Neuwied

Amnesty International Neuwied informiert über Kinderarbeit und Kindersoldaten im Kongo

Das Bild zeigt Maximilian Siebler, Inge Rockenfeller, Susanne Kudies, Bürgermeister Michael Mang, Siegfried Kowallek und Manfred Kirsch.
Das Bild zeigt Maximilian Siebler, Inge Rockenfeller, Susanne Kudies, Bürgermeister Michael Mang, Siegfried Kowallek und Manfred Kirsch. Foto: Neuwieder Amnesty Gruppe

Die Neuwieder Gruppe von Amnesty International informierte über die Menschenrechtssituation in der Demokratischen Republik Kongo.

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Zentrales Thema waren hierbei die Menschenrechtsverletzungen an den Arbeitern in den Kobalterz-Minen des Kongo. „Die oftmals noch jungen Arbeiter, manche sind noch Kinder von sieben Jahren leiden unter extremen Arbeitsbedingungen. Sie sind gezwungen, ohne Arbeits- und Sicherheitsschutz unter lebensgefährlichen Verhältnissen für einen Hungerlohn zu arbeiten, denn die sie müssen das Geld für ihre Familien verdienen. Sie sind ungelernt, weil sie nie eine Schule besuchen konnten. Viele von ihnen sind ehemalige Kindersoldaten. Die Situation ist besonders für die Kinder, die dort arbeiten müssen sehr gefährlich, denn sie sind es, die aufgrund ihrer Größe als Einzige in die engen Stollen herein passen. Jedoch sind diese Stollen oft mangelhaft gesichert und daher einsturzgefährdet! Kommt es zu einem Unfall, werden die Kinder verletzt oder kommen dabei sogar ums Leben!“, erklärt Gruppenmitglied Theresia Knieke.

„Viele Menschen sind entsetzt, wenn sie über diese Zustände aufgeklärt werden. Sie entgegnen aber auch oft, dass wir kaum was dagegen machen könnten, denn Kobalt ist aus unserem täglichen Leben kaum mehr wegzudenken. Täglich nutzen wir Smartphones, Laptops oder andere technische Geräte, die mit Lithium-Ionen-Akkus betrieben werden. Es gäbe zwar Alternativen, aber die sind marktwirtschaftlich noch nicht interessant, denn sie sind noch zu teuer. Deshalb ist es leider Fakt, dass man um diesen Rohstoff im Moment noch nicht herum kommt, wenn man ein Smartphone nutzen möchte. Wir wollen aber das Bewusstsein der Menschen dafür erhöhen, wie diese Produkte entstehen, aus welchen Rohstoffen sie hergestellt werden und dass hierbei oft Kinderarbeit im Spiel ist. Wenn wir wollen, dass sich bei den Großkonzernen ein Umdenken einstellt, müssen wir ihnen klarmachen, dass es nicht geht, Rohstoffe einzusetzen, für die Kinder unter den schlimmsten Bedingungen arbeiten müssen!“, erklärt die Sprecherin der Gruppe Susanne Kudies und ergänzt noch: „Deshalb fordern wir in unserer Petition an Microsoft das Unternehmen auf, seine Lieferkette im Hinblick auf mögliche Kinderarbeit und sonstige Menschenrechtsverletzungen hin zu überprüfen und Maßnahmen aufzuzeigen, wie man in Zukunft dagegen vorgehen will“.

„Leider sind auch deutsche Unternehmen wie BMW, Daimler Benz oder Volkswagen unter denen, die im Amnesty-Bericht von November 2017 'Time to recharge!' genannt werden. Fazit des Berichts ist, dass immer noch zu wenige Großkonzerne wirklich ernsthaft gegen Kinderarbeit in der Lieferkette ihrer Produkte vorgehen! Deshalb fordern wir die Leute auf, aktiv zu werden,an diese Unternehmen zu schreiben und neugierig Fragen zu stellen, damit man dort merkt, dass es uns nicht egal ist. Wir Verbraucher haben es mit in der Hand etwas gegen Kinderarbeit zu tun und wir tragen die Verantwortung mit, wenn wir die Produkte kaufen, aber in diesem Thema nicht nachhaken“, gibt Amnesty-Mitglied Robert Kowallek zu bedenken.

Die Demokratische Republik Kongo ist ein vom langjährigen Bürgerkrieg traumatisiertes und mittlerweile verarmtes Land, jedoch sehr reich an Ressourcen. Dies ist auch der Grund dafür, dass es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Rebellengruppen und der Regierung kommt. So stand neben dem Thema der Kinderarbeit auch das Schicksal der ehemaligen Kindersoldaten im Fokus der Aufklärungsarbeit der Neuwieder Amnesty-Gruppe: „Diese ehemaligen Kindersoldaten sind heute junge Männer und können sich nur schlecht wieder in die Gesellschaft re-integrieren. Sie können keine Schule besuchen, denn sie müssen für ihren Unterhalt selbst arbeiten. Sie stellen nach ihrer Zeit bei den Rebellen leider auch einen großen Teil der mehr als 40.000 Kinder und Jugendlichen in den Minen.

Von ihnen hatte leider keiner das Glück, auf Murhabazi Namegabe zu treffen. Der mutige Menschenrechtsaktivist setzt sich seit Jahren im Kongo für die Rehabilitation ehemaliger Kindersoldaten in die Gesellschaft ein. Er befreit Kindersoldaten, klärt sie auf und gibt ihnen Bildung. Mit seiner Organisation, einem Freiwilligenbüro, vermittelt er die ehemaligen Kindersoldaten in legale Beschäftigungsverhältnisse und damit sie auf keinen Fall mehr in die Hände der Milizen geraten oder in den Minen ihr Leben riskieren müssen. Dafür erhält er immer wieder Morddrohungen von Rebellenführern. Für seine Unterstützung haben viele Passanten ihre Unterschrift gegeben“, erläutert Manfred Kirsch den Zusammenhang.

Ein Höhepunkt war an diesem Tag der Besuch von Bürgermeister Michael Mang am Stand der Neuwieder Gruppe. „Wir sind froh, dass er da war und auch Zeit für Amnesty hatte. Er zeigte sich interessiert an unserer Arbeit und hat auch die Petitionen unterschrieben!“, erklärte Amnesty-Aktivistin Inge Rockenfeller.