RZ-Kommentar: Ein krankes Bild von unserem Land

Kontra: Manfred Ruch will den Fernseh-Müll eindämmen

Lesezeit: 1 Minute
Anzeige

Ist unser Land nur noch ein Hort von Gewalt? Herrscht in Schulen, in Familien nichts als Chaos und Anarchie? Wächst da eine Generation von Kindern heran, die man nur noch mit Straflagern in der Wüste unter Kontrolle bekommt? Werden wir alle getrieben von perversen Sexfantasien? Und: Sind wir ein Volk von Mietnomaden, die nach ihrem Auszug verdreckte Wohnungen und offene Rechnungen zurücklassen?

Wer seinen TV-Konsum auf ein paar wenige Privatsender reduziert, der muss den Eindruck bekommen, dass es hierzulande keine Hoffnung und keine Zukunft mehr gibt. Dass man sich am besten gleich den Hunderttausenden Auswanderern anschließt, die keinen Bock mehr auf dieses Deutschland haben.

Wer stoppt diese Art von Fernsehen, die sich dazu auch noch weitgehend am Nachmittag abspielt? Zu einer Zeit also, wenn auch viele Kinder und Jugendliche zuschauen und ein völlig krankes Bild unserer Gesellschaft bekommen. Gibt es tatsächlich keine rechtlichen Möglichkeiten, die Auswüchse der modernen TV-Welt zu stoppen und trotzdem das Recht freier Meinungsäußerung zu wahren? Ich meine doch.

Wie wäre es damit: TV-Produzenten müssen viel deutlicher als bisher im Vorspann zeigen, dass es um Fiktion geht und nicht um nachgespielte Realität. So klar erkennbar, wie wir auch die schädliche Wirkung von Zigaretten erklären. Die zweite Hürde ist ein konsequenter Jugendschutz. Mit diesem Argument ließen sich garantiert viele dieser Scheindokus ins Abendprogramm verbannen – und damit ins Quotenloch.

Warum die Politik mit solchen Fragen immer so zimperlich umgeht, bleibt ihr Geheimnis. Wahrscheinlich fürchtet sie sich vor Scheindokus über Politiker.

E-Mail an den Autor: manfred.ruch@rhein-zeitung.net