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Kreis Birkenfeld

Volksbank Nahe-Hunsrück schließt weitere fünf Filialen

Von Axel Munsteiner

Das Filialsterben geht weiter: Die Volksbank Hunsrück-Nahe wird zum Jahresende ihre Geschäftsstellen in Brücken, Kempfeld und Heimbach sowie in Argenthal (Rhein-Hunsrück-Kreis) und Longkamp (Bernkastel-Wittlich) schließen. Die Filiale in der Achtstraße in Birkenfeld ist bereits geschlossen. Darüber hat das Kreditinstitut seine Kunden in den betroffenen Orten und deren Nachbardörfern schriftlich unterrichtet. Die Ortsbürgermeister waren bereit zuvor über den Schritt informiert worden.

Lesezeit: 3 Minuten
Von Axel Munsteiner, Stefan Conradt und Andreas Nitsch Die Regionalbank begründet ihren Schritt damit, dass es angesichts der aktuellen Niedrigzinsphase und der fortschreitenden Digitalisierung auf die geänderten Marktgegebenheiten reagieren müsse. Voba-Direktor Erik Gregori sagte gegenüber der Nahe-Zeitung: „Schön findet das auch bei uns niemand, wir können uns aber der Entwicklung auf ...
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Stimmen zu den Filialschließungen

Auch die Lokalpolitiker und Ortsgemeindevertreter zeigen wenig Verständnis für den Kurs, den die Volksbank Hunsrück-Nahe ebenso wie die Kreissparkasse Birkenfeld fährt.

So bezeichnet Brückens Ortsbürgermeister Karl-Otto Engel die angekündigte Schließung der dortigen Volksbankfiliale am 21. Dezember als „absoluten Tiefschlag“. Erst vor zwei Jahren hatte in der 1200-Einwohner-Gemeinde die Kreissparkasse ihre Geschäftsstelle in der alten Schule geräumt. Die Entscheidung des Volksbankvorstands hat für Engel nichts mit Kundenfreundlichkeit zu tun und ist aus seiner Sicht „eine große Enttäuschung. Was nützt es uns, wenn wir zig Masterpläne zur Regionalentwicklung erstellen lassen? Das kann nicht ausgleichen, was durch die Politik der Banken kaputt gemacht wird“, sagt der dienstälteste Gemeindechef im Kreis.

Was für ihn einen besonders faden Beigeschmack hat: „Ich habe den Eindruck, dass man die schlechte Nachricht bis zur Verabschiedungszeremonie für Bankvorstand Jürgen Schmidt zurückhalten wollte.“ Dieser habe Engel Anfang Oktober über den Schließungsbeschluss informiert, aber um Verschwiegenheit gebeten. „Mir wurde bei diesem Gespräch angekündigt, dass am 16. Oktober ein Rundschreiben verschickt werden soll“, sagt der Brückener „OB“. Diese auf den 19. Oktober datierte Post lag aber erst am Samstag in den Briefkästen der Kunden in den betroffenen Orten – also einen Tag, nachdem Schmidt in der Messe Idar-Oberstein verabschiedet worden war (die NZ berichtete).

Rückblickend sei es wohl ein Fehler gewesen, dass Mitte der 1990er-Jahre die damalige Raiffeisenbank Brücken nach einem Fusionsbeschluss unter das Dach der Volksbank gewechselt war, sagt Engel. Denn damals hatte auch ein Zusammenschluss mit der Raiffeisenbank Niederbrombach (heute Raiffeisenbank Nahe mit Sitz in Fischbach) zur Debatte gestanden. „Ich kann mich gut erinnern, dass die Entscheidung damals bei der Mitgliederversammlung im Saal Bruch mit etwa 200 Anwesenden keine leichte Angelegenheit war. Damals wurde gesagt, dass unter der Flagge der Volksbank alles besser wird, und es war eine Zustimmung von 75 Prozent der Mitglieder nötig. Heute hat die Entscheidung von den drei Bankvorständen gereicht, um unsere Filiale in Brücken schließen zu lassen“, klagt Engel. ax

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Eine besondere Rolle hat Günter Heß inne. Er ist sowohl Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Hunsrück-Nahe als auch Beigeordneter der Gemeinde Brücken. Dem Vorschlag des Vorstands, die Filialen in seinem Wohnort zu schließen, habe man im Aufsichtsgremium schweren Herzens zugestimmt: „Gejubelt hat da keiner. Wir wissen doch auch, dass Orte ohne Banken an Attraktivität verlieren. Als Bank müssen wir uns aber leider den wirtschaftlichen Zwängen beugen“, sagt Heß. Auch er verweist darauf, dass sich das Verhalten der Kunden verändert habe. „Heute ist es so, dass ein Volksbankkunde bundesweit im Schnitt nur noch einmal im Jahr körperlich die Geschäftsräume aufsucht. Bei jüngeren Leuten ist es zudem so, dass – anders als früher – die Bankentreue nicht mehr so ausgeprägt ist.“ ax

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Bernd Alsfasser, Noch-Ortsbürgermeister von Heimbach und VG-Bürgermeister in Baumholder, hält den Volksbankverantwortlichen zwar zugute, „dass sie uns schon im Vorfeld über die Filialschließung informiert haben und wir davon nicht erst – wie es beim Aus für unsere Kreissparkassen-Geschäftsstelle vor einigen Jahren der Fall war – aus der Presse erfahren mussten. Aber ich bin natürlich alles andere als begeistert von dieser Entscheidung.“ Für Heimbach, ein Dorf mit 1100 Einwohnern, sei es eine traurige Entwicklung, dass es bald gar keine Bank mehr gibt, sagt er. Ein kleiner Trost bleibe immerhin: Die Volksbank habe ihm zugesichert, sich auch weiterhin an der Finanzierung des Bürgerbusses beteiligen zu wollen. ax

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Kempfelds Ortsbürgermeister Horst Albohr ist aus allen Wolken gefallen, als er in der vergangenen Woche das Schreiben der Volksbank erhielt. „Ich habe zwar mitbekommen, dass eine Schließung im Raum steht, aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht.“ Albohr rechnet mit weniger Bankkunden aus den umliegenden Dörfern, die immer auch noch beim Bäcker oder beim Metzger eingekauft oder getankt haben. „Wenn das wegfällt, merken wir das an der Gewerbesteuer“, prophezeit der Ortschef. Albohr hat schon mit vielen Kempfeldern gesprochen: „Mindestens die Hälfte der Kunden will die Bank wechseln. Wir haben ja noch eine zweite Bankfiliale. Dieser Schuss geht nach hinten los. Man darf die Menschen nicht übergehen. Der Schaden wird größer ausfallen, als jeder Betriebswirtschaftler mit dem Rotstift ausrechnen kann.“ ni

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