzer Unternehmen Ingenieur Management Consult GmbH (IMC) ist mit dafür verantwortlich, dass die Technik im Gotthard-Basistunnel jetzt funktioniert. Im Interview mit unserer Zeitung erzählt Prokurist Sascha Bogatka, was die Herausforderung bei dem Großprojekt war.

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Was genau macht Ihr Unternehmen beim Gotthard-Basistunnel?

Wir sind übergeordnet für Planung, Vorbereitung und Durchführung der Inbetriebsetzung bis zur Abnahme der technischen Anlagen verantwortlich. Man muss sich das so vorstellen: Die Anlagen und Komponenten werden eingebaut, das heißt aber nicht, dass sie in sich funktionieren und dass sie als großes Ganzes funktionieren. Wir planen, koordinieren und steuern deshalb sämtliche Tests und Inbetriebsetzungsaktivitäten. Einfaches Beispiel: Wir testen, ob die Lampe funktioniert. Dann testen wir, ob der Schalter funktioniert. Und anschließend testen wir, ob Lampe und Schalter zusammen funktionieren.

Seit wann ist IMC dort involviert?

Seit März 2009 sind wir dabei. Da ging es erst mal an die Grundlagenermittlung. Das ist ein riesiges Projekt mit neuen Technologien, deshalb gibt es dafür fast keine Vorlage. Man muss sich genau überlegen, wie man das angeht.

Wie viele Mitarbeiter der IMC waren damit beschäftigt?

In der ersten Projektphase waren es von uns zwei, später bis zu 3,5 Vollzeitstellen. Wir waren Teil eines Teams aus bis zu sieben Personen, das für die übergeordnete Gesamtkoordination der Inbetriebsetzung verantwortlich war. Für die einzelnen technischen Bereiche – also Fahrbahn, Fahrleitung, Kabel, Strom, Funk, Leittechnik und so weiter – gab es darunter Fachbereiche, die die von uns geplanten Tests durchgeführt haben.

Was war die Herausforderung?

Die einzigartige Länge des Tunnels war natürlich eine Herausforderung. Dementsprechend riesig war der Projektumfang mit vielen Fachbereichen, Beteiligten, Aktivitäten und deren Abhängigkeiten untereinander, die wir koordinieren mussten. Wir hatten allein 300 direkte Ansprechpartner, die jeweils unter sich noch Mitarbeiter hatten. Für solche Projekte haben wir eine spezielle Managementsoftware entwickelt, weil das sonst nicht mehr zu stemmen ist. Auch die neuen Technologien sind immer eine große Herausforderung.

Die Schweiz hat dieses Großprojekt recht reibungslos abgeschlossen. Warum funktioniert das in Deutschland oft nicht so gut?

Das ist schwierig zu beantworten. Unseren Erfahrungen nach wird in der Schweiz aber enorm Wert auf eine akribische Planung und Vorbereitung gelegt. Das ist bei uns nicht immer so und kann sich rächen. Zudem ist die Akzeptanz bei den Schweizern durch die basisdemokratische Abstimmung vorher und die ständige Information in der Bauphase höher, denke ich.

Das Gespräch führte Johannes Bebermeier