Raucherkrebs: Auch Frauen bekommen jetzt die Quittung

In dieser Statistik haben die Frauen leider gewaltig aufgeholt: Heute sterben fast dreimal mehr von ihnen an typischen Raucherkrebsarten als noch vor 30 Jahren. Die Kurve steigt schockierend steil an: In den vergangenen drei Dekaden wuchs die Zahl der Frauen, die an bösartigen Lungen-, Bronchial- oder Kehlkopftumoren starben, um 186 Prozent.

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Im Jahr 2011 töteten diese Krebsarten 14 500 Frauen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden anlässlich des heutigen Weltnichtrauchertags berichtete. Zum Vergleich: Die Zahl der an Raucherkrebsarten verstorbenen Männer stieg im selben Zeitraum – also zwischen 1981 bis 2011 – „nur“ um rund 11 Prozent an. Trotzdem kamen insgesamt immer noch mehr Männer als Frauen durch eine solche Erkrankung ums Leben.

Im Jahr 2011 waren es bundesweit 31 000 männliche Opfer, die an den Folgen ihres Zigarettenkonsums starben. Für Prof. Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg ist der starke Anstieg bei Frauen eine „zeitverzögerte medizinische Reaktion auf das veränderte Rauchverhalten“. Heute bekämen Frauen „die Quittung“ dafür, dass es deutlich mehr Raucherinnen gebe als vor 30 Jahren. „Wenn Frauen rauchen wie Männer, werden sie auch sterben wie Männer“, sagte sie.

Dabei geht zumindest der Konsum von Zigaretten insgesamt zurück: 2003 wurden Tag für Tag 363 Millionen Stück geraucht, 2012 waren es nur 225 Millionen. Zigarren, Zigarillos und vor allem Feinschnitt gingen hingegen häufiger in Rauch auf – zehn statt neun Millionen Stück beziehungsweise 74 statt 51 Tonnen. Der tatsächliche Verbrauch liegt jedoch höher, denn das Bundesamt erfasst nur versteuerte Tabakwaren. Nach einer Studie des Robert Koch-Instituts raucht etwa jeder dritte Mann und jede vierte Frau

Immerhin: Bei Jugendlichen hat sich die Raucherquote zwischen 2001 und 2011 mehr als halbiert, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 2011 rauchten nur noch knapp 12 Prozent der 12- bis 17-Jährigen zumindest gelegentlich. Eine Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit legt nahe, dass Tabakwerbung zum Rauchen verleitet: „Je mehr Tabakwerbung Jugendliche schauen, desto häufiger rauchen sie – und werden letztendlich abhängig.“

Forscher hatten rund 1300 Kinder und Jugendliche zweieinhalb Jahre lang begleitet. Zu Beginn der Studie rauchten diese nicht, nach zehn Kontakten mit Tabakwerbung habe sich das Risiko des täglichen Rauchens um 30 Prozent erhöht. Ein klares Nein zu jeglicher Tabakwerbung in Deutschland fordert deshalb auch das Aktionsbündnis Nichtrauchen.

Bei der Umsetzung der entsprechenden EURichtlinie liege Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Staaten weit hinten. „Der einzige Zweck von Tabakwerbung besteht darin, Absatz und Akzeptanz des Rauchens zu fördern. Sie soll junge Menschen anregen, mit dem Rauchen zu beginnen, Raucher davon abhalten aufzuhören und Ex- Raucher motivieren, wieder anzufangen“, sagt Expertin Pötschke- Langer.

Bisher ist in Deutschland die Tabakwerbung nur partiell verboten, etwa in Printprodukten oder auf Plakaten. Weiterhin nutzen Tabakkonzerne jede Lücke, klagt Pötschke- Langer: „Nachdem Händler keine Gratisproben mehr verteilen dürfen, übernehmen das nun die Hersteller.“

Die Forderungen des Aktionsbündnisses, in dem neun Gesundheitsinstitutionen – darunter die Deutsche Krebshilfe – zusammengeschlossen sind, lauten: Verbot der Tabakwerbung am Verkaufsort, Verzicht darauf, Markennamen auf andere Produkte wie Parfums oder Schuhe zu übertragen und Einführung einer Standardverpackung.

„Gerade Frauen werden mit speziellen Produkten umworben, etwa der Slim- Zigarette“, so die Ärztin. Viele Deutsche finden zudem die Preise für Zigaretten zu niedrig, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergeben hat. 42 Prozent der Befragten waren dafür, den Preis pro Schachtel noch weiter anzuheben.

29 Prozent halten die Kosten für angemessen, ein Viertel war der Ansicht, dass Zigaretten billiger werden sollten. Der Rat der Expertin Pötschke- Langer vom Krebsforschungszentrum ist ohnehin klar: Aufhören! „Wir wissen vor allem aus Langzeitstudien aus England und den USA, dass ein Raucher im Vergleich zu einem Nichtraucher durchschnittlich gute 10 Jahre seines Lebens verliert.“