Spessart. Dem Örtchen Spessart wurde vor Jahrzehnten ein langsamer Tod prophezeit. Doch dann machten die Einwohner vieles richtig. Heute ist ihr Dorf ein Musterbeispiel, wie Landflucht verhindert werden kann.
Die RZ sprach Frank Klapperich (SPD), seit 2009 Ortsbürgermeister in Spessart.
Woran liegt es, dass plötzlich alle Welt an Spessart interessiert ist?
Ein Punkt ist wohl die Langzeitstudie, bei der Spessart als einziges Dorf in Rheinland-Pfalz dauerhaft unter die Lupe genommen wurde. Die Ergebnisse wurden Ende 2015 in Berlin vorgestellt und sind im Internet zu finden. Wer über Landleben/Landflucht recherchiert, stößt unweigerlich auf Spessart.
Was macht Spessart möglicherweise anders als andere Gemeinden?
Ich denke, dass der Gemeindehaushalt ein wichtiger Punkt in der Erfolgsgeschichte darstellt. Aus meiner Sicht darf man wirklich nur die Projekte verwirklichen, die man nach einer Förderung auch durch eigene Mittel finanzieren kann, also nicht auf Pump. Projekte sollten immer mit der größtmöglichen Bürgerbeteiligung realisiert werden. Es gibt mit Sicherheit aber noch genügend Prozesse, bei denen Spessart auch von anderen lernen kann.
Hat nicht auch der glückliche Zufall eine Rolle gespielt?
Klar gehört zu jeder Erfolgsgeschichte auch eine Portion Glück. Eigeninitiative ist dringend geboten. Ein Beispiel hierzu ist die Breitbandversorgung. Wir hätten abwarten oder aber aktiv werden und den Prozess weiter vorantreiben können. Wir haben uns für den zweiten Weg entschieden und siehe da: Wir haben seit 2011 eine tolle Breitbandversorgung von bis zu 100 MB/s. Dass an Spessart vorbei ein Pipeline verläuft, an der seinerzeit ein Glasfaserkabel verlegt wurde, und dass ein netter Mensch in unserer Gemarkung eine Muffe geplant hat, an der wir anschließen konnten, ist natürlich Glücksache.
Erntet das Dorf jetzt, was andere vorher gesät haben? Gibt es dazu Beispiele?
Sicher erntet das Dorf teilweise das, was andere vorher gesät haben. Das fing vor Jahrzehnten schon mit dem Gemeindewald an. Hier haben die Gemeindeväter auch investiert, wovon sie selber nichts hatten. Kanalisierung, Kläranlage und Straßenbau in den frühen 1950er Jahren waren auch Projekte, die in die Zukunft gerichtet waren. Gleiches gilt für die Erschließung des Gewerbegebietes und des Neubaugebietes. Trotzdem ruht sich die Gemeinde nicht auf den Errungenschaften aus, sondern legt mit den bedarfsgerechten Erweiterungen den Grundstein für die Weiterentwicklung.
Hans-Josef Schneider führte das Gespräch