Berlin/Karlsruhe

Du kommst hier nicht rein: Jörg Tauss darf kein Piratenmitglied sein Lauer

Eine Personalie hält die Piratenpartei in Atem: Jörg Tauss, früherer SPD-Bundestagsabgeordneter, will wieder Mitglied werden – darf aber vorläufig nicht. Es geht je nach Standpunkt darum, ob seine Mitgliedschaft den Piraten schadet – oder Kreisen um Pirat Christopher Lauer.

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Die Gründe für seine Ablehnung hat der Bezirksvorstand Karlsruhe so auf den Punkt gebracht: „Solltest du jetzt wieder Mitglied werden, schadet dies dem Frieden und der Geschlossenheit der Partei. Wir sehen daher nicht, dass sich an der ursprünglichen Vereinbarung etwas geändert haben sollte.“ Doch auch die Ablehnung, wie üblich bei den Piraten öffentlich nachzulesen, schadet dem „Frieden und der Geschlossenheit“.

Die Reaktionen in Twitter und auf einen Beitrag „Tauss raus“ in Tauss' eigenem Blog gehen weit auseinander. Und Tauss will nicht klein beigeben, sondern seinen Antrag aufrecht erhalten. Im Moment sieht es danach aus, dass in alten Unterlagen und Mails gekramt wird, wer wann was „abgesprochen“ hat.

Als Jörg Tauss im Frühjahr 2010 wegen des „Besitzes kinderpornographischer Schriften u. a. in insgesamt 102 Fällen“ zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt wurde, waren sich alle einig – und Tauss stand zu seinem Wort: Bei einer Verurteilung tritt er aus, zu groß die Belastung vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg. Tauss, der von einer „Justizposse“ spricht, hatte sich im Gericht nicht mit seiner Erklärung durchsetzen können, er habe lediglich als Abgeordneter über die Verbreitung von Kinderpornographie im Internet recherchieren wollen. Danach war Tauss zwar offiziell kein Piraten-Mitglied mehr, aber beim Plakatieren ebenso aktiv wie als Ideengeber und Verfechter von Inhalten der Piraten. Es gibt Piraten, die glauben, dass er das zwar bereitweilig macht, auf Dauer aber nicht damit nicht zufrieden ist und es ihn nach vorne drängt.

Und dann kam ein Hausverbot für die Geschäftsstelle P9 in Berlin – für Tauss nach eigenem Bekunden der Anlass, die Mitgliedschaft wieder anzustreben. Schaden durch eine Mitgliedschaft, wenn sich bundesweit die Presse auf die Rückkehr des Kinderporno-Besitzers stürzen sollte? Tauss stellt sich als wichtiges Korrektiv dar: Es stelle sich „die Frage, ob es nicht einen größeren Schaden darstelle, einigen Leuten deren Spielchen durchgehen zu lassen“.

Tauss glaubt an eine Art Rachefeldzug einer bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl so erfolgreichen Gruppe um Christopher Lauer, aus Simmern im Hunsrück stammendem Piraten mit viel medialer Präsenz. Dem bei Wahlen um den Bundesvorsitz und den Berliner Fraktionsvorsitz durchgefallenen Lauer hatte Tauss die nötige soziale Kompetenz abgesprochen.

Wie es weitergeht? Mit Textanalysen auf beiden Seiten, wie endgültig Tauss' Ausstieg damals gemeint und formuliert war. „Jörg Tauss lügt“, twittert Benjamin Stöcker, früherer Politischer Geschäftsführer. „Die Absprache [eines dauerhaften Rückzugs, Anm. d. Red.] gab es durchaus, so war das damals mit dem BuVo vereinbart.“ Christopher Lauer antwortete darauf: „Hast ja sicher noch die Mails von damals ;)“ Tauss hielt gegenüber unserer Zeitung dagegen: „Eine Vereinbarung mit dem Bundesvorstand gab es nicht – das war ein Fehler“

Und es geht möglicherweise schmutzig weiter: Tauss hat auf Nachfrage seinen Segen gegeben, seine (O-Ton Bezirksvorstand) „teilweise unterirdischen Mails an die Vorstände“ zur Veröfffentlichung freizugeben, wenn dann auch die Mails der Vorstände an ihn veröffentlicht werden. Und die Piraten, die gerade erst ihren Umgang mit früheren NPD-Mitgliedern klären mussten, reden sich die Köpfe heiß um seine Person. (law)