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Wiesbaden/Rhein-Lahn

Missbrauch in der Kirche: Das Schweigen hilft den Tätern

Das Bischöfliche Ordinariat soll neu strukturiert werden. Diese Zielsetzung ist Gegenstand eines aktuellen Transformationsprogramms. Foto:  Bistum Limburg
Das Bischöfliche Ordinariat soll neu strukturiert werden. Diese Zielsetzung ist Gegenstand eines aktuellen Transformationsprogramms. Foto: Bistum Limburg

Sexualisierte Gewalt ansprechen und Orte schaffen, wo sich Menschen darüber austauschen können – wie wichtig das ist, hat Dagmar Gerhards bei der jüngsten Diözesanversammlung betont.

Lesezeit: 3 Minuten
„Es ist wichtig, darüber zu sprechen, weil wir mit Schweigen den Tätern helfen“, sagte die Fachkraft für Kommunikation im Implementierungsprojekt der Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch im Bistum Limburg. Gerade weil sexualisierte Gewalt lange tabuisiert wurde, fehle es an grundsätzlichem Wissen, was Missbrauch mit Betroffenen mache, und an Sensibilität mit Blick ...
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Reforminitiative Maria 2.0: „No more bla bla bla“

Einen, so heißt es in der Pressemitteilung des Bistums, „begeisternden und ansteckenden Austausch“ hatte die Limburger Diözesanversammlung mit drei Vertreterinnen der katholischen Reforminitiative Maria 2.0. Die Initiative setzt sich unter anderem für den Zugang von Frauen zum Priestertum ein, fordert eine Abschaffung des verpflichtenden Zölibats und mahnt eine konsequente Aufarbeitung von Missbrauch an.

Mit dem Kirchenstreik im Frühjahr 2019 in Münster sei eine regelrechte Bewegung entstanden: „Wir sind etwas wie Fridays for Future. Wenn wir so jung wären wie Greta, würden wir sagen ,No more bla bla bla'“, erklärte die Frankfurter Rechtsanwältin Monika Humpert. Überall in der Bundesrepublik gebe es nun aktive Gruppen von Frauen, die sich für Reformen einsetzten und Kirche aus dem Inneren heraus verändern wollten. „Unser Problem ist, dass wir in der Kirche zu selbstgenügsam sind. Wir haben ja unseren Platz“, so Humpert. Dabei gebe es viele Menschen, die in dieser Kirche diesen Platz schon lange nicht mehr fänden.

Es sei nicht hinnehmbar, dass Kirche zudem zu einem „Ort der Hoffnungslosen“ geworden sei. „Ich will nicht hinnehmen, wie diese Titanic untergeht. Wir tun so, als ob es immer weitergeht“, sagte Humpert. Oben spiele die Musikkapelle und das Schiff sinke bereits.

„Der Missbrauchsskandal und der Umgang damit war ein Donnerschlag, der uns alle wachgerüttelt und jedem klar gemacht hat: Es muss etwas passieren in der katholischen Kirche!“, sagte Claudia Spieler aus Wettenberg. Schon als Jugendliche hat Spieler die katholische Kirche nach eigener Darstellung als veraltet und peinlich wahrgenommen. Gerade in der Kirche, die sich rühmt, besonders sozial zu sein, habe sie erlebt, dass Männer und Frauen nicht gleichberechtigt seien. Spieler machte zugleich deutlich, dass die Frauen Kirche nicht zerstören wollten: „Maria 2.0 ist keine Bewegung gegen die Kirche, sondern eine Bewegung für die Kirche. Alle, die wir uns hier engagieren, sind der innerste Kern in der Kirche.“ Die Kirche in Deutschland sei angezählt. Wenn jetzt nichts geschehe, dann sei sie nicht mehr zukunftsfähig.

Über die Auseinandersetzung mit in der Kirche kontrovers diskutierten Themen – das Frauenpriestertum, der Umgang mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und Homosexualität – kam auch die ehemalige Gemeindereferentin Elisabeth Kessels aus Wiesbaden zu Maria 2.0. Damals veranstaltete Kessels mit einem Team Sonntagsmatinees. „Die gleichen Themen, die wir in Sonntagsmatinees behandelten, sind auch die Themen, die Maria 2.0 behandelt. Wir haben uns dann dafür entschieden, in diesem Strom mitzuschwimmen“, so Kessels. Ein Anliegen sind ihr konkrete Änderungen in der pastoralen und liturgischen Praxis. Laien müsse erlaubt werden, im Gottesdienst zu predigen. Außerdem sollten nicht nur Priester und Diakone taufen dürfen. Die Diözesanversammlung kündigte an, entsprechende Forderung prüfen und gegebenenfalls verabschieden zu wollen.

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