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Balduinstein

Nachbarn fordern endlich Hilfe: Skurriler Rentner versetzt ganzes Dorf in Schrecken

Die Nachbarn haben mit vielen Fotos dokumentiert, was der psychisch kranke Rentner im Lauf der vergangenen Monate rund um seine Mietswohnung angestellt hat. Schimmeliges Essen, Müllberge und ein ungesicherter, angezapfter Heizöltank sind darauf zu erkennen. 
Die Nachbarn haben mit vielen Fotos dokumentiert, was der psychisch kranke Rentner im Lauf der vergangenen Monate rund um seine Mietswohnung angestellt hat. Schimmeliges Essen, Müllberge und ein ungesicherter, angezapfter Heizöltank sind darauf zu erkennen.  Foto: privat

Als der Mann mit Spiritus in der einen und einem Feuerzeug in der anderen Hand vor dem Schuppen neben ihrem Haus steht und brüllt: „Ich brenne das hier alles ab!“, ist die Grenze des Erträglichen endgültig überschritten: Zwei Nachbarinnen eines offensichtlich psychisch sehr kranken Mannes wissen sich nicht anders zu helfen, als eine lange Leidensgeschichte an die Öffentlichkeit zu bringen. Eine Geschichte, unter der ein ganzer Ort leidet. „Psychoterror ist das“, und: „Behördenversagen ersten Grades“, sei dafür verantwortlich, dass sich in Balduinstein seit Monaten niemand mehr sicher fühle.

Lesezeit: 5 Minuten
Seit April hat sich Folgendes im idyllischen Balduinstein zugetragen: Ein Rentner, der bisher hilfsbereit und freundlich im Ort lebte, wird nach 27 Jahren von seinem Lebensgefährten verlassen. Daraufhin verwahrlost er zusehends, wie mehrere Nachbarn bestätigen. Der Mann scheint ein Suchtproblem zu entwickeln. Das Geld, das der Rentner bekommt, bringt er ...
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Dutzende Polizeieinsätze – Kreisverwaltung untermauert wichtiges Grundrecht auf Freiheit

Die Diezer Polizei bestätigt, dass es eine Person in Balduinstein gibt, die Konflikte mit den Dorfbewohnern hat. Zahlreiche Vorgänge würden bearbeitet, es seinen Dutzende Vorfälle bekannt, man versuche „objektiv zu bleiben, aber die Situation ist schwierig.“

Ortsbürgermeisterin Marie-Theres Schmidt erklärt: „Der Fall hält uns alle seit Monaten in Atem. Doch als Ortsgemeinde haben wir keine Handlungsbefugnis.“ Sie habe mit den Behörden telefoniert, aber „wir müssen quasi warten, dass das eskaliert.“ Allen Bürgern sei daran gelegen, dass dem Mann geholfen wird, denn „er selber sieht nicht, dass er Hilfe braucht.“ Und:„Es ist beklemmend und nicht mehr kontrollierbar.Die Kirmes haben wir alle mit angehaltenem Atem gefeiert, weil man nie weiß, was als Nächstes passiert.“

Betreuerin Brigitte Felser betont: „Alles, was ich in meiner Position tun kann und darf, habe ich getan.“ Aber auch für sie gilt: „Solange sich der Mann nicht selbst gefährdet, sind mir die Hände gebunden.“ Nur wenn alle Betroffenen Anzeige erstatten, könne man weitere Schritte in die Wege leiten. Zuständig seien der Psychosoziale Dienst und die Unterbringungsbehörde.

Die Kreisverwaltung berichtet, das Ordnungsamt der VG Diez habe sich im Mai bei der KV gemeldet (Unterbringungsbehörde, Sozialpsychiatrischer Dienst, Betreuungsbehörde). Viele Gespräche und ein Hausbesuch seien erfolgt. Am 14. Mai brachte die Polizei den Mann nach Lahnstein in die Psychiatrie – ohne zwangsweise Unterbringung. Die Amtsärztin untersuchte ihn und es wurde eine Betreuung verfügt. Der Mann entließ sich bald auf eigenen Wunsch. Sofern der Mann sich oder andere gefährdet, „sollten Zeugen die Polizei kontaktieren“, betont die KV. Vor einer Einweisung gebe es viele Hürden: „Das geht nur über das Gericht.“ Es handele sich um einen harten Eingriff in das höchste Gut des Rechtsstaates: Die persönliche Freiheit. das

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