Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hat mit großer Mehrheit beschlossen, die Verteilung von Pfarrstellen für die Jahre 2020 bis 2024 neu zu regeln. Vor allem eine bevorstehende Pensionierungswelle sowie ein prognostizierter Rückgang der Mitgliederzahlen infolge der Altersentwicklung der Bevölkerung machen demnach Anpassungen im neuen Jahrzehnt notwendig.
Neben der Reduktion von Pfarrstellen wurden auch zahlreiche Neuausrichtungen für den Pfarrdienst in den Blick genommen. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, Gemeindepfarrstellen in neuen Kooperationsräumen zu errichten. Zudem soll das Zusammenspiel der verschiedenen Ämter und Professionen gestärkt werden. Dazu sollen Stellen aus dem regionalen und gesamtkirchlichen Pfarrdienst verstärkt an andere Berufsgruppen übertragen werden. Außerdem sind mit der Möglichkeit von Verwaltungsdienstaufträgen im Ruhestand auch Regelungen vorgesehen, um den zu erwartenden Vakanzen ab dem neuen Jahrzehnt zu begegnen. Hierzu soll auch eine neue Regelung für alle Inhaber von regionalen und gesamtkirchlichen Pfarrstellen dienen, die künftig auch einen Predigtdienstauftrag in einer Gemeinde wahrnehmen werden.
Verlässlichkeit sicherstellen
Die nun verabschiedete neue Bemessung sieht vor, dass die Zahl der Pfarrstellen entlang der Mitgliederentwicklung zwischen 2020 und 2024 jährlich um etwa 1,4 Prozent von 1450 auf knapp 1350 Stellen reduzieren wird. Es ist dabei geplant, das derzeitige Verhältnis von Gemeindegliedern pro Seelsorger bei kirchenweit durchschnittlich rund 1600 Gemeindegliedern zu erhalten. Zusätzlich sollen rund 55 spezialisierte Stellen, die zurzeit mit Pfarrern besetzt sind, an andere Berufsgruppen übertragen werden. Frei werdende Mittel aus dem Absinken der Zahl von Personalstellen sind für die Unterstützung der Verwaltung von Gemeinden vorgesehen.
Neue Formen entwickeln
Ziel soll es nach Worten des Personaldezernenten Jens Böhm sein, weiterhin eine „öffentliche Kirche zu bleiben, die ihren Ort zwischen Kirche und Marktplatz hat“. Deshalb seien im Pfarrdienst auch neue Organisationsformen nötig. So könne er beispielsweise auch verstärkt in Teams organisiert werden. Die Kirchengemeinden könnten zudem in Kooperationsräumen neue Formen der Zusammenarbeit erproben. Böhm rechnet damit, dass sich die Personalsituation ab dem Jahr 2030 auch wieder verändern könnte. Die prognostizierten bis zu 100 Pensionierungen pro Jahr ab 2020 würden dann wieder zurückgehen. Gleichzeitig zeichnet sich nach Ansicht Böhms schon jetzt ab, dass die intensiven Bemühungen um Nachwuchs Wirkung zeigen. So hätten sich die Einstellungszahlen von zuletzt etwa 20 jungen Theologen im Jahr auf gegenwärtig über 40 nahezu verdoppeln lassen. Böhm setzt auch Hoffnung in die sogenannten Spätberufenen, die nach einer anderen Berufsausbildung den Pfarrberuf anstreben. Erfreulich ist hier die Entwicklung an den theologischen Fakultäten. Nachdem seit vielen Jahren bereits in Marburg alternative Wege in das Pfarramt ermöglicht werden, soll dies nun in absehbarer Zeit auch in Mainz und Frankfurt möglich werden.