Boppard. 150 Kilo in 13 Monaten abzunehmen, ist eine Wahnsinnsleistung. Doch wie beurteilen Experten den schnellen Gewichtsverlust? Sabine Puth ist Ernährungsberaterin und Diätassistentin und hat ihre Praxis im Bopparder Stadtteil Bad Salzig. Wir sprachen mit ihr über gesunde Ernährung.
Wir haben jetzt 10 Uhr am Morgen. Was hat eine Ernährungsberaterin um diese Zeit schon gegessen?
Ein Müsli aus Haferflocken mit Walnüssen, Joghurt und Mango.
Das klingt nach einem guten Einstieg in den Tag. Was macht denn eine gesunde Ernährung aus?
Eine gesunde Ernährung sollte ausgewogen und vielseitig sein. Zum einen ist es wichtig, von allen Lebensmittelgruppen eine Auswahl zu treffen. Gut ist auch, Obst und Gemüse zu bevorzugen, die gerade saisonal und auch regional verfügbar sind. Zum anderen ist es wichtig, darauf zu hören, was der Körper sagt. Der meldet sich im Normalfall, wenn er Hunger hat, nicht wenn er Appetit hat. Hunger und das Sättigungsgefühl gehen in der heutigen Zeit oftmals verloren.
Haben wir verlernt, was es heißt, satt zu sein?
Ja, im gewissen Sinne schon. Viele Menschen verlieren ihr Sättigungsgefühl. Die Augen sehen etwas, es sieht lecker aus, und obwohl man satt ist, isst man weiter. Dann kommt man dahin, dass am Tag zu viel gegessen wird, letztlich sind es zu große Portionen und auch Ungeeignetes.
Dann ist das Übergewicht irgendwann da. Was nun? Welche Methode ist die Richtige, um kurzfristig und einigermaßen schnell und gesund abzunehmen?
Schnell schon mal gar nicht. Das ist einer der größten Fehler, den viele Menschen machen. Das schnelle Abnehmen führt dazu, dass der Körper in erster Linie Wasser und eventuell Muskelmasse verliert. Und wenn diese Diätphase rum ist, wird schnell wieder an Fett zugenommen. Das ist der sogenannte Jojo-Effekt. Wichtig ist, langfristig zu schauen: Was esse und trinke ich und in welchen Mengen? Das sollte in einer langfristigen Ernährungsumstellung passieren.
Der junge Mann, dessen Geschichte wir erzählen, hat 150 Kilo in 13 Monaten abgenommen mit Sport und kohlenhydratreduzierter Ernährung. Was sagen Sie dazu?
Wenn jemand abnimmt, ist es nicht unbedingt gesagt, dass das auf gesunde Art und Weise geschieht. Die kohlenhydratreduzierte Ernährung ist ein Trend. Man sollte da aber schon sehr genau hinsehen, welche Kohlenhydrate reduziert werden. Insbesondere die stärkehaltigen Vollkornprodukte liefern dem Körper wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Sie sollten nicht komplett aus dem Speiseplan gestrichen werden, es sollte aber auch nicht zu viel davon sein. Wichtig ist, dass der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen gedeckt ist. Ansonsten entsteht hier auch schnell eine Mangelernährung. Die schnellen Kohlenhydrate, wie süße Getränke oder Süßigkeiten zu reduzieren, ist sinnvoll. Bewegung und Sport sind außerdem wichtige Punkte, die beim Abnehmen unterstützen.
Abnehmen ohne Sport, funktioniert das auf der anderen Seite auch?
Es geht und funktioniert auch, aber es kann sein, dass es länger dauert, zu seinem Wunschgewicht zu kommen. Wichtig ist, dass versucht wird, die Muskelmasse zu erhalten. Denn Muskeln verbrauchen Energie. Diesen Effekt möchte man beim Abnehmen ja haben, dass ich mehr Energie verbrauche als ich zuführe.
Sie raten zu Muskelaufbautraining?
Ja, Muskelaufbau ist wichtig. Besser ist aber eine Kombination aus Muskelaufbau und Ausdauertraining.
Würden Sie bei so einer Diät ärztliche Unterstützung empfehlen?
Das ist schon ein massiver Gewichtsverlust, und es ist toll, dass der junge Mann das alleine geschafft hat. Aber in einem solchen Fall ist es meiner Meinung nach wichtig, dass ärztliche sowie ernährungstherapeutische Unterstützung dabei sind.
Mal ganz ehrlich: Muss man sich als Ernährungsberaterin konsequent gesund ernähren? Oder darf’s auch mal ein Burger mit Pommes sein?
Das ist jetzt zwar nicht mein Favorit, aber warum nicht? Es gibt keine Verbote. Letztlich ist es wichtig, zu gucken, was täglich, also im Alltag, gegessen und getrunken wird. Dieses sollte einer ausgewogenen und vielseitigen gesunden Ernährung entsprechen.
Das Gespräch führte Denise Bergfeld