Vuvuzela: Die Tröte nervt auch rheinland-pfälzische Fans – Und Sie?

Johannesburg/Mainz – Das erste WM-Wochenende ist vorbei – und neben dem sportlichen Geschehen wird vor allem über ein durchdringendes, nervtötendes Geräusch diskutiert, das alle Spiele begleitet: Die allgegenwärtigen Vuvuzelas haben das Zeug, zum Stimmungstöter dieser WM zu werden. Oder werden sie doch zum Markenzeichen? Fußballfans jedenfalls winken jetzt schon ab, wenn es um die Tröten geht.

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Von unserem Redakteur Tim Kosmetschke

Nur wenn die Hymnen gespielt werden, herrscht für ein paar Augenblicke Tröt-Ruhe. Ansonsten gehen die Übertragungen der WM-Spiele in einem durchdringenden Gedröhn unter, hervorgerufen durch Tausende Plastiktrompeten: Die Vuvuzelas, seit ein paar Jahren typisch für südafrikanische Fußballbegeisterung, entwickeln sich hierzulande zum umstrittensten Fanartikel des Turniers.

„Kein WM-Spiel im Fernsehen mit Ton. Mir langt’s“, schreibt uns unser Leser Winfried Hahn – und spricht damit wohl vielen WM-Fans aus der zugelärmten Seele.

Wie ein aggressiver Bienenschwarm hört sich das an. Auch Spieler beschweren sich über das monotone Gebrumme, das die Kommunikation auf dem Platz erschwert. Und von den Fangesängen, die in Europas Stadien zum guten Ton gehören, bleibt zumindest in den Fernsehübertragungen kaum noch etwas übrig.

Stimme und Hände reichen

Das ist es auch, was Udo Seyfarth stört: „Ich halte von diesen Tröten überhaupt nichts“, sagt der Vorsitzende der Supporters Mainz, die den Bundesligisten FSV Mainz 05 unterstützen. „Stimme und Hände reichen doch vollkommen aus, um die Mannschaft anzufeuern. Vielleicht noch eine Trommel für den Rhythmus.“ Seyfarth sagt auch, dass er nichts davon hält, irgendetwas im Stadion zu verbieten, also auch die Vuvuzelas nicht. Doch genervt ist auch er nach dem ersten WM-Wochenende.

„Bei der Mannschaft kommt so doch auch gar nichts mehr an“, ist sich der 05-Supporter sicher. Alle Gesänge gehen im Plastikgedröhn unter. Seyfarth spricht vom ersten Spiel der Engländer gegen die USA: „Die Englänger haben es zumindest hin und wieder geschafft, durchzudringen – manchmal hat man die Hymne gehört, aber eben nur stellenweise. Und das, obwohl offenbar mindestens das halbe Stadion voll mit Engländern war. Da sieht man mal, wie dominant die Vuvuzelas sind.“

Seyfarth hofft, dass die Dröhn-Trompeten jetzt im Gefolge der WM nicht auch in deutschen Stadion Einzug halten, glaubt aber eigentlich auch nicht wirklich daran: „Eigentlich haben die Vuvuzelas ja nicht mal in Südafrika eine richtige Tradition.“ Erst in den 90er-Jahren kamen die ersten Vuvuzelas auf, damals noch aus Blech. Nach und nach verbreiteten sie sich in der Plastik-Variante, einen ersten Höhepunkt erlebten sie beim Confederations Cup im vergangenen Jahr, quasi der Generalprobe für die WM in Südafrika. Schon damals gab es Vorahnungen, was bei der WM passieren wird. Inzwischen sind sie allgegenwärtig, in den Stadien am Kap sowieso, immer häufiger aber auch in Deutschland.

Vuvuzelas wurden im Vorfeld des Turniers in Europa millionenfach geordert und hergestellt, gerne auch in den Nationalfarben zum Beispiel Deutschlands. Umgehend formierten sich aber auch Gegenbewegungen, vor allem im Internet: „Gegen Vuvuzelas – Pro Stimmung“, so und so ähnlich klingen die Anti-Tröt-Slogans.

Deutsche können’s nicht

Mainz-Supporter Udo Seyfarth macht sich eigentlich gar keine so großen Sorgen um ein Überschwappen des Vuvuzela-Trends nach Deutschland: „Wenn man die hier so sieht, stellt man ja auch rasch fest, dass die Deutschen das gar nicht richtig können. Das ist ja immer noch recht leise.“

Das wird Ärzte und Hörakustiker freuen, die vor der immensen Lautstärke warnen, die mit den Vuvuzelas möglich ist. Auch deswegen haben einige Veranstalter von „Public Viewings“ in Deutschland die Tröten gleich rigoros verboten.

Hoffnungen, das südafrikanische Organisationskomitee (OK) könnte dasselbe in den WM-Stadion tun, sind enttäuscht worden. Nachdem zunächst darüber spekuliert worden war, das OK könnte auf die Beschwerden von TV-Anstalten reagieren und die Tröten verbieten, stellte es klar: „Wenn Vuvuzelas dazu verwendet werden, andere Menschen anzugreifen oder auf den Rasen geworfen werden, würden wir über ein Verbot nachdenken.“ Der Nervfaktor reicht nicht.