Der Kampf gegen den plötzlichen Herztod ist ein Wettlauf mit der Zeit: Bereits nach drei bis fünf Minuten treten die ersten irreparablen Hirnschäden auf. Ein extrem kurzes Zeitfenster, um ohne größere Spätfolgen überleben zu können. Weil Notarzt und Rettungsdienste so schnell gar nicht vor Ort sein können, ist es wichtig, dass Menschen im direkten Umfeld aktiv werden: „Existenziell entscheidend und vor allem wesentlich für die spätere Lebensqualität ist die Erste Hilfe noch vor dem Eintreffen der professionellen Hilfskräfte“, sagt auch Dr. Peter Sahmer, einer der Leitenden Notärzte des Landkreises Limburg-Weilburg. „Man kann eigentlich nur eines falsch machen: Nämlich nichts zu tun.“
Denn in der frühen Phase einer Herzattacke oder eines Herz-Kreislauf-Zusammenbruchs lässt sich mit Herzdruckmassage und Beatmung noch viel retten – selbst Kinder ab zwölf Jahren können ein Herz wieder zum Schlagen bringen. Grundregel ist: Dies muss so schnell wie möglich geschehen. Einen Notarzt zu rufen, ist natürlich auch unverzichtbar. Aber bis dieser eintrifft, verstreicht wertvolle Zeit, in der Gehirnzellen unwiederbringlich absterben. Notfallmediziner in ganz Deutschland fordern, dass die Herz-Lungen-Wiederbelebung bereits an den Schulen vermittelt wird. Schon Kinder ab elf bis zwölf Jahren sind körperlich in der Lage, eine Herzdruckmassage durchzuführen.
Im Landkreis Limburg-Weilburg erleiden mehr als 100 Menschen im Jahr einen plötzlichen Herzstillstand. Obwohl das Rettungswesen sowohl im Landkreis Limburg-Weilburg als auch im Rhein-Lahn-Kreis gut etabliert ist (nach einem Anruf ist der Notarztwagen in der Regel in einer Frist von bis zu 15 Minuten vor Ort), werden die Erwartungen der Angehörigen oft enttäuscht. Auch wenn die Patienten überleben, kommt es oft zu bleibenden Hirnschäden aufgrund zu zögerlicher Reanimation: „Ein schreckliches Drama für alle Beteiligten, das wir leider immer wieder erleben“, bedauert der Leitende Notarzt.
Allen professionellen Rettern liegt vor diesem Hintergrund eine groß angelegte, regelmäßige Schulung von Laien in Erste-Hilfe-Maßnahmen sehr am Herzen. Dass Erste Hilfe Leben retten kann, weiß eigentlich jeder. Fakt ist aber, dass viele Menschen Angst haben, sie tatsächlich zu leisten. Die meisten Deutschen fühlen sich jedenfalls unsicher, wenn es darum geht, einen Menschen zu reanimieren. Es gibt eine große Hemmschwelle, etwas falsch zu machen oder den Betroffenen durch die Thoraxkompression zu verletzen. Dr. Peter Sahmer: „Ein gesunder oder wacher Mensch würde sich bei der Thorax-Kompression tatsächlich nach Kräften wehren. Wenn der Patient keine Atmung hat, dann macht man mit einer Wiederbelebung nichts falsch. Sogar wenn man eine flache Atmung in der Aufregung übersehen hat, so ist kein Schaden für den Hilfebedürftigen zu erwarten.“ Höchstens eine Rippe könne brechen. Auch Krankenschwester Conny Türk ist sich sicher, Laura Mohr einige Rippen gebrochen zu haben: „Aber was ist schon eine gebrochene Rippe gegen ein ganzes Leben!“