Mainz

Umfrage-Chef Daschmann: Weniger gehen zur Wahl

Gregor Daschmann, Professor für Publizistik an der Mainzer Uni, leitete zwei OB-Wahlumfragen im Auftrag von MRZ und Südwestrundfunk. Wir sprachen mit ihm über die veränderte Lage.

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Mainz – Gregor Daschmann, Professor für Publizistik an der Mainzer Uni, leitete zwei OB-Wahlumfragen im Auftrag von MRZ und Südwestrundfunk. Wir sprachen mit ihm über die veränderte Lage.

Untreuevorwürfe gegen Augustin und seine Rechtfertigung: Was bleibt bei den Bürgern hängen?

Augustin hat versucht, die Vorwürfe so gut wie möglich auszuräumen und Transparenz zu schaffen. In der Pressekonferenz am Mittwoch ist er offensiv aufgetreten, vom Kommunikationsstil her hat er es besser gemacht als Ex-Bundespräsident Wulff mit seiner Salamitaktik. Aber das Medienecho darauf ist kein Freispruch für Augustin. Beim Wähler kam die Botschaft an: Da ist eine Ungereimtheit im Busch und man weiß nichts Genaues.

Was bedeutet das für die Wahlbeteiligung?

Die wird runtergehen. Das Thema ist ein weiteres Tröpfchen in das Fass der Politikverdrossenheit: „Die da oben, die sich selbst bedienen, und wir da unten, die es bezahlen.“ Im Wahlkampf spielte das Wort von der Handkäsmafia eine Rolle und der Slogan vom Neuanfang. Da wenden sich manche enttäuscht ab, und es kann sein, dass das nicht nur CDU-Sympathisanten sind, sondern dass einige sagen: Es ist egal, wen man wählt, die sind doch alle vom Stamme Nimm.

Wer profitiert?

Auf den ersten Blick ist man geneigt zu sagen, es kostet Augustin viele Stimmen. Auf den zweiten Blick muss das nicht so sein. Es kann sein, dass das CDU-Lager eine Verschwörung wittert und einige in einer Art Trotzreaktion jetzt erst recht Augustin wählen. Das CDU-Lager in Mainz ist ja viel größer als die Stimmen, die Augustin bisher auf sich versammelt hat. Ich würde nicht prophezeien, dass er einen drastischen Einbruch erleidet.

Ist eine Entscheidung schon im ersten Wahlgang am Sonntag jetzt ein Stück wahrscheinlicher geworden?

Das glaube ich nicht. Dann müssten die Augustin-Stimmen komplett zu anderen Kandidaten wegwandern und das wird nicht passieren.

Müsste man jetzt nicht eigentlich eine neue Umfrage machen?

So kurz vor der Wahl nützt das niemandem mehr. Umfragen sind einige Zeit vor Wahlen sinnvoll um zu klären, wer welche Chancen hat. Allerdings wird das Wahlergebnis wahrscheinlich stärker von den Umfragen abweichen als üblich.

Die Fragen stellte Claudia Renner