Viel zu lange hat es gedauert, nun hat Deutschland endlich rund 50 unbegleitete Kinder und Jugendliche aus den überfüllten griechischen Flüchtlingslagern aufgenommen. Zehntausende Menschen auf der Flucht vor Krieg und Elend bleiben zurück, dabei stehen in Deutschland viele Erstaufnahmeeinrichtungen leer. Der SPDler Umut Kurt hat Recht, wenn er sagt, auf eine europäische Lösung der Probleme können wir nicht warten. Der Rhein-Hunsrück-Kreis könnte mit einem guten Beispiel vorangehen und sich bereit erklären, Menschen in Not aufzunehmen und ihnen zu helfen.
Wer diesem Vorschlag entgegnet, wir hätten mit der Corona-Pandemie doch gerade selbst genug Probleme, verschließt die Augen vor den Menschen, die die aktuelle Lage ganz besonders trifft. Auch wenn Sie meine Meinung nicht teilen können, bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ganz ausdrücklich finde ich es richtig, dass die Bundesregierung bei der Eindämmung der Corona-Pandemie und zur Abfederung ihrer wirtschaftlichen Folgen sehr viel Geld in die Hand nimmt. Wie sehr die sonst häufig so zerstrittenen Koalitionspartner in dieser Sache an einem Strang ziehen, ist mit einem Wort beschrieben: beeindruckend. Wie sehr bei alledem weiterhin über die Not der Menschen in den überfüllten Lagern an den Grenzen zur EU und auf den griechischen Inseln hinweggesehen wird, auch dafür fällt mir nur ein Wort ein, das empfinde ich als erbärmlich.
Die Mehrheit unserer Gesellschaft beweist aktuell, dass sie zu solidarischem Handeln bereit ist, um die vielen Menschen zu schützen, für die eine Infektion mit Covid-19 ein großes Risiko darstellt. Die hygienischen Zustände in den Flüchtlingslagern entlang der EU-Außengrenze sind verheerend, die Menschen deshalb besonders gefährdet. In Deutschland gibt es eine gute medizinische Versorgung, in den Lagern nicht.
Die Corona-Pandemie stellt uns alle auf eine große Probe, die wir in Deutschland bislang anscheinend mit gemeinsamen Kräften bewältigen können. Gegenüber den meisten anderen Ländern dieser Erde sind wir damit wohl in einer privilegierten Lage. Niemandem muss es schlecht gehen, weil wir Menschen in ihrer Not helfen. Wer soll es sonst tun? In dieser außergewöhnlichen Situation ist unsere Menschlichkeit gefragt.
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