Jeder kennt das: Am Bahnhof ankommen, fünf Minuten noch auf der Uhr, bis der Zug kommt – und am Fahrkartenautomat stehen drei Leute, die sich ebenfalls noch Fahrt eindecken wollen. Was tun?
Christoph Erbelding zum Verkauf von Fahrkarten
Einsteigen und hoffen, dass es im Zug noch eine Möglichkeit gibt, eine Karte zu erwerben? Das ist derzeit noch nicht möglich – zumindest offiziell. Es hängt vom guten Willen des Schaffners ab, ob es ein Ticket oder sofort eine Strafgebühr gibt. Daran aber muss sich definitiv etwas ändern.
Es ist nachvollziehbar, dass Verantwortlichen des regionalen Bahnunternehmens Vlexx nicht alle Mitarbeiter dahin gehend kontrollieren können, ob sie sich nun über eine diskutable Regel hinwegsetzen und Karten entgegen ihrer Anweisung auch nach Beginn einer Fahrt noch verkaufen, oder ob sie den vorgegebenen Paragrafen Gehorsam leisten, komme, was oder wer da wolle. Klar ist aber auch, dass jeder Fahrtenbegleiter menschlich handelt, wenn er einem Menschen, der offensichtlich nicht mutwillig auf den Kauf einer Karte verzichtet hat, nachträglich ein Ticket verkauft. Wer offensiv auf einen Schaffner zugeht, hat schließlich nicht die Absicht, die Fahrt ohne Berechtigung zu Ende zu bringen.
Wenn es nun aber auch weiterhin Schaffner gibt, die sich darauf nicht einlassen (und rein rechtlich gesehen richtig handeln), sorgt diese Situation überall für schlechte Laune: Die Vlexx-Kunden beschweren sich, weil sie einmal so und das andere mal anders behandelt werden; die Schaffner handeln offiziell richtig, ziehen dennoch den Unmut auf sich; und das Unternehmen muss aufgrund dieser Messung nach zweierlei Maß mit Beschwerden rechnen. Es gibt in dieser Gemengelage nur einen Ausweg: Der Verkauf von Fahrkarten auch in der Bahn muss erlaubt werden. Das würde übrigens auch (älteren) Menschen helfen, die selten mit Bahnen unterwegs sind und an einem Automaten nicht direkt zurechtkommen. Der Mehraufwand, der dadurch in Zügen entstünde, weil die meisten Bahnfahrer ihre Tickets erwartungsgemäß kaum mehr an Automaten kaufen würden, müsste auch vor diesem Hintergrund auszuhalten sein.
E-Mail: christoph erbelding@rhein-zeitung.net